St. Gallen – Die Raiffeisen-Gruppe hat ein starkes Geschäftsjahr 2021 hinter sich. Die genossenschaftlich organisierte Bankengruppe konnte in allen Geschäftsbereichen zulegen und den Gewinn deutlich steigern. Im Hypothekargeschäft wuchs Raiffeisen etwa mit dem Markt.
Der Gruppengewinn stieg im vergangenen Jahr um knapp einen Viertel auf 1,07 Milliarden Franken und überschritt damit die Milliardengrenze. Entsprechend freute sich Raiffeisen-CEO Heinz Huber bei der Präsentation der Jahreszahlen über ein «ausgezeichnetes Resultat». Zudem habe die Bank auch die strategischen Zielsetzungen etwa bezüglich Digitalisierung oder dem Ausbau des Vorsorge- und Anlagegeschäfts erreicht.
Höhere Kundenvermögen
Raiffeisen konnte zudem im vergangenen Jahr rund 53’000 neue Kundinnen und Kunden gewinnen. Insgesamt verzeichneten die Raiffeisenbanken Ende Jahr damit mehr als 3,6 Millionen Kundinnen und Kunden. Der Nettoneugeldzufluss belief sich auf 14,5 Milliarden Franken.
Im Hypothekargeschäft wuchs Raiffeisen mit einem Anstieg der Forderungen um 3,2 Prozent auf 196,4 Milliarden Franken etwas schneller als noch im Vorjahr, aber erneut ungefähr «auf Marktniveau», wie Finanzchef Christian Poerschke sagte. Entsprechend blieb der Marktanteil der Gruppe im Hypothekargeschäft mit 17,6 Prozent stabil.
Wachstum im Anlagegeschäft
Der Gesamtertrag stieg im vergangenen Jahr um knapp 11 Prozent auf 3,4 Milliarden Franken. Dank einer guten Entwicklung im Anlage- und Vorsorgegeschäft legte dabei das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft (+19%) besonders stark zu. «Wir sind bestens aufgestellt, um dem anhaltenden Druck im Zinsengeschäft zu begegnen», so Poerschke.
Im Zinsengeschäft, das mit einem Anteil von über 70 Prozent der klare Hauptertragspfeiler bleibt, stieg der Ertrag aber ebenfalls klar (+5,1%). Dabei profitierte Raiffeisen allerdings auch von der Auflösung von Wertberichtigungen für ausfallgefährdete Kredite, nachdem sie im Coronajahr 2020 noch neue Wertberichtigungen gebildet hatte. Die Zinsmarge blieb derweil unter Druck und sank auf 89 von 93 Basispunkten.
Trotz des Margendrucks will Raiffeisen ihre Kunden weiterhin nur selektiv mit Negativzinsen belasten. Nachdem andere Banken vermehrt Negativzinsen anwenden, habe man zwar den Raiffeisen-Banken nahegelegt, ebenfalls Negativzinsen respektive Guthabengebühren in Betracht zu ziehen, sagte Huber. Allerdings ist von den Massnahmen offenbar nur ein kleiner Teil der Kunden betroffen. Der CEO schätzt den Anteil auf «unter 1 Prozent».
Investitionen in «mobile Services»
Im laufenden Jahr will die Raiffeisen-Gruppe ihr Geschäftsmodell weiter digitalisieren und «vermehrt in mobile Services investieren». Als Bank mit dem «dichtesten Filialnetz» wolle man aber auch die Präsenz vor Ort beibehalten, betonte Huber. «Es gibt Themen, die wollen die Kunden während 24 Stunden an sieben Tagen online erledigen.» Bei bestimmten Anliegen – etwa einem Hauskauf, einer Erbschaft oder der Erarbeitung von Vermögensstrategien – bevorzugten Kunden hingegen den physischen Kontakt.
Die wirtschaftlichen Perspektiven erachtet Huber als intakt. Entsprechend erwarte man einen «soliden Geschäftsgang». Trotz wieder etwas höheren Hypothekarzinsen dürften die Preise fürs Eigenheim auch 2022 weiterhin steigen, so Raiffeisen. Allerdings dürfte sich die Preisdynamik etwas abschwächen – der Grund liege darin, dass die Anforderungen an Eigenkapital und Tragbarkeit den Käuferkreis immer stärker einschränkten. (awp/mc/ps)