Peter Hilfiker, CEO Schwyzer Kantonalbank SZKB, im Interview

Peter Hilfiker, CEO Schwyzer Kantonalbank SZKB, im Interview
Peter Hilfiker, ehemaliger CEO Schwyzer Kantonalbank SZKB. (Foto: SZKB)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Hilfiker, trotz dem schwierigen Umfeld hat die SZKB den Geschäftserfolg um 4 auf 121,6 Mio Franken gesteigert und damit das drittbeste Ergebnis der Geschichte erzielt. Der Jahresgewinn stieg um 2,1% auf 78,2 Mio Franken. Auf das Jahr 2019 gemünzt – Ende gut, alles gut?

Peter Hilfiker: Soweit würde ich nicht gehen. Das Jahr 2019 war sehr anspruchsvoll, vor allem auch aufgrund des schwierigen Umfelds im Zinsengeschäft. Das ausgezeichnete Ergebnis zeigt aber, dass die SZKB gut aufgestellt ist und strategisch vieles richtig macht. Die Ertragspfeiler Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft sowie der Handelserfolg wurden gestärkt und damit die Abhängigkeit vom Zinsergebnis reduziert.

Dank der Zunahme des Geschäftsvolumens konnte beim Brutto-Zinserfolg der Vorjahreswert von 179 Mio Franken egalisiert werden. Die Gesamtbankzinsmarge selber nahm 2019 im Vergleich zum Vorjahr aber von 0,99 auf 0,95% ab. Wie werten Sie das Resultat im Zinsengeschäft?

Das Vorjahresergebnis praktisch auf den Franken zu halten, ist ein gutes Resultat. Wir haben aber vor allem im zweiten Semester feststellen müssen, dass der Wettbewerb im Zinsengeschäft deutlich zugenommen hat und die Margen immer schneller ins Rutschen geraten. Also keine guten Zeichen für das Jahr 2020.

Wie stark belasten die Negativzinsen und wie lange werden die SZKB und andere Geldinstitute mit diesen noch «leben» müssen?

Die Negativzinsen sind eine enorme «Hypothek». Auf der Passivseite schmelzen die Erträge wie der berühmte Schnee in der Märzsonne. Wir verdienen praktisch nichts mehr. Ein Ende ist aus meiner Sicht nicht abzusehen. Langfristig werden die Banken stark geschwächt. Wenn ich einen Begriff aus der Medizin verwenden darf: Es ist eine Art «Schwindsucht» mit für die Zukunft unabsehbaren Folgen.

«Kunden können sehr gut zwischen der Bank als Institution und einzelnen Exponenten der Bank unterscheiden. Objektiv gab es ja zu keinem Zeitpunkt Zweifel an der Solidität und Qualität der SZKB.»
Peter Hilfiker, CEO Schwyzer Kantonalbank SZKB

Der Kommissionserfolg legte um 5,5% auf über 44 Mio Franken zu. Was hat das sehr erfreuliche Resultat beeinflusst?

Natürlich das ausgezeichnete Börsenjahr 2019, das beste seit 2005. Dazu kommt, dass es uns gelungen ist, die SZKB als erstklassige Anlagebank zu positionieren. Dies vor allem mit unseren eigenen Fonds und der guten Akzeptanz, die unsere Vermögensverwaltungsmandate bei den Kunden finden.

Die SZKB hat im vergangenen Jahr rund 7000 Neukunden gewonnen. Überrascht Sie dies in Anbetracht der Negativschlagzeilen und des Wirbels um Bankratspräsident Kuno Kennel und dessen Rücktritt?

Nicht wirklich! Kunden können sehr gut zwischen der Bank als Institution und einzelnen Exponenten der Bank unterscheiden. Objektiv gab es ja zu keinem Zeitpunkt Zweifel an der Solidität und Qualität der SZKB. Gelegentlich schadet es nicht, als Betroffener die tatsächliche Bedeutung des Geschehens in der Aussensicht zu reflektieren. Wir überschätzen als Involvierte häufig die tatsächliche Bedeutung von Einzelereignissen.

