Reto Gurtner, VR-Präsident Weisse Arena Gruppe

Reto Gurtner, VR-Präsident Weisse Arena Gruppe

Reto Gurtner, VR-Präsident Weisse Arena Gruppe. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Gurtner, das Winterangebot wird ganzjährig unter der Marke LAAX, das Sommerangebot unter der Marke Flims positioniert. Weshalb diese verwirrende Aufteilung?

Reto Gurtner: Mit der Zwei-Marken Strategie können wir gezielt die unterschiedlichen Zielgruppen mit unterschiedlichen Produkten im Sommer und Winter ansprechen. Die Überschneidung der Gäste von Sommer und Wintergäste ist kleiner als 10 Prozent.

Mehr als zwei Drittel der Skipisten liegen zwischen 2000 und 3000 Metern überm Meer. Profitiert die Weisse Arena Gruppe vom Skipistensterben im Unterland?

Die Höhenlage von Laax ist sicherlich ein zentraler Vorteil. Ausserdem müssen auch wir uns mit dem Klimawandel auseinandersetzen. Daher haben wir in den vergangenen Jahren massiv in die Beschneiungsinfrastruktur investiert und bieten wetterunabhängige Alternativangebote wie zum Beispiel die Freestyle Academy.

«Wenn das Produkt stimmt, gehören die Freestyler zu den Loyalsten, und sie sind es auch, die bereits im Oktober bei jedem Wetter nach Laax kommen und bis zum letzten Tag am Berg zu sehen sind.»
Reto Gurtner, Vorsitzender der Geschäftsleitung und  Präsident des Verwaltungsrats der Weissen Arena Gruppe

Das Burton European Open ist ein Top-Event der Snowboarder. Seit 2010 besitzt Laax Europas erste Indoor-Freestyle-Halle. Gibt die Snowboarder-Klientel eigentlich weniger am Tag aus als der klassische Skifahrer?

Nein, im Gegenteil, denn sie sind tendenziell überdurchschnittlich gebildet und vielfach die Kinder von skifahrenden Eltern. Sie pflegen einfach einen anderen Lebensstil. Das Ausgabeverhalten ist eher durch das Alter und entsprechender Familienzugehörigkeit geprägt und nicht, ob Skifahrer oder Freestyler. Aber es stimmt, wir haben tendenziell wesentlich jüngeres Publikum als unsere Mitbewerber.  Die Freestyler, zu denen wir übrigens Snowboarder und Freestyle-Skifahrer zählen, sind unsere Wurzeln. Laax war schon immer als Freestyle-Resort bekannt und eines der ersten, welches die Snowboarder in den 80igern willkommen hiess und Snowparks für sie baute.

Und diese Saat ist aufgegangen?

Damit legten wir einen Grundstein und haben nicht aufgehört, in diese Kompetenz zu investieren. Wir sind uns treu geblieben und diese Strategie hat sich bewährt. Die Freestyler von damals kommen zurück mit ihren Familien und wohnen heute anstatt im Riders Palace im rocksresort oder haben eigene Wohnungen gekauft. Und auch jetzt sehe ich, dass wir mit Freestyle den Nerv der Zeit treffen, damit die Jungen ansprechen – und somit unsere Gäste von Morgen. Wenn das Produkt stimmt, gehören die Freestyler zu den Loyalsten, und sie sind es auch, die bereits im Oktober bei jedem Wetter nach Laax kommen und bis zum letzten Tag am Berg zu sehen sind.

Welche Ihrer Hotelangebote ziehen die jungen Leute vor?

Das Riders Palace ist definitiv the place to be für die 18-30-Jährigen. Es bietet für jedes Budget etwas, vom Mehrbettzimmer bis zur Design Suite. Ausserdem finden hier angesagte Konzerte und Parties statt, und an der Bar trifft man auf coole Leute.

Mit einer Länge von 200 Metern, einer Breite von 22 Metern und einer Wandhöhe von 6,90 Metern steht bei Ihnen die weltgrösste Halfpipe. Wie hat sich das auf die Tickets ausgewirkt?

Die Snowparks sind für alle frei zugänglich, die ein normales Liftticket kaufen. Aber die Halfpipe hat uns auf jeden Fall viel Aufmerksamkeit in den nationalen und internationalen Medien gebracht und unsere Kompetenz im Freestyle-Bereich nochmals unterstrichen.

«Der chinesische Markt ist ein Zukunftsmarkt. Wir rechnen noch nicht damit, dass wir in den nächsten Jahren einen massiven Anstieg an asiatischen Gästen haben.»

Sie pflegen seit zwei Jahren eine Partnerschaft mit dem chinesischen Genting Resort Secret Garden. Welche Erkenntnisse hat diese gebracht?

Es ist eine Kooperation auf höchster Ebene, und wir beraten sie in der Entwicklung des Resorts mit Schwerpunkt Freestyle und den entsprechenden Erfahrungen in Resort-Entwicklung, Freestyle Academy etc. Genting Secret Garden ist auch vorgesehen für die Austragung der Freestyle Events bei der Olympia-Kandidatur von Peking 2022. Durch diese Kooperation können wir uns als führende Freestyle-Destination positionieren, sind doch über die Hälfte der Gäste in Genting Secret Garden aktuell Snowboarder.

