Abstufung bringt Portugal in immer grössere Nöte

Abstufung bringt Portugal in immer grössere Nöte

Fernando Teixeira dos Santos, geschäftsführender Finanzminister Portugals.

London – Portugal steht am Finanzmarkt zunehmend mit dem Rücken zur Wand. Nach der Ratingagentur Fitch am Donnerstag hat jetzt auch der Konkurrent Standard & Poor’s (S&P) die Einstufung für Portugal nach dem gescheiterten Sparprogramm und dem Rücktritt des Regierungschefs José Sócrates gesenkt. Zudem bleibe der Ausblick negativ, teilte S&P am Freitag in London mit.

Damit droht dem Land bald die nächste Abstufung. Für Portugal wird es damit immer schwerer, sich selbst am Markt finanzieren zu können – die Flucht unter den Rettungsschrim der Euro-Staaten wird damit immer wahrscheinlicher. Die Zinsen für portugiesische Anleihen stiegen am Freitag auf einen neuen Rekord. Die langfristige Kreditwürdigkeit des Landes wurde um eine Stufe von ‹A-‹ auf ‹BBB› gesenkt, hiess es in der Mitteilung. Die politische Unsicherheit in Portugal sei weiter gestiegen, dadurch dürfte das Vertrauen der Märkte weiter schwinden und die finanziellen Risiken Portugals weiter steigen. Sollte S&P Portugal erneut abstufen, würden die Anleihen den Status des so genannten «Investment Grade», das S&P für solide Schuldner vergibt.

Griechenland mit Ramsch-Status
Bei allen Bewertungen darunter handelt es sich nach der Einstufung S&Ps um Anlagen mit stark spekulativem Charakter. Im Börsen-Jargon werden S&P-Noten unter der Stufe ‹BBB› auch als Ramsch-Status bezeichnet. Unter den europäischen Ländern hat derzeit nur Griechenland solch eine Bewertung. Die langlaufenden Anleihen des griechischen Staates werden von S&P derzeit mit ‹BB+› benotet. Auch hier droht bald wieder eine Abstufung. Zum Vergleich: Deutschland hat die Höchstnote «AAA» von S&P. Portugal nach Griechenland und Irland als nächster Kandidat für den Rettungsschirm der Europäischen Union. Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich am Donnerstagabend in Brüssel auf eine historische Reform zur Absicherung des Euro geeinigt. Noch ist aber unklar, ob sich die nervösen Finanzmärkte damit dauerhaft beruhigen lassen.

Euro bewegt sich kaum
Zumindest am Freitag blieb die Lage am Devisenmarkt relativ ruhig – der Euro bewegte sich kaum. Die hohe Verschuldung einiger Euro-Länder wie Griechenland, Irland, Italien, Portugal oder Spanien hatte den Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung Mitte 2010 unter die Marke von 1,20 Dollar gedrückt. Die Euro-Staaten hatten mit mehreren Rettungsaktionen dagegen gehalten. Der Euro stabilisierte sich daraufhin wieder und kostete zuletzt wieder deutlich mehr als 1,40 Dollar. Am Freitagmittag notierte der Euro bei 1,4161 Dollar und damit etwas über dem Niveau vom Donnerstag. Die Entscheidung der Euro-Länder war erwartet worden und die Aktionen von Ratingagenturen wurden am Markt zuletzt nicht mehr so stark beachtet wie noch zu Beginn der Schuldenkrise in der Eurozone Anfang 2010. (awp/mc/upd/ps)

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