Jürg Bucher, CEO Post und PostFinance.
Bern – Die Schweizerische Post hat im ersten Halbjahr 2011 einen Konzerngewinn von 550 Mio CHF erwirtschaftet. «Das ist bisheriger Halbjahresrekord», sagte Post-Sprecher Mariano Masserini. Dafür verantwortlich ist unter anderem der anhaltende Zufluss neuer Kundengelder. Der Gewinn liegt damit um 14% oder 66 Mio CHF höher als im ersten Halbjahr 2010, wie die Post am Donnerstag mitteilte. Dieser Rekord habe folgende Gründe: ein Zuwachs an Kundengeldern, höhere Zinserfolge bei PostFinance und gesteigerte Effizienz.
Aufgrund dieser Zahlen erwartet die Post für das gesamte Geschäftsjahr 2011 ein Ergebnis auf Höhe des Vorjahres. Auch dieses hatte alle bisherigen Rekorde gebrochen – 2010 erzielte das Unternehmen mit einem Konzerngewinn von 910 Mio CHF das beste Resultat aller Zeiten. Postchef Jürg Bucher redet in seinem Ausblick nicht von Rekorden, wie er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda sagte. Wegen der Sommermonate sei das zweite Semester traditionell schwächer. Zudem würden die Anlagemöglichkeiten der PostFinance durch die herrschenden Beinahe-Null-Zinsen eingeschränkt.
PostFinance legt erneut deutlich zu
Einmal mehr erwies sich die PostFinance als Goldgrube für die Post. Das Betriebsergebnis nahm um satte 20,4% zu – von 274 auf 330 Mio CHF. Damit erzielte das Unternehmen allein mit seiner Finanzdienstleistungstochter 60% des konzernweiten Betriebsergebnisses. Dazu geführt haben der Zufluss an Kundengeldern und der damit verbundene Zinserfolg. Im ersten Halbjahr wurden 103’000 neue Konten eröffnet, vor allem in CHF. Bemerkenswert war aber auch der Zuwachs an Eurokonti. Allein im laufenden Jahr wurden 18’000 eröffnet, auf die 300 Mio flossen. Drei Viertel stammen von Privatkunden, die damit auf eine Erholung des Euro spekulieren. Ingsesamt flossen der PostFinance neue Kundengelder von netto 6 Mrd CHF zu, wie Bucher erklärte. Er stellt dabei keine Abnahme des seit längerem anhaltenden Booms fest. Das Vertrauen in den Finanzdienstleister sei hoch.
Brief behauptet sich
Erfolgreich war die Post auch in ihren anderen drei Geschäftsfeldern – wenn auch etwas uneinheitlich. Im Kommunikationsmarkt erzielte sie ein Betriebsergebnis von 80 Mio CHF (Vorjahr 79 Mio). Sie verarbeitete rund 1% mehr adressierte Inlandbriefe. Der Brief, dem bereits der Untergang prophezeit wurde, behauptet sich damit, wie Bucher sagte. Ein Brief sei immer noch attraktiv und erziele mehr Wirkung als andere Mails. Zudem habe die gute Konjunktur den Briefversand befördert. Auf der anderen Seite beförderte die Post 1,7% weniger Pakete, was sich auf das Ergebnis im Logistikmarkt niederschlägt. Es sank von 76 Mio CHF in der Vorjahresperiode auf 73 Mio im laufenden Jahr. Hauptgrund ist, dass die Deutsche Post die Importpakete aus dem Nachbarland neu durch ihre Tochter DHL Schweiz verzollen und zustellen lässt.
Poststellen und Verkauf bleiben Sorgenkinder
Erfolgreicher war der öffentliche Verkehr. PostAuto steigerte das Betriebsergebnis von 17 auf 19 Mio CHF. Ausschlaggebend war der Angebotsausbau. Sorgenkind der Post blieben weiterhin die Poststellen und der Verkauf. Diese schenkten im ersten Halbjahr ein Defizit von 70 Mio CHF ein und damit deutlich mehr als in der Vorjahresperiode. Bucher erklärte, die Post halte am Strategieziel von 3600 Zugangsgspunkten fest. Allerdings werde weiter flexibilisiert, Poststellen also in Agenturen oder in den Hausservice überführt.
Eigenkapital bleibt Baustelle
Wegen des Wechselkurses etwas weniger positiv hat sich der Konzernumsatz entwickelt. Er sank von 4,311 Mrd CHF im ersten Halbjahr 2010 auf 4,305 Mrd. Eine Baustelle bleibt das Eigenkapital, das laut Mitteilung «unter dem angestrebten Niveau eines Logistik- und Finanzdienstleistungskonzerns» liegt. Mit der Umwandlung von Post und PostFinance in Aktiengesellschaften und der Unterstellung von PostFinance unter die Finanzmarktaufsicht FINMA steigen die Anforderungen an das Eigenkapital zusätzlich. (awp/mc/upd/ps)