Postfinance mit deutlich tieferem Halbjahresergebnis
Bern – Die Postfinance hat im ersten Halbjahr 2018 wegen markant tieferer Erträge aus dem Zinsdifferenzgeschäft sowie eines einmaligen Sondereffekts im Vorjahr einen Gewinneinbruch verzeichnet. Da das Zinsgeschäft unter Druck bleibt, dürften die Gewinne in Zukunft noch weiter schmelzen.
Ganz überraschend kam der Rückgang im Berichtssemester nicht: Er hatte sich bereits im ersten Quartal abgezeichnet. «Die negative Entwicklung entspricht aufgrund der anhaltenden Tiefzinsphase an den Geld- und Kapitalmärkten den Erwartungen», schrieb die Post-Tochter denn auch in einer Mitteilung vom Donnerstag.
Konkret fiel das Halbjahresergebnis (EBT) mit 125 Millionen Franken um rund zwei Drittel tiefer aus als im Vorjahressemester. Etwas weniger dramatisch, wenn auch ebenfalls hoch, war das Minus beim gesamten Geschäftsertrag mit rund einem Viertel auf noch 683 Millionen Franken.
Der Gewinnrückgang wurde massgeblich durch einen um 82 Millionen Franken tieferen Zinserfolg verursacht. «Das Zinsgeschäft ist unser Kerngeschäft. Es ist aber wegen der Negativzinsen unter Druck», brachte CEO Hansruedi Köng die Situation der Postfinance an einer Telefon-Konferenz auf den Punkt.
Vor allem das von der Politik auferlegte Kreditverbot mache das Geschäft schwierig. So kann die Postfinance bekanntlich keine eigenen Hypotheken an Kunden vergeben. Während die meisten Banken ihre Zinsmarge konstant hätten halten können, sei das bei der Postfinance wegen des Verbots nicht möglich, sagte Köng.
Zwischen 2014 und 2016 habe man das Zinsergebnis noch einigermassen stabil halten können, indem man parallel zu den tieferen Erträge für Anlagen die Zinsen für die Guthaben der Kunden gesenkt habe, ergänzte Finanzchef Kurt Fuchs. Dies sei nun aber nicht mehr möglich. Im Gegenteil: In nächster Zeit würden weitere Anlagen aus der Vergangenheit mit höheren Zinsen fällig, so dass das Zinsergebnis noch weiter sinken werde.
Hoher Sondereffekt im Vorjahr
Für den grossen Gewinnrückgang zum Vorjahr war allerdings auch ein relativ hoher Sondereffekt (Gewinn aus dem Verkauf von zwei Aktienportfolios) verantwortlich. Aber auch ohne wäre der Gewinn um rund die Hälfte eingebrochen, wie Fuchs vorrechnete.
Der Finanzdienstleister sieht allerdings auch «Lichtblicke». So hat sich das Kommissionsgeschäft, das im Vergleich zum Vorjahr rund 15 Millionen Franken mehr einbrachte, positiv entwickelt. «Es ist angesichts des schwierigen Zinsumfeldes umso wichtiger, dass wir unsere Ertragsstruktur diversifizieren», sagte CEO Köng. Die Kunden nähmen Postfinance vermehrt auch als Anlagebank wahr und würden die neuen Angebote auch nachfragen. Man werde dieses Geschäft, das sogenannte indifferente Geschäft, denn auch weiter forcieren.
Dem Einbruch auf der Ertragsseite versucht Postfinance aber auch mit Sparmassnahmen zu begegnen. So sank etwa der durchschnittliche Personalbestand im Vergleich zum ersten Semester um 131 Personeneinheiten. Insgesamt hat dies zu einem Rückgang des Personalaufwandes um 7 Millionen Franken geführt.
Angesichts der einbrechenden Ertragsseite braucht es hier also mehr. Die Postfinance hat bereits im Juni angekündigt und nun bestätigt, dass sie bis Ende 2020 rund 500 Stellen abbauen will. Dabei soll es – wie ebenfalls bereits angekündigt – auch zu Kündigungen kommen.
Negativzinsen: Tieferer Schwellenwert für Privatkunden
Aber auch die Kunden bekommen die schwierige Situation vermehrt zu spüren. Bekanntlich parkiert Postfinance wegen des Kreditverbotes bzw. «mangels rentabler Anlagemöglichkeiten» einen Teil ihrer Kundengelder bei der Nationalbank (SNB). Die Negativzinsen, die sie dafür der SNB bezahlen muss, verrechnet sie teilweise den Kunden in Form von Gebühren. Trotzdem seien dem Institut in den letzten zwölf Monaten über 3,6 Milliarden Franken an neuen Kundengeldern zugeflossen.
Man sehe sich deshalb gezwungen, per 1. Oktober den Schwellenwert für solche Gebühren bei den Privatkunden von bisher einer Million Franken auf neu 500’000 Franken zu senken, bei den Geschäftskunden würden die bereits früher eingeführten Massnahmen derweil «noch konsequenter angewendet», hiess es. Postfinance rechnet damit, dass von den neuen Gebühren rund 6’000 bis 7’000 zusätzliche Privatkunden betroffen sein werden. Die überwiegende Mehrheit der 2,5 Millionen Privatkunden werde damit auch weiterhin keine Gebühr zahlen müssen, versicherte Postfinance.
Um die Einnahmen zu steigern, seien ausserdem Gebührenerhöhungen unumgänglich, sagte Konzernchef Köng. Wie diese genau aussehen werden, werde man in der ersten Hälfte Oktober bekannt geben. (awp/mc/ps)