London – Die Royal Bank of Scotland (RBS) kämpft weiter hartnäckig mit den Schatten der Vergangenheit. Im dritten Quartal des laufenden Jahres musste die verstaatlichte Bank nach Angaben vom Freitag mal wieder ein dickes Minus verkraften. Damit steuert die Bank, die seit der Finanzkrise zu den grössten Sorgenkindern der Branche zählt, auf den neunten Jahresverlust in Folge zu, nachdem bis Ende September ein Minus von 2,5 Milliarden Pfund (rund 2,8 Mrd Euro) aufgelaufen ist.
Das dürfte im vierten Quartal nicht mehr aufzuholen sein. Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Experten gehen aktuell sogar davon aus, dass es auch im letzten Jahresviertel ein Minus geben wird. Da die Bank zudem die Sparte Williams & Glyan nicht losgeworden ist und jetzt integrieren will, rechnet Konzernchef Ross Mc Ewan im laufenden Jahr insgesamt mit Umbaukosten von 1,5 Milliarden Pfund – anderthalb Mal so viel wie bisher geplant. Neben den Kosten für Vergleiche in Rechtsstreitigkeiten sind die Umstrukturierungskosten einer der Hauptgründe für die anhaltend roten Zahlen der Bank.
Zwischen Juli und Ende September waren es mal wieder eine Reihe von Sondereffekten, die die von der Bank proklamierten operativen Fortschritte aufzehrten. So habe der Konzernumbau das Ergebnis mit 469 Millionen Pfund belastet, die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten mit 425 Millionen Pfund sowie die ausserordentliche Steuerbelastung von 300 Millionen Pfund. Das führte unter dem Strich zu einem Quartalsverlust von fast einer halben Milliarde Pfund. Bereinigt um Sondereffekte und vor Steuern wäre der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 61 Prozent auf 1,33 Milliarden Pfund gestiegen, hiess es,
Aktie zieht an
Analysten hatten bei diesem Wert mit einem geringeren Anstieg gerechnet. Aus diesem Grund zog der Aktienkurs in den ersten Handelsminuten um 3,5 Prozent auf 203 Pence an und reduzierte seinen bisherigen Jahresverlust auf rund 33 Prozent. Der Kurs ist damit aber immer noch weit entfernt von dem Niveau, bei dem der Staat, der insgesamt 45,5 Milliarden Pfund in die Bank gepumpt hat, seinen Anteil verlustfrei verkaufen könnte. Dafür müsste die Regierung, die derzeit rund 72 Prozent der Anteile hält, 407 Pence je Anteil bekommen.
Experten gehen deshalb derzeit nicht davon aus, dass der Staat seinen Anteil in den kommenden Monaten weiter reduzieren wird. Im Sommer 2015 hatte die Regierung erstmals seit der Verstaatlichung im Jahr 2008 ein paar RBS-Aktien verkauft und so den Staatsanteil leicht gesenkt. Die Einnahmen damals beliefen sich auf rund zwei Milliarden Pfund. Das derzeit noch beim Staat liegende Paket von rund 72 Prozent der Papiere ist an der Börse aktuell etwas mehr als 16 Milliarden Pfund wert. (awp/mc/ps)