Bern – Die Postfinance hat im ersten Halbjahr 2022 den Ertrag wie auch die Gewinnzahlen deutlich verbessert. Die Zahl der Kunden ging wie erwünscht weiter zurück.
Insgesamt erwirtschaftete die Finanztochter der Schweizerischen Post in den ersten sechs Monaten des Jahres einen knapp 9 Prozent höheren Betriebsertrag von 817 Millionen Franken, wie den am Dienstag veröffentlichten Halbjahreszahlen der Post zu entnehmen ist. Unter dem Strich verdoppelte das Institut den Betriebsgewinn auf 164 Millionen.
Der Rückgang im Zinsdifferenzgeschäft habe zwar angehalten, heisst es weiter. Die Bank habe aber von höheren Erträgen aus den Guthabengebühren und dem Interbankengeschäft profitiert. Zudem hätten höhere Erträge aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft zum guten Ergebnis beigetragen.
Kundenschwund hält an
«Das deutlich verbesserte Ergebnis von Postfinance zeigt, dass sich unsere Strategie bewährt», sagte Post-Finanzchef Alex Glanzmann an einem Mediengespräch. «Wir wollen diese Strategie deshalb auch fortsetzen.»
Kunden, mit denen kaum Ertrag erzielt werden kann, sind bei der Postfinance konkret nicht mehr im Fokus. Denn im aktuellen Zinsumfeld könnten die Kundengelder wegen des Kreditvergabeverbotes ökonomisch nicht sinnvoll angelegt werden, hatte es zuletzt immer wieder geheissen. Deshalb und wegen erhöhter regulatorischer Anforderungen werde ein Rückgang der Kundenzahl angestrebt.
Insgesamt zählte das Institut zum Quartalsende noch knapp 2,49 Millionen Kundinnen und Kunden, rund 90’000 weniger als per Ende 2021. Innert Jahresfrist verlor das Institut sogar mehr als 140’000 Kundinnen und Kunden.
Keine Anlage-Kunden verloren
Rückläufig entwickelten sich auch die Kundenvermögen: Diese betrugen Ende Juni noch 103,2 Milliarden Franken nach 110,7 Milliarden per Ende 2021. Der Rückgang dürfte aber vor allem der schwachen Entwicklung an den Finanzmärkten geschuldet sein.
Dies gilt auch für den Bereich der sogenannten zinsindifferenten Kundenvermögen. Das sind etwas Anlagen in Fonds, welche von der Postfinance als attraktives Geschäft beurteilt werden. Konkret gingen die Volumina im ersten Halbjahr um fast 8 Prozent auf 15,8 Milliarden zurück. Post-CFO Glanzmann betonte aber, dass die Zahl der Kunden in diesem Geschäft nicht rückläufig gewesen sei.
Zudem hat die Postfinance in Kooperation mit Partnerbanken Hypotheken in Höhe von 6,3 Milliarden Franken vergeben. Der Post-Tochter ist es weiterhin untersagt, selbst Kredite und Hypotheken zu vergeben.
Druck auf Zinsertrag
Im zweiten Halbjahr erwartet die Postfinance laut den Angaben im Zinsgeschäft einen deutlich tieferen Ertrag. Hintergrund ist der Zinsschritt der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vom Juni, der sich kurzfristig negativ auf die Erträge aus Guthabengebühren und dem Interbankengeschäft auswirke.
Zwar geht die Bank laut den Angaben davon aus, dass sich die Aussichten für das klassische Zinsdifferenzgeschäft mittelfristig wieder verbessern werden. Diese Erholung werde aber nur schrittweise erfolgen. (awp/mc/ps)