Privatbanken 2023 dank starkem Zinsgeschäft in guter Verfassung
Zürich – Die Schweizer Privatbanken haben sich im vergangenen Jahr vor allem dank dem günstigen Zinsumfeld in starker Verfassung gezeigt. Gleichzeitig haben sie aber auch ihre Kosten etwa durch die Anstellung von neuen Kundenberatern erhöht, was sich nun erst noch in steigenden Kundenvermögen auszahlen muss.
Auf der Ertragsseite profitierten Privatbanken 2023 von einem Anstieg im Zinsengeschäft um mehr als einen Viertel, wie der am Mittwoch veröffentlichten Studie «Clarity on Swiss Private Banks» des Beratungsunternehmens KPMG zu entnehmen ist. «Die Frage stellt sich nun, wie einmalig die Situation 2023 war», sagte Philipp Rickert, Leiter Financial Services bei KPMG Schweiz, bei der Präsentation der Studie.
Kleine Banken profitierten
So gingen im Gegensatz zu den Zinserträgen die Erträge in dem für die Vermögensverwalter wichtigen Kommissionsgeschäft um 4 Prozent zurück. Insgesamt erhöhten sich die Erträge der Privatbanken im vergangenen Jahr auf gut 20,5 Milliarden Franken von 19,9 Milliarden im Jahr davor.
Am stärksten profitierten laut der Studie die kleinen Privatbanken: Da sie auf ihren Kundengeldern vergleichsweise tiefe Zinsen bezahlten, konnten sie das Zinsergebnis stark verbessern und erzielten Ertragszunahmen von rund 20 Prozent. Profitieren konnten aber auch die mittelgrossen Institute, während die acht grössten Privatbanken ihr Zinsergebnis deutlich moderater steigerten: Weil sie oft gewichtige Grosskunden mit Verhandlungsmacht hätten, müssten sie ihren Kunden meist auch höhere Zinsen entrichten als die kleinen Banken, stellten die KPMG-Experten fest.
Noch kein Effekt von neuen Kundenberatern
Einen eher moderaten Anstieg zeigten die verwalteten Vermögen (AuM) der Privatbanken: Insgesamt stiegen die AuM der 73 in der Studie berücksichtigten Institute auf 3,0 Billionen von zuvor 2,9 Billionen Franken. Allerdings wurden Kursgewinne an den insgesamt freundlichen Finanzmärkten durch die Franken-Aufwertung zunichte gemacht.
Verantwortlich für den Anstieg waren entsprechend vor allem die Netto-Neugelder von 67 Milliarden Franken. Dabei waren die grossen Institute im Einsammeln neuer Kundengelder mit einem Neugeldwachstum von 2,8 Prozent erfolgreicher als die mittleren (+1,8 Prozent) und kleineren Banken (+1,4 Prozent). Viele dürften damit unter den eigenen Vorgaben geblieben sein – die Ziele grosser Privatbanken bezüglich Neugeldwachstum lägen oft zwischen 3 und 6 Prozent, sagte KPMG-Experte Christian Hintermann.
Nur wenig Einfluss hatten im vergangenen Jahr offenbar die umfangreichen Anstellungen von Kundenberaterinnen und Kundenberatern in der Folge der UBS/CS-Fusion. Für die KPMG-Experten ist das allerdings nicht sehr erstaunlich: Es dauere typischerweise Monate, bis neu angestellte Kundenberater zumindest einen Teil ihrer früheren Kunden zum Wechsel bewegen könnten, sagte Hintermann. Insgesamt dürfte es laut den Experten bis zu zwei Jahre dauern, bis ein neu angestellter Kundenberater sein Potential erreicht habe.
Kaum Übernahmen
Zu Übernahmen oder Zusammenschlüssen in der Privatbankenbranche kam es 2023 – neben der CS-Übernahme durch die UBS – nicht. Ausnahme war der Verkauf der italienischen Julius Bär-Tochter Kairos an die italienische Anima Holding. Mit dem «Abflachen der Zinswelle» werde der Konsolidierungsdruck aber wieder zunehmen, glauben die KPMG-Experten.
Die Situation dürfte allerdings auch wieder ändern: So habe man in der EU im laufenden Jahr bereits einige Übernahmen von Privatbanken gesehen. Längerfristig könnten von den heute 90 Privatbanken in der Schweiz wohl deren 20 verschwinden, glaubt Hintermann. (awp/mc/pg)