Zürich – Das Kredithandbuch Schweiz 2017 der Credit Suisse untersucht auf strukturierte Weise die Kreditwürdigkeit der grössten Schweizer Anleihenemittenten und der wichtigsten Akteure am Schweizer-Franken-Kapitalmarkt. Die im Handbuch berücksichtigten Unternehmen sind insgesamt gesund und robust. Während sich einige von ihnen bisher vorwiegend über Bankkredite finanziert haben, versuchen Erstemittenten nun, ihre finanzielle Flexibilität zu erhöhen und ihre Finanzierungsstrukturen zu diversifizieren.
Das Kredithandbuch Schweiz 2017 umfasst 100 Emittenten (51 Unternehmen, 17 Partnerwerke, 26 Kantone und sechs Städte). Viele von ihnen werden durch die internationalen Ratingagenturen nicht abgedeckt. Die Analysten des Swiss Institutional Credit Research der Credit Suisse beurteilen das Kreditprofil und den Ausblick für jeden Emittenten und vergeben daraufhin ein entsprechendes Kreditrating. Somit richtet sich das Kredithandbuch Schweiz an alle Anleger und Finanzmarktteilnehmer, die detaillierte Informationen über aktuelle Entwicklungen und die Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer am Schweizer Kapitalmarkt wünschen.
Seit Erscheinen des letzten Handbuchs im August 2016 gab es bei den Ratings 18 Rückstufungen und vier Hochstufungen. Die meisten Rückstufungen betrafen das Segment der Versorger und der Partnerwerke. Die Analysten der Credit Suisse sind jedoch der Ansicht, dass der Ratingdruck im Versorgungssektor allmählich zum Erliegen gekommen ist, nicht zuletzt, weil sich die Strompreise stabilisiert haben. Die Kreditqualität der öffentlichen Hand bleibt insgesamt gut, wie das hohe Durchschnittsrating zeigt. Die Ablehnung der Unternehmenssteuerreform III deutet darauf hin, dass sich am Steuerwettbewerb zwischen den Kantonen vorerst nichts ändert.
Rege Emissionstätigkeit von Erstemittenten
Insgesamt lagen die Neuemissionen im CHF-Inlandssegment 2016 bei CHF 36,7 Mia. und damit leicht unter dem Emissionsvolumen des Jahres 2015 von CHF 39,5 Mia. Dieser Rückgang ist vor allem auf die geringere Emissionstätigkeit der Kantonalbanken und der öffentlichen Hand zurückzuführen. Die Emission von Unternehmensanleihen erhöhte sich derweil geringfügig auf rund CHF 8,2 Mia.. Auch im laufenden Jahr hat die Emissionstätigkeit der Schweizer Unternehmen bisher zugenommen.
Während eine Reihe von Unternehmen nicht mehr von der Studie berücksichtigt werden, nahmen die Analysten der Credit Suisse vier Erstemittenten des Jahres 2017 und einen neuen Emittenten, der Ende 2016 an den Markt ging, neu auf. Im Januar 2017 legte die Immobiliengesellschaft Zug Estates eine Anleihe mit einem Volumen von CHF 100 Mio. auf. Im Mai 2017 folgten eine Anleihe des Kantonsspitals Aarau über CHF 100 Mio. und eine Anleihe der Partners Group über CHF 300 Mio. Nach der Aufspaltung der Galenica Gruppe in Vifor Pharma und Galenica begab Letztere im Mai 2017 zwei Anleihen über CHF 180 Mio. und CHF 200 Mio. Zudem nahmen die Autoren des Handbuchs Investis in den abgedeckten Emittentenkreis auf. Das Unternehmen legte im November 2016 eine Anleihe über CHF 100 Mio. auf, der im Februar 2017 eine Anschlussemission über CHF 140 Mio. folgte.
Die Analysten von Swiss Institutional Credit Research gehen davon aus, dass die rege Entwicklung bei Neuemissionen anhalten wird. In den nächsten Quartalen könnten weitere Erstemittenten an den Anleihenmarkt gehen, insbesondere kleinere Emittenten mit geringerer Ertragsbasis oder Spitäler, deren Neu- und Umbauprojekte mit erheblichem Finanzierungsbedarf verbunden sind. Einige Unternehmen, die sich bisher vorwiegend über Bankkredite finanziert haben, versuchen nun, ihre finanzielle Flexibilität zu erhöhen und ihre Finanzierungsstrukturen zu diversifizieren. Der Trend zur Finanzierung über den Anleihenmarkt ist für Banken nicht unbedingt nachteilig, denn er ermöglicht ihnen, ihr ausstehendes Kreditvolumen zu verringern und so ihre risikogewichteten Aktiven und ihre Kapitalkosten zu reduzieren.
Erholung der Unternehmensumsätze zeichnet sich ab
2016 nahmen die Margen gegenüber 2015 im Durchschnitt zu, insbesondere in den eher zyklischen Branchen. Durchzogener war die Situation dagegen im Lebensmittelsektor und im Einzelhandel, wo sich der Strukturwandel unverändert fortsetzte. Die Gesamtmargen liegen über dem fünfjährigen Durchschnitt, doch die Analysten der Credit Suisse sehen kurzfristig noch weiteres Aufwärtspotenzial, besonders in zyklischen Branchen, die von hoher operativer Effizienz und von wachsenden Auftragsbüchern profitieren. In den letzten Jahren hatten die Unternehmen infolge der tiefen weltweiten Investitionsausgaben und des starken Frankens mit sinkenden Auftragseingängen zu kämpfen. Um ihre operative Effizienz zu stützen, konzentrierten sie sich daher darauf, Kapazitäten abzubauen oder ins Ausland zu verlagern. Nun deuten die Indikatoren jedoch auf eine Erholung der Unternehmensumsätze hin.
Risiko höherer Aktionärsvergütungen bleibt unverändert
Nach Auffassung der Analysten der Credit Suisse ist es noch zu früh, um von einer allgemeinen Erholung der in der Studie berücksichtigten Unternehmen aus dem Investitionsgütersektor zu sprechen. Auf den ersten Blick käme die hohe operative Effizienz der Cashflow-Generierung und den Bonitätskennzahlen zugute, die Analysten der Credit Suisse haben jedoch auch eine Zunahme aktionärsfreundlicher Massnahmen in der Branche verzeichnet, die dieser positiven Entwicklung entgegenwirken könnte.
Höhere Dividenden und Aktienrückkäufe bleiben auch in anderen Branchen problematisch, insbesondere angesichts der Präsenz von Aktionärsaktivisten, deren Ziele in der Regel nicht mit jenen der Anleihegläubiger im Einklang stehen. Im Jahr 2016 beliefen sich die Aktienrückkäufe bei den vom Kredithandbuch Schweiz abgedeckten Unternehmen auf CHF 1,7 Mia. – ein markanter Rückgang gegenüber 2015, der darauf zurückzuführen ist, dass Nestlé und Novartis weniger aktiv waren. Allerdings dürfte das Volumen 2017 wieder stark ansteigen, selbst ohne die neuen Aktienrückkaufprogramme dieser beiden Unternehmen. (Credit Suisse/mc/ps)