Rima Haddad, Head of Sales Switzerland and Middle East bei ETF Securities
Von Martin Raab, Derivative Partners Media AG, www.payoff.ch.
payoff im Gespräch mit Rima Haddad, Head of Sales Switzerland and Middle East bei ETF Securities, über die aktuelle Preisentwicklung bei Gold, gute Preisindikatoren, Währungssicherung und die Aussichten für alternative Edelmetalle.
payoff: Frau Haddad, letztes Jahr durchlebten Edelmetalle eine schwierige Zeit. Inzwischen ziehen die tieferen Preisniveaus neue Nachfrage nach sich. Woher kommen die neuen Interessenten?
Rima Haddad: Im letztjährigen Tiefpunkt der Kurse traten vor allem Käufer aus den Schwellenländern im Allgemeinen und aus Asien im Speziellen auf den Plan. Investoren aus den Industrieländern begannen erst kürzlich mit dem Aufstocken von Goldpositionen aufgrund gestiegener Unsicherheit über den Fortgang der Finanzmärkte.
«Die physische Nachfrage erreichte absolutes Rekordniveau.»
Das deckt sich mit Zahlen der China Gold Association, gemäss deren Angaben die physische Nachfrage im letzten Jahr um 41% gestiegen ist. Findet dieser «Gold Rush» 2014 seine Fortsetzung?
Die physische Nachfrage erreichte in China 2013 ein absolutes Rekordniveau. China überholte sogar Indien als weltgrösster Konsument des Edelmetalls im vergangenen Jahr. Wir rechnen mit einer Fortsetzung der robusten Nachfrage aufgrund der differenzierten Wahrnehmung von Gold als Anlageinstrument im Vergleich zu den Industrieländern. Allfällige Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Reformprozess werden von den Chinesen auch aus Mangel an Alternativen zum Anlass genommen, jetzt Gold zu kaufen. Das Edelmetall zählt zu den traditionellen Wertaufbewahrungsmitteln in asiatischen Ländern.
Was sind für einen Anleger gute Indikatoren im Goldmarkt? Die COMEX-Positionen?
Positionierungen an Futuresmärkten sind ein guter Anhaltspunkt, wohin die Preise inskünftig tendieren werden. Im letzten Jahr wurden die Long-Positionen von nicht kommerziellen Anlegern reduziert, zeitgleich mit einem starken Ausbau von Short-Positionen. In den letzten Wochen wurden beide Positionen gedreht, als Folge der Erschütterungen in den Schwellenländern und einigen schwächeren Wirtschaftszahlen aus den USA. Letztere deuten auf eine schwächer als erwartete globale Wirtschaftserholung hin.
In welche Richtung tendiert der Goldpreis in den nächsten sechs bis zwölf Monaten?
Wir rechnen für den genannten Zeitraum mit einem moderaten Kursanstieg. Die Entwicklung verläuft dabei entlang den Verwirbelungen des globalen Wirtschaftsaufschwungs. Sie wirken sich momentan positiv auf den Goldpreis aus. Darüber hinaus könnten die Anleger wieder besorgter werden hinsichtlich der künftigen Inflationsaussichten, sofern die Notenbank ihre Stimulierungsmassnahmen nicht in gewünschtem Masse zurückführen sollten.
Aus Schweizer Sicht scheint eine Währungsabsicherung sinnvoll…
Absolut. Wir bieten verschiedene CHF-währungsgesicherte Produkte an der SIX Swiss Exchange an, inklusive eines täglich CHF-gehedgten Gold Investments. Anleger, speziell solche mit der Referenzwährung Schweizer Franken, sollten aus zwei Gründen auf abgesicherte Lösungen setzen: Erstens helfen derartige Produkte, Wechselkursrisiken ausländischer Valuten zu eliminieren. Da Gold in USD gehandelt wird, unterliegen seine Kurse sowohl den Schwankungen des Edelmetalls als auch denjenigen der Handelswährung. Ein gehedgtes Anlageprodukt gewährleistet dem Anleger den Erhalt eines Äquivalents des USD-Ertrages. Zweitens zeigt die Entwicklung seit Anfang Jahr den Mehrwert solcher Produkte.
«Auch Platin und Palladium haben deutliches Kurspotenzial.»
Wie hoch lässt sich der Mehrwert denn beziffern?
Der USD verlor im Vergleich zum CHF bis dato rund 0,5%, der Goldpreis ist seit Jahresbeginn um 11,3% gestiegen. Das bedeutet, der Mehrwert der Währungssicherung seit Januar 2014 beträgt rund 2%.
Wie gewährleisten Sie einem Anleger eigentlich, dass er beim Kauf eines Ihrer Produkte eine reale Position auf Gold erhält?
Wir offerieren verschiedene Zugänge zu Gold. Wer auf physisches Gold starkes Gewicht legt, sollte sich unser in London bereits 2003 lanciertes Gold-ETP ansehen. Gegenwärtig besitzen wir mit diesem Produkt den grössten Marktanteil in dieser Kategorie in Europa mit einem Gesamtvermögen von über USD 8 Mrd. Die physischen Goldprodukte sind zu 100% physisch gedeckt alloziert mit Goldbarren der «London Bullion Market Association», welche im Markt die Referenzgrösse darstellen. Jeder Barren hat eine einmalige Seriennummer und die Anleger können die Anzahl der gehaltenen Unzen auf unserer Webseite überprüfen.
Silber zeigt eine ähnliche Kursentwicklung wie Gold in den letzten Wochen. Sind das ebenfalls Anzeichen einer Trendwende?
Die Performance von Silber ist hoch korreliert mit derjenigen von Gold. Der Kurs von Silber ist 2014 mit rund 12% etwas stärker gestiegen als Gold (+10%). Allerdings hat sich bislang die industrielle Nachfrage nicht belebt in den letzten Monaten. Silber wird auch inskünftig vom allfälligen Preisanstieg des Goldes profitieren. Für einen nachhaltigen Anstieg ist jedoch eine Belebung der industriellen Nachfrage nötig.
Wie sehen Sie abschliessend die künftige Entwicklung bei Platin und Palladium?
Für beide Edelmetalle sehen wir in 2014 deutliche Kursavancen, da sowohl bei Platin als auch bei Palladium ein Angebotsdefizit in der Grössenordnung von rund 10% vorliegt. Die anhaltenden Streiks in Südafrika, das rund 75% der Weltproduktion für Platin und 40% derjenigen von Palladium liefert, sind ein zusätzliches Belastungsmoment.
Herzlichen Dank für das Interview.
Der Gesprächspartner:
Rima Haddad, Vertriebsleiterin bei ETF Securities für die Schweiz und den Mittleren Osten, hat libanesische Wurzeln und arbeitet seit Oktober 2009 im Unternehmen, wo sie seit März 2011 für die beiden Schlüsselmärkte verantwortlich ist. Sie ist regelmässig in der Schweiz, wo ETF Securities einen stark wachsenden Kundenkreis bedient. Die Rohstoffexpertin war zuvor vier Jahre bei der Nachrichtenagentur Bloomberg tätig. Dort konzentrierte sie sich auf den Vertrieb und die Geschäftsentwicklung in Griechenland und im Nahen Osten. Rima Haddad besitzt einen BSc in Business Management (First Class Honors) des King’s College der University of London und wohnt auch in der Themsestadt.