Credit Suisse-CEO Tidjane Thiam. (Foto: CS)
Zürich – Die Grossbank Credit Suisse bereitet laut der «Financial Times» eine «erhebliche» Kapitalerhöhung vor. Die Details werde der neue CEO Tidjane Thiam am 21. Oktober präsentieren, wenn er die Ergebnisse der strategischen Überprüfung vorstellen will, heisst es in dem Bericht unter Berufung auf Insider weiter.
Ein genaues Volumen der Kapitalerhöhung nannten die Quellen nicht. Sie verwiesen aber auf eine in der vergangenen Woche von Goldman-Sachs-Analysten veröffentlichte Umfrage, wonach 91% der Investoren eine Kapitalerhöhung von mehr als 5 Mrd CHF erwarten.
Mit dem frischen Geld sollen Kosten für eine möglichst schnelle Restrukturierung der Bank finanziert werden, zitiert das Blatt die Quellen weiter. Allerdings brauche die CS auch einen grösseren Kapitalpuffer, um den zunehmenden regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden.
Zudem wolle Thiam die laufenden Kosteneinsparungen noch stärker anschieben und sehe im Gegenzug höhere Investitionen in technologische Lösungen vor.
Karten kommen am 21. Oktober auf den Tisch
Am 21. Oktober will der seit Sommer amtierende Thiam seine Pläne vorstellen, mit denen er die Bank in eine bessere Zukunft führen will. Das Institut hat auch nach der Finanzkrise an einem umfangreichen Investmentbanking festgehalten, was sich bisher kaum ausgezahlt hat. Hinzu kamen hohe Kosten für Rechtsstreitigkeiten.
Einsparpotenzial sieht Thiam dem Bericht zufolge vor allem im Anleihenhandel, der bislang zum Kern des Investmentbankings zählte, aber zuletzt schwächelte. Ferner wolle sich der neue CEO von weniger profitablen Geschäften wie dem US Broker-Dealer Geschäft trennen. An der US-Präsenz werde man aber festhalten.
Dagegen könne sich Thiam für ein stärkeres Aktiengeschäft begeistern. Dem Bericht zufolge will Thiam bei der Credit Suisse die Vermögensverwaltung und das Fondsgeschäft ausbauen.
Zum Thema Übernahmen hatte Thiam bereits frühzeitig Spekulationen über ein Interesse am Konkurrenten Julius Bär einen Riegel vorgeschoben. Dies habe er intern nochmals sehr deutlich gemacht, heisst es in dem Bericht der ‹FT›.
Straffere Führung
Auch die Führungstruktur der Credit Suisse wird dem Bericht zufolge gestrafft. Die bisher gängige Praxis, Divisionen mit zwei oder drei Co-Leitern zu versehen, werde wahrscheinlich fallen gelassen. Künftig werde die Credit Suisse wohl eher mit regionalen Vorstehern über alle Geschäftsbereiche hinweg operieren, so eine Quelle.
Die Credit Suisse wollte den Artikel auf Anfrage von AWP nicht kommentieren.
Aktien sacken ab
Die Aktien der Credit Suisse hatten bereits im frühen Handelsverlauf unter der Gewinnwarnung der Deutschen Bank gelitten und sackten am Nachmittag mit dem Artikel nochmals deutlich ab. Bis zum Handelsschluss büssten die Papiere in einem freundlichen Gesamtmarkt 3,6% ein.
Von Händler hiess es, das Wort «substanziell» lasse mit Blick auf den 21. Oktober aufhorchen. Ausserdem, so ein Händler weiter, zeichne sich ab, dass die CS auch unter Thiam keinen radikalen Umbau anstrebe. Gerade in diesem Punkt hätten sich einige Analysten offenbar mehr erhofft. Zudem sei man davon ausgegangen, dass die ohnehin erwartete Kapitalerhöhung für einen Ausbau des Geschäfts verwendet werde – und nicht für eine Bereinigung der Altlasten.
Von einer weiteren Adresse heisst es, am Markt sei schon seit geraumer Zeit über notwendige Kapitalmassnahmen in der europäischen Bankenlandschaft spekuliert worden. Zuletzt hätten viele Marktteilnehmer die Deutsche Bank als möglichen Kandidaten auf dem Plan gehabt. «Nun aber kommt der erste Aspirant aus einer ganz anderen Ecke und die Credit Suisse hatten nicht viele Marktteilnehmer auf ihrer Agenda für einen solchen Schritt», erklärt der Marktteilnehmer. (awp/mc/upd/ps)