Zürich – Die Derivate-Spezialistin Leonteq sieht sich mit happigen Compliance-Vorwürfen konfrontiert: Die «Financial Times» (FT) schreibt unter Berufung auf Whistleblower, die Zürcher Derivatboutique habe möglicherweise Geldwäscherei und Steuerhinterziehung zugelassen. Leonteq weist die Vorwürfe «entschieden» zurück.
Im Fokus stünden zwei Handels-Deals von Anfang 2021, schreibt die FT. Laut den Whistleblowern hätten diese wegen Verdachts auf Geldwäscherei und Steuerhinterziehung den französischen Behörden gemeldet werden müssen. Dies, nachdem sich herausgestellt hatte, dass hohe Kommissionen an ein Unternehmen auf den Britischen Jungferninseln gezahlt worden seien – statt an den Broker in Frankreich, der die Leonteq-Investment-Produkte verkauft habe.
Leonteq weist Vorwürfe zurück
Leonteq verfolge eine strikte Null-Toleranz-Politik in Bezug auf nicht konformes Geschäftsverhalten, sagte ein Sprecher auf Anfrage von AWP. Die Vorwürfe seien sowohl auf der Ebene der Compliance-Abteilung als auch auf der Ebene der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats mit der nötigen Sorgfalt und entsprechenden Prozessen behandelt, überwacht und gemeldet worden.
Weiter seien die Vorwürfe von der internen Kontrollabteilung, der internen Revision von Leonteq und einem Expertenteam von Regulierungsfachleuten von EY untersucht worden. «Alle Untersuchungen ergaben, dass keine wesentlichen Missstände vorlagen.» Die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat von Leonteq verpflichteten sich weiterhin, höchste Integritäts- und Compliance-Standards einzuhalten.
EY zu wenig unabhängig für Untersuchung
Allerdings stellt FT die Unabhängigkeit der Untersuchung in Frage. So habe Leonteq ausgerechnet die eigene Revisorin EY Schweiz beauftragt statt einer unabhängigen Firma. EY sei dann auch zum Schluss gekommen, die Transaktionen müssten nicht gemeldet werden.
Die Untersuchung sei jedoch durch ein spezialisiertes EY-Team durchgeführt worden, das unabhängig vom internen Revisionsteam arbeite, sagte der Leonteq-Sprecher. EY Schweiz könne sich nicht zu spezifischen Kundenangelegenheiten äussern, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsprüfers auf Anfrage von AWP. «Wir verfügen über robuste interne Prozesse, um eine hohe Qualität der Arbeit zu gewährleisten.»
Dem Untersuchungsbericht zufolge habe Leonteq – wenn die Geschäfte so abgewickelt worden seien, wie das Team im Nahen Osten es beschreibe – «keine Kontrolle» darüber, ob Unternehmen, die Leonteq-Produkte vertreiben, die Regeln brechen würden, schreibt FT.
Leonteqs Vertriebspartner seien regulierte Finanzintermediäre, die die von der jeweiligen Finanzmarktbehörde erlassenen Vorschriften einhalten müssten, sagte der Leonteq-Sprecher. Stelle Leonteq einen Verstoss zum Beispiel gegen die Vertriebsvereinbarung fest, ergreife die Gesellschaft entsprechende Massnahmen. «In jedem Fall kann Leonteq nicht für einen Verstoss gegen die Vertriebsvereinbarung durch einen Dritten verantwortlich gemacht werden.»
Informelle Kommunikation
Als Problem stellten die internen Whistleblower auch eine bei Leonteq verbreitete «informelle» Kommunikation dar, etwa über Whatsapp. «Die Telefone der Mitarbeitenden mit regulierten Geschäftsaktivitäten werden aufgezeichnet», hiess es dazu von Leonteq. Darüber hinaus seien Messaging-Apps für die Abwicklung von Geschäften mit Kunden nicht erlaubt. (awp/mc/ps)
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