Über Anlagemöglichkeiten hinaus – was beschäftigt Ihre Kunden derzeit am meisten?

Ganz klar die Negativzinsen und damit verbunden die Frage, wann die Bank «Negativzinsen für alle» einführt.

Verschiedene Faktoren und Unsicherheiten belasten die Konjunktur – aktuell gehört dazu auch das Coronavirus. Von welcher Entwicklung gehen Sie 2020 für die Schwyzer Wirtschaft und deren wichtigste Branchen aus?

Wenn die Unsicherheiten anhalten, dann gehe ich von eher tiefen Wachstumszahlen von 0.6% aus. Das Coronavirus hat das Potenzial vor allem im Tourismus grössere Spuren zu hinterlassen, sollte sich die damit verbundene Unsicherheit bis in die Hauptreisesaison hinziehen.

Die tiefen Zinsen gehen einher mit der steigenden Nachfrage nach Wohneigentum. Wie haben sich die Hypothekarforderungen 2019 entwickelt?

Wir waren mit dem Wachstum zufrieden. Im Interessendreieck Marge-Volumen-Risiko sind wir eher bereit, bei der Marge Abstriche zu machen. Ein Aufweichen der Risikopolitik ist nicht opportun.

«Aufgrund unserer eigenen E-Hypo erkennen wir aber, was für ein «Schadenpotenzial» digitale Produkte aufweisen.»

Wie stark spürt die SZKB die zunehmende Konkurrenz – vor allem aus dem Online-Bereich?

Im Heimmarkt spüren wir diese neue Konkurrenz noch nicht all zu sehr. Aufgrund unserer eigenen E-Hypo erkennen wir aber, was für ein «Schadenpotenzial» digitale Produkte aufweisen. Ein wertvoller Nebeneffekt der E-Hypo war und ist, dass wir sehr viel in diesem Bereich gelernt haben und neue Erkenntnisse zum digitalen Markt gewinnen.

Ein knappes Angebot an Einfamilienhäusern und immer mehr Mietwohnungen auf dem Markt – präsentiert sich so auch im Kanton Schwyz der Markt für Wohnimmobilien?

Der Immobilienmarkt im Kanton Schwyz ist immer noch robust. Die Preise für selbstbewohntes Stockwerkeigentum haben in den letzten zwölf Monaten noch einmal angezogen. Einfamilienhäuser sind hier Mangelware und entsprechend teuer. Mietwohnungen sind sicher genug vorhanden, aber immer noch -wenn auch mit Mehraufwand – gut zu vermarkten.

«Die Weitergabe von Negativzinsen wird ein akutes Thema bleiben.»

Erwarten Sie für das laufende Jahr eine Veränderung des Geschäftsumfelds der SZKB und welchen Geschäftsgang erwarten Sie 2020?

Grundlegende Veränderungen erwarte ich nicht, aber noch einmal eine deutliche Verschärfung des Wettbewerbs im Aktivgeschäft und damit eine weitere Erosion der jetzt schon knappen Margen. Die Weitergabe von Negativzinsen wird ein akutes Thema bleiben.

Letzte Frage: Auf Ihre Initiative hin herrscht bei der SZKB seit vergangenem Jahr die «Du-Kultur», sprich, alle Mitarbeitenden duzen einander. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Ich war am Anfang skeptisch und gestehe, dass ich mich daran gewöhnen musste. Heute darf ich sagen, dass der Schritt richtig war. Persönlich stelle ich fest, dass dadurch die Barriere, mit mir den Dialog zu suchen, deutlich niedriger geworden ist. Der respektvolle Umgang miteinander ist geblieben. Daran hat die Einführung der DU-Kultur nichts geändert.

Herr Hilfiker, wir bedanken uns für das Interview.

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