Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz. (Foto: Raiffeisen)
St. Gallen – Die Raiffeisen-Gruppe hat im ersten Halbjahr 2015 das Geschäftsvolumen weiter ausgeweitet und deutlich mehr verdient. Der im Herbst abtretende Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz kann sich damit sogar mit einem neuen Rekordergebnis verabschieden. Die zweite Jahreshälfte dürfte zwar laut Vincenz «etwas härter» werden, insgesamt erwartet die Gruppe aber, das Jahresergebnis in etwa halten zu können.
Trotz der Turbulenzen in 1. Semester mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses und der Einführung von Negativzinsen sei es ein sehr gutes Semester gewesen, sagte CEO Vincenz an einer Telefonkonferenz. Der Bruttogewinn stieg um 12% auf 597 Mio CHF, beim Reingewinn betrug der Anstieg 8,7% auf 395 Mio CHF. «Wären die Zahlen weniger gut ausgefallen, hätte ich die Präsentation wohl meinem Nachfolger überlassen», witzelte Vincenz, der sein Amt per Ende September an Patrik Gisel übergibt.
Alle Ertragspfeiler stärker
Der Betriebsertrag stieg im Halbjahr um fast 8% auf 1,51 Mrd CHF. Der Zinserfolg als klar wichtigster Geschäftspfeiler verzeichnete dabei einen Anstieg um 2,8% auf 1,10 Mrd CHF. Neben einer weiteren Volumensteigerungen habe Raiffeisen auch von der Strategie profitiert, sich auf tiefe Zinsen auszurichten, wie Vincenz sagte. So tätigt die Bankengruppe weniger der teuren Absicherungsgeschäfte gegen eine Änderung des Zinsniveaus als viele andere Institute.
Eine starke Zunahme zeigten aber auch der Erfolg im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft (+13%) sowie im Handelsgeschäft (+35%), wo die Bank nicht zuletzt von höheren Transaktionsvolumen profitieren konnte. Nun mache sich aber auch die Diversifizierung der Gruppe bezahlt, sagte Vincenz.
Deutlich höher fiel allerdings auch der Geschäftsaufwand aus (+5,3% auf 913 Mio CHF). Der Aufbau des Geschäftsfeldes Asset Management sowie Investitionen in die IT hätten zu dieser Erhöhung geführt, hiess es. Dank der noch stärkeren Ertragszunahme verbesserte sich das Kosten-Ertrags-Verhältnis (Cost-Income Ratio) dennoch auf 60,4% (62,4%).
Bilanzsumme erstmals über 200 Mrd Franken
Die Bilanzsumme erhöhte sich gegenüber Ende 2014 um deutliche 6,7% auf 201,3 Mrd und lag damit erstmals über der 200-Mrd-Grenze. Das Hypothekarvolumen stieg in den ersten sechs Monaten um 2,5% auf 154,6 Mrd CHF – die Bank sprach von einem «soliden Wachstum in einem weniger dynamischen Immobilienmarkt». Die Ausfallrisiken seien weiterhin sehr gering, betonte Vincenz – manchmal frage er sich gar, ob eine Bank nicht etwas mehr Risiken nehmen solle.
Die verwalteten Kundenvermögen erhöhten sich derweil um 1,6% auf 200,3 Mrd CHF und übertrafen damit erstmals die Grenze von 200 Mrd CHF.
Mit ihrer «soliden Kapitalisierung» übertreffe Raiffeisen die Vorgaben der Aufsichtsbehörden, betonte der CEO. Die Gesamtkapitalquote gibt die Bank mit 16,2% an – die entsprechende Anforderung «nach Systemrelevanz» betrage 15,6%. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte die Gruppe vor genau einem Jahr als systemrelevant für das Schweizer Finanzsystem eingestuft.
Notenstein mit verbessertem Gewinn
Die Vermögensverwaltungstochter Notenstein verbesserte im Halbjahr den Bruttogewinn um mehr als das Dreifache auf 19,6 Mio CHF (VJ 6,0 Mio). Die verwalteten Vermögen betrugen per Mitte Jahr 15,9 Mrd CHF nach 21,2 Mrd per Ende 2014, wobei der Rückgang auf die Ausgliederung des Asset Management-Geschäfts zurückzuführen war. Noch nicht einbezogen ist dagegen die im Herbst anstehende Integration der Basler Privatbank LaRoche in die Notenstein.
In die weitere Zukunft schaut die genossenschaftlich organisierte Gruppe «vorsichtig optimistisch». Die Investitionen in die technische Infrastruktur und die Diversifikation der Geschäftsfelder führten zu einem anhaltenden Anstieg der Kosten. Gerade angesichts des anhaltend schwierigen Zinsumfelds erwartet die Gruppe ein Jahresergebnis «in der Nähe des Vorjahreswertes». (awp/mc/pg)