Resultate der 2023 Climate Survey von Robeco
Rotterdam / Zürich – Die Klimaumfrage von Robeco hat ergeben, dass weiterhin Zusagen im Hinblick auf netto null CO2-Emissionen erfolgen, dass Biodiversität zu einem wichtigen Anliegen wird und dass Herausforderungen im Hinblick auf die Energiemärkte sowie politischen Druck bestehen.
Das dritte Mal in Folge hat Robeco seinen jährlichen Climate Survey publiziert. In dieser eingehenden Studie wird untersucht, wie Investierende mit den Chancen und Risiken umgehen, die mit dem Klimawandel verknüpft sind. An der Umfrage teilgenommen haben 300 der weltgrössten institutionellen Anleger und Wholesale-Investoren in Europa, Nordamerika, im Raum Asien-Pazifik und in Südafrika. Zusammengenommen repräsentieren sie ein verwaltetes Vermögen von rund 27,4 Billionen US-Dollar.
Der von CoreData Research 2023 durchgeführte Global Climate Survey von Robeco zeigt, dass in diesem Jahr etwas mehr Investierende als im Vorjahr (48 % gegenüber 45 %) eine öffentliche Zusage zu netto null CO2-Emissionen bis 2050 abgegeben haben oder dabei sind, dies zu tun. Sie machen sich nun an die anspruchsvolle Arbeit der Umsetzung und strukturieren dabei ihre Portfolios neu. Die Umfrage lässt grosse Fortschritte bei der Einschätzung der Relevanz erkennen. So evaluiert die Mehrheit der Investierenden (55%), wie sich ihre Portfolios auf die CO2-Emissionen auswirken. Ein Problem sind allerdings weiterhin die Scope 3-Emissionen, also die indirekten Emissionen, die sich beispielsweise bei Geschäftsreisen und der Abfallentsorgung ergeben. Nur 20% der Investierenden ermitteln auch diese. Zudem haben nur 27% der Befragten eine Einschätzung der künftigen Emissionspfade der Unternehmen, in die sie investieren, erhalten. Dieser Aspekt ist von entscheidender Bedeutung, was Investitionsmöglichkeiten, Engagement und Entscheidungen über Desinvestitionen betrifft. Die Umfrage zeigt, dass in erheblichem Umfang Klimawandelszenarien genutzt werden. 25% der Investierenden haben diese entweder bereits in ihre Kapitalmarktannahmen integriert oder werden dies in den nächsten 12 Monaten voraussichtlich tun. Des Weiteren haben 29% klimabezogene Benchmarks eingeführt oder werden das im Lauf des nächsten Jahres tun.
Erhöhte Bedeutung der Förderung erneuerbarer Energien
Der diesjährige Climate Survey zeigt auch, dass die Energiekrise für mehr als die Hälfte (51%) der Investierenden die Bedeutung der Förderung erneuerbarer Energien erhöht hat. Doch nur 30% haben ihre Bemühungen zur Dekarbonisierung ihrer Portfolios angesichts der jüngsten Ereignisse intensiviert. Fast die Hälfte der Investierenden (47%) hat einige ihrer ESG-Ansätze überarbeitet, um eine kurzfristige Underperformance zu vermeiden, u. a. weil sie nicht bereit sind, auf sehr gute Renditen im Öl- und Gassektor zu verzichten. Tatsächlich haben 38% der Investierenden in Europa kurzfristig höhere Gewichtungen von Öl- und Gasunternehmen zugelassen. In Nordamerika waren es 48% und im Raum Asien-Pazifik 59%. Im Zuge des Übergangs zu einer CO2-armen Wirtschaft wird ein gerechter Übergang – oder die Berücksichtigung der sozialen Auswirkungen der Energiewende – für Investierende ebenfalls immer wichtiger. 68% gaben an, dass dies ein bedeutender Faktor im Rahmen ihrer Anlagepolitik in den nächsten beiden Jahren sein wird. Doch nur 41% verfügen über das Wissen, um dieses Vorhaben zu unterstützen.
Eines der wichtigsten Ergebnisse der diesjährigen Klimaumfrage war, dass Biodiversität sich zu einem mehrheitlichen Anliegen entwickelt und dabei ist, mit dem Klimawandel gleichzuziehen. Annähernd die Hälfte (48%) der Investierenden sagten, dass dieses Thema wichtig oder von zentraler Bedeutung für ihre Anlagepolitik sei. Erwartet wird, dass dieser Anteil in den nächsten beiden Jahren auf 66% steigen wird. Aktien, Green Bonds und an privaten Märkten gehandelte Instrumente sind die wichtigsten Anlagegattungen bei der Integration des Themas Biodiversität. Die grössten Hindernisse bei der Umsetzung stellen jedoch ein Mangel an geeigneten Daten und Ratings (53%) sowie unzureichende interne Expertise (41%) dar. Nur 25% der Investierenden verfügen derzeit über Fonds, die speziell auf Ziele im Zusammenhang mit Biodiversität ausgerichtet sind. Gegenüber 2022 erheblich angestiegen ist jedoch die Nachfrage nach Impact-Fonds (60%) und thematischen Fonds (57%).
Politischer Druck auf Investierende steigt
Ein wichtiges Ergebnis des Climate Survey von 2023 ist nicht zuletzt der gestiegene politische Druck, mit dem Investierende konfrontiert sind. Dabei traten beträchtliche regionale Unterschiede zutage. Während die Anti-ESGBewegung in den USA an Bedeutung gewinnt, sind 47% der Investierenden in Nordamerika besorgt über den zunehmenden politischen und rechtlichen Widerstand gegen ihre Pläne in Bezug auf nachhaltige Anlagen, während es in Europa nur 30% sind. Die Mehrheit der Investierenden in Europa (63%) bzw. im Raum Asien-Pazifik (57%) macht sich dagegen eher Sorgen hinsichtlich politischen Drucks für den Fall, dass sie in Bezug auf ESG und Klima nicht aktiv werden. In Nordamerika denkt nur eine Minderheit (40%) dasselbe.
Lucian Peppelenbos, Climate & Biodiversity Strategist bei Robeco: „Nachhaltigkeit und Klima sind die Themen, die wir mit unseren Kunden und Kundinnen am häufigsten erörtern. Der Climate Survey zeigt, dass Investierende Fortschritte bei der Umsetzung ihrer Zusagen in Bezug auf das Netto-Null-Ziel machen und sich verstärkt dem Thema Biodiversität zuwenden. Gleichzeitig müssen sie mit Herausforderungen in Bezug auf die Energiemärkte und politischen Druck zurechtkommen. Auch wenn ein Mangel an Wissen und Daten nach wie vor Hindernisse bei der Umsetzung schaffen kann, müssen wir jetzt handeln. Denn als Investierende verfügen wir über die Instrumente, Kapital dort einzusetzen, wo es etwas Positives bewirken kann. Wir bei Robeco betrachten es als unsere Pflicht, unsere Expertise anderen zugänglich zu machen. Wir hoffen, dass unsere Researchergebnisse der Anlagebranche weitere Impulse geben werden, um den Klimawandel und den Verlust an Natur anzugehen sowie auf die Dekarbonisierung hinzuarbeiten.“ (Robeco/mc/ps)