Zürich – Die Schweizer Privatversicherer haben im Geschäft mit Nichtlebenversicherungen im vergangenen Jahr erneut mehr Prämien eingenommen. Dagegen waren die Einnahmen in der Lebensversicherung wiederum rückläufig. Zu schaffen machten den Versicherungen die schweren Unwetter im Sommer.
Das Geschäft mit Nichtlebenversicherungen wächst weiter: Gemäss den am Mittwoch veröffentlichten Hochrechnungen des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV) nahm im 2021 das Prämienvolumen in diesem Bereich um 2,7 Prozent auf 29,9 Milliarden Franken zu. Bereits in den letzten Jahren waren diese Versicherungen gewachsen.
Vor allem die Zuwächse in der Feuer-, Elementar- und Schadenversicherung (+3,9%), der Unfallversicherung (+3,1%) und in der Krankenzusatzversicherung (+2,5%) fielen 2021 ins Gewicht. Und auch die Motorfahrzeugversicherungen (+1,1%) fanden dank mehr und teureren Autos auf den Schweizer Strassen den Weg zurück auf den Wachstumpfad.
Schäden von 2 Mrd Franken durch Unwetter
2021 war auch von den schweren Sommerunwettern mit Hagel, Hochwasser und Sturm geprägt. Die Privatversicherer und die kantonalen Gebäudeversicherer schätzten die Schäden auf rund 2 Milliarden Franken, etwa hälftig verteilt. Für die Privatversicherer sei es der grösste Schaden seit der Hochwasserkatastrophe von 2005, sagte der neue SVV-Direktor Urs Arbter an der online durchgeführten Jahresmedienkonferenz des Verbands.
Weniger Prämien im Lebengeschäft
Im Gegensatz zur Nichtlebenversicherung harzt das Geschäft mit Lebensversicherungen im anhaltenden Tiefzinsumfeld weiterhin. Vor allem die Einmaleinlagen in der Kollektivversicherung gingen im letzten Jahr stark zurück. Die Menschen hätten im Verhältnis zu anderen Jahren weniger die Stelle gewechselt und es sei zu weniger Transfers von Vorsorgevermögen gekommen, begründete der SVV.
Insgesamt nahm das Prämienvolumen im Kollektivlebengeschäft, also in der Beruflichen Vorsorge, um 11 Prozent ab, während der Einzellebenteil getrieben vom Geschäft mit anlagegebundenen Lebensversicherungen um 3,2 Prozent zunahm. Die Prämien in der gesamten Lebensversicherung sanken um 7,0 Prozent auf 22,9 Milliarden Franken.
Cyberattacken und Strommangel als Toprisiken
Die Versicherungsbranche sei eine Stütze der Schweizer Volkswirtschaft, doch sie könne nicht vor allen Risiken ohne Weiteres Schutz bieten, sagte SVV-Präsident Rolf Dörig. So fehlten etwa zum Schutz der Unternehmen vor Pandemien die richtigen Rahmenbedingungen und eine gemeinsame Lösung von Staat und Privatwirtschaft. Vor knapp einem Jahr hatte der Bund die Pläne zur Schaffung einer obligatorischen Pandemieversicherung auf Eis gelegt.
Die Privatversicherer hätten die Pandemie zum Anlass genommen, um die Risikolandschaft in der Schweiz eingehender zu studieren, so Dörig. Dabei seien Toprisiken wie Cyberattacken, Strommangel und Erdbeben identifiziert worden. Sie würden aus Sicht des SVV nicht im «erforderlichen Ausmass» wahrgenommen, warnte er.
Dörig nahm auch Bezug zu der geplanten Altersvorsorgereform. Die Entscheide des Nationalrats dazu seien mehrheitlich im Sinne des Verbands, allen voran die Senkung des Umwandlungssatzes von heute 6,8 auf 6,0 Prozent. Die demographischen Veränderungen seien Realität und es brauche dringend neue Rahmenbedingungen für die Altersvorsorge, betonte Dörig. (awp/mc/pg)