Raiffeisen steigert Gewinn dank starkem Zinsengeschäft
St. Gallen – Die Raiffeisen-Gruppe hat im vergangenen Jahr vom verbesserten Zinsumfeld profitiert und den Gewinn deutlich gesteigert. Im Hypothekarmarkt konnten die Raiffeisen-Banken ihren Marktanteil leicht ausbauen.
Die seit dem Verschwinden der CS nun zweitgrösste Bankengruppe der Schweiz konnte den Gruppengewinn im vergangenen Jahr um 17,7 Prozent auf 1,39 Milliarden Franken steigern, wie sie am Donnerstag mitteilte.
In einem «hervorragenden Jahr» habe Raiffeisen in allen Geschäftsfeldern zulegen können, sagte Raiffeisen-CEO Heinz Huber an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Die Zahl der Kundinnen und Kunden stieg um weitere 55’000 und lag per Ende Jahr nun bei knapp 3,7 Millionen.
Gestiegene Zinsmarge
Für das schnelle Wachstum der Gesamterträge um über 15 Prozent auf 4,1 Milliarden Franken sorgte vor allem das wichtige Zinsengeschäft, das um rund einen Fünftel anzog. Das Ende der Negativzinspolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) führte wie bei anderen Inlandbanken für deutlich bessere Bedingungen: Die Zinsmarge habe mit einem Wert von 1,08 Prozent erstmals seit fünf Jahren wieder über 1 Prozent gelegen, sagte Finanzchef Christian Poerschke.
Im Hypothekargeschäft legte die Raiffeisen-Gruppe mit einem Anstieg der Forderungen von 3,6 Prozent in einem ähnlichen Tempo zu wie schon im Vorjahr: Den Marktanteil von Raiffeisen bezifferte CEO Huber auf 17,8 Prozent und damit etwas höher als noch im Vorjahr (17,6%). Ziel von Raiffeisen sei es hier, mit dem Markt zu wachsen, betonte er.
Stellenzahl gestiegen
Zulegen konnte Raiffeisen aber auch im Anlage- und Vorsorgegeschäft. Die Kundinnen und Kunden eröffneten rund 25’000 neue Depots und verzeichneten dabei einen Netto-Neugeldzufluss über rund 2,9 Milliarden Franken. Entsprechend legten auch die Erträge aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft deutlich zu (+5,6 Prozent).
Auf der Kostenseite fiel vor allem ein Personalausbau ins Gewicht: Die Stellenzahl nahm gruppenweit um 404 auf 10’305 Vollzeitstellen zu, wobei das zusätzliche Personal vor allem für die Betreuung von Kundinnen und Kunden vor Ort eingesetzt wurde. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis von 51,9 Prozent liege auf einem guten Niveau, betonte Huber.
Eigenmittel ausgebaut
Mit einer Zuweisung von 92 Prozent des Jahresgewinns in die Reserven konnte Raiffeisen die Eigenmittel weiter ausbauen. Ausserdem floss der Bank neues Genossenschaftskapital in Höhe von 344 Millionen Franken zu, nicht zuletzt dank der Umwandlung von früheren Niederlassungen der Konzernzentrale Raiffeisen Schweiz in Genossenschaftsbanken.
Mit den Eigenmitteln und zusätzlichen verlustabsorbierenden Mitteln («Gone-Concern») erfülle die Raiffeisen-Gruppe auch die Kapitalanforderungen der Finma für systemrelevante Banken bereits vorzeitig klar, betonte der Finanzchef: Sie müsse auch die bis 2026 laufenden Übergangsfristen nicht in Anspruch nehmen.
Für das neue Jahr gaben sich die Raiffeisen-Verantwortlichen zurückhaltend: So erwarten sie im laufenden Jahr eine wieder tiefere Zinsmarge. Bei einer weniger dynamisch erwarteten Schweizer Wirtschaft rechne er zwar mit einem «soliden Geschäftsgang», das Ergebnis erwarte er aber unter der Vorjahreshöhe, sagte CEO Huber. (awp/mc/ps)