PwC-Studie: Regulatorien entscheiden über Standort

PwC-Studie: Regulatorien entscheiden über Standort
Bankenzentrum am Zürcher Paradeplatz.

Finanzplatz Schweiz: Bankenzentrum am Paradeplatz Zürich.

Zürich – Für Manager von alternativen Investmentfonds sind regulatorische Fragen und die Haltung der Aufsichtsbehörden bei der Standortwahl entscheidend. Weiche Faktoren, persönliche Gründe und selbst Steuern sind weniger bedeutend als früher. Die Schweiz hat an Standortattraktivität eingebüsst. Beeinflusst wird die Schweiz als Unternehmensstandort auch von einer neuen EU-Richtlinie im Bereich alternativer Investmentfondsmanager. Das zeigt die PwC-Studie «The Impact of New Regulation on the Swiss Alternative Investment Fund Manager Industry», für die 92 Manager von alternativen Investmentfonds befragt wurden.

Weltweit wurden in den letzten Jahren als Reaktion auf die Finanzkrise regulatorische Initiativen eingeleitet, um Mängel zu beheben und Risiken zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund entstand auch die Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds der EU, kurz AIFM-RL. Sie wird Mitte 2013 in den Mitgliedstaaten anwendbar. «Von diesem neuen Regulatorium sind alle Verwalter in der EU betroffen, aber auch solche in Drittländern, die ihre Fonds in der EU verwalten oder vertreiben wollen», erklärt Dieter Wirth, Leiter des Branchensektors Asset Management bei PwC Schweiz.

Schweiz direkt betroffen
Als Nichtmitglied der EU hat die Schweiz eine Teilrevision ihres Kollektivanlagengesetzes eingeleitet. Das Ziel ist die Harmonisierung mit der EU-Gesetzgebung. Die meisten Schweizer Manager von alternativen Investmentfonds sind heute als Berater für Offshore-Managementeinheiten tätig und nutzen Fonds dort. Da ein bedeutender Teil der verwalteten Vermögenswerte von Quellen aus der Schweiz und Europa stammen, sind sie von der AIFM-Richtlinie betroffen.

Die Attraktivität der Schweiz als Standort für Manager von alternativen Investmentfonds hat in den letzten Jahren gelitten. In der Vergangenheit haben die Manager die Schweiz meist aufgrund von weichen Faktoren als Domizil gewählt. 74 Prozent der Befragten nannten persönliche Gründe. «Inzwischen sind objektive Kriterien wie insbesondere die Einbindung in international standardisierte Regulatorien und die Wahrnehmung der Praxis der zuständigen nationalen Aufsichtsbehörde entscheidender bei der Standortsuche», sagt Günther Dobrauz, Leiter Asset Management Regulatory & Compliance Services bei PwC Zürich.

Abnehmende Rechtssicherheit
Gerade in diesen Bereichen wächst jedoch die Unzufriedenheit mit der Schweiz. Nur 43 Prozent der Manager nennen noch Rechtssicherheit und Stabilität als Grund für die Standortwahl Schweiz. Für 41 Prozent waren Infrastruktur und Logistik entscheidend. Die Befragten empfinden die Rechtssicherheit und regulatorische Berechenbarkeit in der Schweiz mehrheitlich als deutlich abnehmend. Zudem gilt die politische Situation in Bezug auf den Finanzplatz als unsicher. 63 Prozent der befragten Manager geben an, dass sie mit der Schweiz nicht mehr zufrieden sind, da sich ihre Anforderungen an einen optimalen Standort inzwischen verändert haben. Für 48 Prozent ist das regulatorische Umfeld in der Schweiz nicht mehr kundenfreundlich.

Viele der betroffenen Manager denken darum über einen Standortwechsel nach. Im Fokus steht dabei für Promotoren in der Deutschschweiz aktuell Liechtenstein. 47 Prozent der Befragten können sich diesen Schritt vorstellen, weitere 34 Prozent sind in dieser Frage neutral. Nur gerade für 9 Prozent der Manager kommt ein solcher Schritt gar nicht infrage. Die restlichen 10 Prozent sind eben in die Schweiz gezogen bzw. würden ein anderes Land als Liechtenstein vorziehen. «Die Schweiz hat es verpasst, mit verbesserten Rahmenbedingungen auf den Attraktivitätsverlust zu reagieren», sagt Dieter Wirth. «Natürlich muss sichergestellt werden, dass das neue regulatorische Regime der Schweiz aus EU-Sicht adäquat ist. Gleichzeitig ist es aber wichtig, dass in der aufsichtsrechtlichen Praxis die schweizerischen Urtugenden – Berechenbarkeit, das Augenmerk auf Materielles und bedarfsgerechte Massnahmen für die Branche – wieder stärker spürbar werden», ergänzt Günther Dobrauz. (PwC/mc/ps)

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