George Osborne, britischer Schatzkanzler.
London – Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit mehrerer Finanzinstitute sowie Berichte über mögliche Probleme bei der Royal Bank of Scotland (Royal Bank of Scotland ) (RBS) haben Sorge um Grossbritanniens Banken ausgelöst. Die Ratingagentur Moody’s setzte die Kreditwürdigkeit von zwölf britischen Banken herab. Betroffen sind unter anderem Lloyds , die britische Tochter der spanischen Bank Santander sowie die Bausparkasse Nationwide. Hinzu kommen sieben kleinere Bausparkassen.
Moody’s begründete den Schritt am Freitag damit, dass die Institute bei künftigen Notlagen weniger Hilfen der britischen Regierung erwarten könnten. Zuvor hatte die Agentur bereits das Rating von neun portugiesischen Banken angesichts der Schuldenkrise im dem südeuropäischen Land herabgesetzt.
Regierung befürchtet neue Geldspritze für RBS
Von der Moody’s-Entscheidung ist auch die krisengeschüttelte RBS betroffen. Sie zählt weltweit zu den grössten Verlierern der Finanzkrise von 2008. Derzeit liegen 82 Prozent ihrer Aktien beim Staat. Die «Financial Times» berichtete am Freitag, in der britischen Regierung wachse die Sorge, dass die RBS erneut eine Geldspritze vom Staat brauchen könnte. Es sei möglich, dass die RBS beim Ausfall von Staatspapieren aus den Ländern der Eurozone nicht genug Kapital hätte. «Wenn es in Europa eine breite Bewegung zur Rekapitalisierung von Banken gibt, dann ist es denkbar, dass auch die RBS mehr Staatshilfen benötigt», zitierte die Zeitung einen Regierungsvertreter. Das Blatt beruft sich auf einen Bericht vom Vortag, in dem es hiess, die Europäische Bankenaufsicht EBA prüfe derzeit, wie die Banken auf mögliche Ausfälle von Staatspapieren etwa aus Griechenland vorbereitet seien. Die EBA hatte dies nicht bestätigt.
Viel Geld in Staatsanleihen
Die RBS hat viel Geld in Staatspapiere von Euro-Schuldenländern angelegt. Bereits im ersten Halbjahr korrigierte sie den Wert ihrer griechischen Staatsanleihen von 1,2 Milliarden Euro nach unten. In Italien hat sie noch 4 Milliarden Euro im Feuer. Die RBS hatte in den Jahren 2008 bis 2010 einen Verlust von rund 29 Milliarden Pfund angehäuft und musste verstaatlicht werden. Die Kosten für die Rettung der Bank belaufen sich laut Zeitung bislang auf 45 Milliarden Pfund. Ein RBS-Sprecher sagte, es gebe keinen Anlass zur Sorge. Es sei «pure Spekulation», in welchem Ausmass Banken von einem Ausfall von Staatspapieren getroffen werden könnten. RBS habe eine Eigenkapitalquote von 11,1 Prozent aufzuweisen und sei damit eine der stärksten Banken in Europa. In den Bankenstresstests der EBA vom Juli sei bereits errechnet worden, wie gut die Banken auf mögliche Ausfälle vorbereitet seien. Dabei habe die RBS gut abgeschnitten.
Notenpresse der Bank of England läuft
Am Donnerstag hatte die Bank of England neues Geld in die britische Volkswirtschaft gepumpt, um die lahmende Konjunktur in Fahrt zu bringen. Um zusätzliches Kapital für Investitionen bereitzustellen, sollen für 75 Milliarden Pfund (86,8 Mrd Euro) Unternehmensanleihen gekauft werden. Bereits 2009 hatte die Bank so 200 Milliarden Pfund in die Wirtschaft gepumpt. Der Chef der Bank of England, Mervyn King, hatte die derzeitige Schulden- und Bankenkrise am Donnerstagabend als möglicherweise schlimmer als die Depression der 1930er Jahre bezeichnet.
Schatzkanzler gibt sich zuversichtlich
Schatzkanzler George Osborne versuchte am Freitag, Zuversicht zu verbreiten. Der Plan der Regierung, die Schulden zu bewältigen, sei «zuverlässig», sagte Osborne dem Sender BBC. «Der Kurs harter geldpolitischer Massnahmen und verantwortlicher Finanzpolitik ist der richtige Weg, und diesem folgen wir.» (awp/mc/upd/ps)