Rabobank-Chef Piet Moerland zurückgetreten

Piet Moerland

Piet Moerland. (Foto: Rabobank)

Utrecht – Der Chef der niederländischen Rabobank, Piet Moerland, räumt wegen des Libor-Skandals um manipulierte Zinssätze seinen Posten. Moerland sei mit sofortiger Wirkung zurückgetreten, teilte die Bank am Dienstag in Utrecht mit. «Im Namen der Bank und des Vorstandes will ich ein glasklares Signal abgeben: das aufrechte Bedauern und die scharfe Missbilligung des unangebrachten Verhaltens», erklärte Moerland. Er war seit 2009 Chef der Bank. Seine Aufgaben nimmt vorläufig Rinus Minderhoud aus dem Aufsichtsrat wahr.

Die Bank gab bekannt, dass sie im Zusammenhang mit dem Skandal 774 Millionen Euro Busse bezahlen werde. Das Institut traf mit britischen, amerikanischen und niederländischen Behörden einen aussergerichtlichen Vergleich. Für die 1898 gegründete Genossenschaftsbank ist es die höchste Strafe ihrer Geschichte. Nach Mitteilung der Bank war die Führung des Geldhauses «nicht an unlässigem Verhalten beteiligt» und wusste auch nicht davon.

Hauptverantwortliche gefeuert
Der Bank zufolge waren 30 Mitarbeiter direkt oder indirekt an den Manipulationen beteiligt. Die Hauptverantwortlichen seien entlassen worden, andere hätten Abmahnungen erhalten oder wurden von Leitungsaufgaben abgezogen. Insgesamt forderte die Bank 4,4 Millionen Euro an Boni aus der Periode 2009 bis 2012 zurück.

«Schamloser Betrug von Geldhändlern»
Der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem sprach von «schamlosem Betrug von Geldhändlern». Die Libor-Affäre schade erneut dem Vertrauen in den finanziellen Sektor, sagte Dijsselbloem, der auch Euro-Gruppenchef ist. Die hohe Geldbusse sei gerechtfertigt.

Rekordbusse für die UBS
Es ist die zweithöchste Vergleichszahlung, die bislang gegen eine Bank im Zusammenhang mit der Manipulation der Referenzzinssätze verhängt wurde. Weltweit gehen Aufsichtsbehörden dem Verdacht nach, dass Händler von gut einem Dutzend Banken Referenzzinsen wie den Libor oder den Euribor manipuliert haben. Bislang verhängten die Aufseher gegen die Banken Barclays , Royal Bank of Scotland und UBS hohe Bussgelder. Die bisherige Rekordstrafe bekam die Schweizer Grossbank UBS mit 1,5 Milliarden US-Dollar aufgebrummt. Bei Barclays räumte der damalige Chef Bob Diamond seinen Platz.

Ermittlungen auch gegen die Deutsche Bank
Gegen zahlreiche weitere Institute laufen noch Ermittlungen, darunter auch gegen die Deutsche Bank. Dass einzelne Deutsche-Bank-Mitarbeiter an den Tricksereien beteiligt waren, bestreitet die Bank nicht. Sie betont aber, dass das Top-Management nicht in die Vorgänge verwickelt war.

Der täglich in London festgestellte Libor-Satz gibt an, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen. Er wird bislang aus den wenig kontrollierten Eingaben von einigen Kreditinstituten gebildet. Schon winzige Veränderungen können dabei grosse Wirkungen haben, denn der Libor wird als Grundlage für eine grosse Zahl an Finanzgeschäften herangezogen. Sie reichen von Krediten für Häuslebauer bis hin zu komplexen Derivategeschäften. (awp/mc/pg)

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