Privatbanken und Vermögensverwalter läuten die Alarmglocke

Privatbanken und Vermögensverwalter läuten die Alarmglocke
(Bild: © styleuneed - Fotolia.com)

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Bern – Schweizer Privatbanken und Vermögensverwalter stecken bereits in tiefgreifendem Wandel. Nun sehen sie sich von der SNB gleich doppelt belastet. Vom Negativzins seien sie stärker betroffen als Grossbanken, und die Aufgabe des Euro-Mindestkurses erhöhe den Kostendruck.

Die Geschäftsmodelle der Privat- und Vermögensverwaltungsbanken glichen in zentralen Punkten jenen von Exportindustrie und Tourismus: Die Kosten fielen vorwiegend in Franken an, die Erlöse hingegen zu 80 Prozent in Fremdwährungen, sagte Boris Collardi, Chef der Bank Julius Bär und Präsident der Vermögensverwalter- und Assetmanagement-Vereinigung VAV am Dienstag in Bern.

Die Abkehr vom Euro-Mindestkurs sei zwar früher oder später unumgänglich gewesen. Bleibe der Franken aber derart stark, würden Einnahmen und die Profitabilität sinken. «Wenn wir nichts tun, wird die Branche Marktanteile verlieren und damit auch Arbeitsplätze», sagte Collardi.

Er rechnet damit, dass sich die Konsolidierung im Private Banking beschleunigt. Zwischen 2005 und 2013 habe die Zahl der Privatbanken in der Schweiz bereits von 182 auf 139 abgenommen. In fünf Jahren könnten es nur noch 100 sein, prognostizierte Collardi. Gefährdet seien vorab Schweizer Töchter von ausländischen Instituten.

Fokussieren und Sparen
Die Banken müssten ihre Geschäftsmodelle überdenken und sich auf gewisse Kundengruppen respektive Länder konzentrieren, um die Kosten zu optimieren. Um weniger Aufwendungen in Franken zu haben, würden sie wohl mehr im Ausland investieren und Dienstleistungen wie Logistik oder IT verlagern respektive zusammenlegen.

Laut Christoph Gloor, Teilhaber der Basler Privatbank La Roche und Präsident der Vereinigung Schweizerischer Privatbanken (VSPB), sind nun konkurrenzfähige Rahmenbedingungen umso wichtiger.

So sei die Abschottungstendenz eine grosse Gefahr. Denn die Branche sei trotz Annahme der Masseneinwanderungsinitiative auf die weltweit besten Mitarbeitenden angewiesen. Umgekehrt bleibe ein ausreichender Marktzugang im Ausland zentral.

Gleich lange Spiesse
Auch bei den neuen Schweizer Finanzgesetzen (FinfraG, FIDLEG und FINIG) brauche es keinen schädlichen «Swiss Finish», sondern gleich lange Spiesse mit anderen Finanzplätzen. Die Schweiz sei zwar weiterhin das wichtigste Ziel für Vermögen aus dem Ausland. Konkurrenten wie Singapur, die Karibik oder Hongkong würden aber schneller wachsen.

«Massiv benachteiligt» seien die Privatbanken und Vermögensverwalter zudem bei den Negativzinsen auf den Giroguthaben bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Während die meisten der 40 Mitgliedsbanken von VAV und VSPB Strafzinsen zahlen müssten, profitierten systemrelevante, grosse Banken von hohen Freibeträgen, erklärte Gloor.

Denn die Freibeträge richteten sich nach den erforderlichen Mindestreserven, welche bei Instituten mit diversen Geschäftstätigkeiten und reger Kreditvergabe höher seien, als bei Privatbanken. Bei Julius Bär ist der Freibetrag hingegen genügend gross, damit keine Negativzinsen fällig werden, wie es auf Anfrage hiess.

Die beiden Verbände VAV und VSPB haben erstmals gemeinsam eine Jahresmedienkonferenz durchgeführt, «um mit einer Stimme zu sprechen». Ihre Mitglieder beschäftigen rund 21’500 Mitarbeitende, davon 14’500 in der Schweiz. Die verwalteten Vermögen werden auf 1500 Mrd CHF beziffert. (awp/mc/upd/ps)

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