London – Die verstaatlichte Royal Bank of Scotland (RBS) hat im vergangenen Jahr erneut Milliarden verloren. Mit einem Minus von knapp 7 Milliarden Pfund (8,3 Mrd Euro) war 2016 das neunte Verlustjahr in Folge. Damit häufte die britische Grossbank seit ihrem Zusammenbruch infolge der Finanzkrise, wilder Spekulationen und einer missglückten Grossübernahme einen Verlust von rund 58 Milliarden Pfund an. Bank-Chef Ross McEwan will jetzt noch mehr sparen. Zudem sollen die Risiken der Bank, die weltweit zu den grössten Problemfällen der Branche gehört, weiter reduziert werden.
Nachdem die RBS bereits Ende Januar angekündigt hatte, dass wieder einmal Sonderkosten in Milliardenhöhe das Ergebnis verhageln werden, ist der Jahresverlust an sich keine Überraschung mehr. Er fiel allerdings noch etwas höher aus als erwartet. 2008 hatte der Staat insgesamt 45,5 Milliarden Pfund in die Bank gepumpt, um sie zu retten. Aktuell hält die Regierung etwas mehr als 70 Prozent der Aktien – dieses Paket ist an der Börse derzeit rund 21 Milliarden Pfund wert.
Staat kommt so schnell nicht raus
Anders als der Konkurrent Lloyds , den die Regierung in der Finanzkrise auch mit einer Milliarden-Geldspritze retten musste, bekommt RBS die Kurve nicht. Bei Lloyds konnte sich der Staat inzwischen wieder fast komplett zurückziehen. Derzeit sind nur noch knapp vier Prozent der Aktien im Staatsbesitz – es waren mal mehr als 40 Prozent. Bei der RBS hatte es bisher erst einmal einen kleineren Verkauf von Anteilen gegeben. Der Kurs ist aktuell immer noch sehr weit weg von dem Niveau, das der Staat bräuchte, um ohne Verlust auszusteigen.
Der seit Oktober 2013 an der Spitze stehende McEwan sieht sein Haus trotz des erneuten Milliardenminus auf gutem Weg, die mittelfristig gesteckten Ziele zu erreichen. Sobald alle Altlasten abgearbeitet sind, soll die RBS eine auf Grossbritannien ausgerichtete Bank sein. Der Schwerpunkt des Geschäfts soll im britischen Filialgeschäft und der Finanzierung von Unternehmen liegen. Hier sei die Bank 2016 gut vorangekommen. So seien die Kosten und Risiken weiter reduziert und das Kapital weiter gestärkt worden.
Sparkurs forciert – Ziele zum Teil verschoben
McEwan will diesen Weg fortsetzen und kündigte an, dass der Sparkurs forciert werden soll. Und auch die Risiken sollen noch weiter sinken – zum Teil gehen die neuen Ziele über die bisher bekannten Vorgaben hinaus. So soll die Kostenbasis um weitere 2,5 Milliarden Pfund gedrückt werden. Allerdings braucht er mehr Zeit für seinen Umbau. So werde das Ziel, den Anteil der Kosten an den Erträgen unter die Marke von 50 Prozent zu drücken, erst 2020 und damit ein Jahr später als bislang angepeilt erreicht. Auch das Ziel einer Eigenkapitalrendite von 12 Prozent sei jetzt erst 2020 angepeilt.
Die verschobenen Ziele kamen an der Börse nicht gut an – die Aktie verlor in den ersten Handelsminuten etwas an Boden. Das Papier war in den vergangenen Monaten allerdings wie die der meisten britischen Grossbanken im Aufwind. Nach dem Mehrjahrestief von 148,90 Pence infolge der Brexit-Abstimmung in Grossbritannien, stieg der Kurs der Aktie um rund zwei Drittel. Mit zuletzt rund 250 Pence ist das Papier aber immer noch rund 60 Prozent weniger wert als Anfang 2015, als viele Investoren schon einmal darauf gesetzt hatten, dass die Bank die Finanzkrise hinter sich lassen kann.
Skandale belasten weiter
Doch seitdem haben immer wieder Skandale der Vergangenheit wie der Verkauf von nutzlosen Restschuldversicherungen an britische Privatkunden oder von faulen Hypothekenpapieren in den USA das Ergebnis verhagelt und die Beteiligung an vielen Finanzmarktmanipulationen. Zudem kostet der Konzernumbau immer wieder mehr Geld als erwartet und auch der geplante Verkauf von Randgeschäften, die zum Teil Folge von EU-Auflagen für die Milliardenhilfe sind, läuft nicht so gut wie erhofft. (awp/mc/pg)