Ross McEwan, CEO Royal Bank of Scotland (RBS). (© The Royal Bank of Scotland Group plc / Ben Rice)
London – Die Schatten der Vergangenheit lassen die Royal Bank of Scotland (RBS) nicht los. Die verstaatlichte britische Grossbank steckt weiter tief in den roten Zahlen. Im zweiten Quartal fiel wie schon zum Jahresauftakt ein dicker Verlust an. Wegen des anhaltenden Zinstiefs und der Unsicherheit infolge des Brexit-Votums wackeln zudem die für 2019 gesetzten Ziele.
Zwischen April und Ende Juni habe das Minus 1,08 Milliarden Pfund (1,27 Mrd Euro) und damit noch mal etwas mehr als im ersten Quartal betragen, teilte die Bank am Freitag in London mit. Der Verlust fiel deutlich höher aus als Experten erwartet hatten. Grund für den Verlust waren die hohen Kosten zur Beilegung eines Rechtsstreits rund um die Ausgabe von neuen Aktien im Jahr 2008 sowie Zahlungen im Zusammenhang mit dem Verkauf von Restschuldversicherungen.
Im operativen Geschäft proklamiert RBS-Chef Ross McEwan dagegen Erfolge für sich und sein Haus. So legten die Erträge sowie der um Sondereffekte bereinigte Gewinn im Quartalsvergleich zu und die Zinsmarge zog an. Nach der Entscheidung der Bank of England am Donnerstag, die Geldpolitik wegen des Brexit-Votums deutlich zu lockern, könnte die Profitabilität beim Verleihen und und Leihen von Geld bald wieder unter Druck geraten.
Kampf an vielen Fronten
Die in der Finanzkrise vom Staat gerettete Bank kämpft nach wie vor an vielen Fronten. So wurde die geplante Abspaltung der Sparte Williams & Glyn als eigene Bank abgeblasen. Der Bereich soll jetzt an ein anderes Institut gehen. Die spanische Grossbank Santander hat Interesse und will so ihr britisches Geschäft ausbauen. Ausserdem steht in den USA nach wie vor eine Einigung über Tricksereien beim Verkauf von mit Hypotheken besicherten Anleihen aus.
Sorgen bereitet auch der Aktienkurs, der nach dem Brexit noch mal deutlich unter die Räder gekommen ist. Im Jahresverlauf summiert sich das Minus auf 36 Prozent. Der aktuelle Kurs von 192 Pence ist weit von dem Niveau entfernt, bei dem der Staat, der insgesamt 45,5 Milliarden Pfund in die Bank gepumpt hat, seinen Anteil verlustfrei verkaufen könnte. Dafür müsste die Regierung, die derzeit 72 Prozent der Anteile hält, 407 Pence je Anteil bekommen. (awp/mc/ps)