Die Weisse Arena zielt also stark auf den chinesischen Markt. Sitzt dort jetzt das meiste Touristengeld?

Der chinesische Markt ist ein Zukunftsmarkt. Wir rechnen noch nicht damit, dass wir in den nächsten Jahren einen massiven Anstieg an asiatischen Gästen haben. Zurzeit geht es bei der Kooperation hauptsächlich um einen Austausch. Wir unterstützen mit unserem Know-how und nutzen gleichzeitig die Chance, diesen Markt besser kennenzulernen.

Sie bieten einen  Airport Shuttle nach Friedrichshafen. Wie rege wird dieses Angebot genutzt?

Tendenziell wird unser Shuttle von Zürich-Flughafen mehr benutzt, Tendenz weiter steigend.

«Wir müssen als Skigebiet zukünftig auf die fahrerischen Qualitäten der Kunden aus den neuen Märkten vorbereitet sein und entsprechend auch leichtere Pisten anbieten.»

Ich muss dann doch die leidige Franken-Frage stellen. Welche Massnahmen ergreifen Sie um die plötzliche Frankenstärke abzufedern?

Einerseits eine klare Profilierung als innovativste und beste Freestyle-Destination in den Alpen ohne nennenswerte Konkurrenz in diesem Bereich. Dies macht uns somit weniger austauschbar und folglich preisunsensibler. Zweitens haben wir eine sehr starke und treue Ferienwohnungseigentümerschaft. In diesem Bereich geht es um weitere Angebotsverbesserung und -erweiterung des Bergerlebnis in Gastronomie, Convenience, Members only und Blueline und vieles mehr.

Die Weisse Arena Gruppe bezeichnet  sich als First Mover in der Tourismus- und Freizeitbranche. Was werden Ihre nächsten innovativen Schritte werden?

Diesen Sommer vollenden wir mit unserer Investition unsere Strategie Revolution am Berg. Auf die kommende Wintersaison 2015/16 wird anstelle des 3er-Sesselliftes eine moderne und wesentlich verlängerte 10er-Gondel entstehen, designed von Pininfarina. Dadurch wird unser Skigebiet für die neuen lernenden Kunden aus den asiatischen Märkten vorbereitet. Wir müssen als Skigebiet zukünftig auf die fahrerischen Qualitäten der Kunden aus den neuen Märkten vorbereitet sein und entsprechend auch leichtere Pisten anbieten. Weiter arbeiten und perfektionieren wir unsere integrierte Servicekette, damit es für den Gast noch einfacher wird, einen Skiurlaub zu buchen und zu geniessen. Auch Innovation und Produktentwicklung ist ein permanenter und integrierter Geschäftsprozess. Im Bereich Freestyle werden wir unsere führende Position in Europa nicht nur verteidigen, sondern weiter entwickeln. Nun gilt es die Leistung und Qualität aufrecht zu erhalten.

Wieviel mal sind Sie persönlich die 235 Laaxer Pistenkilometer heruntergefahren?

Zusammenhängend noch nie, weil es in einem Tag schlicht nicht möglich ist.

Zur Person:
Reto Gurtner studierte Betriebswirtschaft und Jura in Kalifornien, St. Gallen und Bern. Er übernahm die Bergbahnen Crap Sogn Gion in Laax von seinem Vater und fusionierte sie 1996 mit den Bergbahnen Flims zur Weissen Arena Gruppe. Seitdem ist er auch Präsident des Verwaltungsrats. Reto Gurtner ist der Architekt der Weissen Arena Gruppe. Weitere Tätigkeiten und Interessenbindungen sind: Präsident des Verwaltungsrats Gurtner Holding AG, Gurtner AG Montenaro Fleischwaren, Gurtner AG und Mitgliedschaften in folgenden Verwaltungsräten: Finanz Infra AG, Golf Sagogn Schluein AG. Reto Gurtner ist auch Mitglied des Vorstands Graubünden Ferien und von hotelleriesuisse Graubünden.

Zum Unternehmen:
Die Weisse Arena Gruppe mit Sitz in Laax im Kanton Graubünden ist ein integriertes Dienstleistungsunternehmen in der Tourismus- und Freizeitbranche und versteht sich als Anbieter alpiner Freizeiterlebnisse. Zur Unternehmensgruppe gehören ein Bergbahnunternehmen, Hotel- und Gastronomiebetriebe, die Vermietung und der Verkauf von Sportausrüstung, eine Ski- und Snowboardschule, die Freestyle Academy, Europas erste Freestyle-Indoor-Halle, Bikevermietung und -guiding sowie eine Managementgesellschaft. Sie zeichnet auch für die Vermarktung der Destination Flims Laax Falera verantwortlich. Die Destination trägt das Gütesiegel „Familien willkommen“ vom Schweizer Tourismusverband. Zudem wurde LAAX von Mountain Management mit dem „Best Ski Resort Award“ in der Kategorie Fun- & Snowboardpark ausgezeichnet und gewann im Rahmen der „World Ski Awards 2013“ in der Kategorie Switzerland’s. Best Ski Resort. Die Unternehmensgruppe erwirtschaftet einen Nettoumsatz von knapp 90 Millionen Franken.

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