Stevia-Plantage in Peru.
Januar Foresight von RobecoSAM:
Zürich – Seit Jahren haben Softdrink-Hersteller mit sinkenden Absätzen und einer zunehmend schlechten Presse zu kämpfen, da zuckerhaltige Getränke mit Übergewicht und Diabetes in Verbindung gebracht werden. Viele Staaten erwägen die Einführung von Steuern auf kalorienreiche Softdrinks, um den Konsum einzuschränken und die steigenden Gesundheitskosten einzudämmen.
In Algerien, Fidschi, Finnland, Frankreich, Ungarn und zuletzt Mexiko sind derartige Strafsteuern bereits eingeführt worden. In Mexiko sind 32,8 % aller Erwachsenen übergewichtig – mehr als irgendwo sonst in Nordamerika oder Europa. Mit 163 Litern pro Kopf und Jahr trinken die Mexikaner auch mehr Softdrinks als jedes andere Volk der Welt. [1] Mexiko könnte mit seiner Strafsteuer die gesamte Branche aufwirbeln und einen Volumenrückgang von 5–8 % in diesem Jahr auslösen. Auch in Grossbritannien haben Diskussionen über eine Zuckersteuer an Intensität gewonnen, seitdem eine Studie zeigte, dass eine 20-prozentige Steuer die nationale Übergewichtsrate um 1,3 % senken könnte. Getränkehersteller reagieren mit der Suche nach natürlichen und kalorienarmen oder kalorienfreien alternativen Süssmitteln.
Kalorienfreier Süssstoff aus pflanzlicher Herkunft
Der globale Markt für Lebensmittelsüsse wird mit einem Marktanteil von 88 % von Zucker und Fructose-Glucose-Sirup dominiert. Die übrigen 12 % entfallen auf sogenannte High Intensity Sweeteners (HIS) – kalorienarme Zuckerersatzstoffe. Ein vielversprechender HIS ist Stevia, ein kalorienfreier Süssstoff, dessen pflanzliche Herkunft ein wichtiges Verkaufsargument ist. Obwohl seit Jahrzehnten bekannt, hat Stevia erst 2008 die Generally Recognized as Safe (GRAS) Zulassung in den USA erhalten und wurde erst im Dezember 2011 in der EU zugelassen. Seitdem ist der Anteil der Lebensmittel und Getränke auf Stevia-Basis schnell gewachsen. Seit 2009 haben sich die Neuprodukteinführungen um 57% pro Jahr bis auf 1600 im Jahr 2013 erhöht. Die Marktdurchdringung schreitet vor allem in der Softdrink- Industrie schnell fort. In Frankreich hat Coca-Cola die Rezeptur seiner Marke Sprite auf Stevia umgestellt. Als nächstes folgt Grossbritannien. Im Juni 2013 kam in Argentinien die neue Cola-Sorte Coca-Cola Life auf den Markt, die zu je 50 % mit Zucker und Stevia gesüsst ist.
Grosse Getränke- und Aromenhersteller stark an Stevia interessiert
Grosse Getränkehersteller investieren in innovative Süssmittel, und 2014 könnten weitere neue Produkte auf den Markt kommen. Coca-Cola hat gemeinsam mit PureCircle, dem grössten globalen Stevia-Lieferanten, ein neues hochreines Süssmittel auf Stevia-Basis entwickelt und für die GRAS-Zulassung angemeldet. Pepsi entwickelt gemeinsam mit Senomyx alternative Getränke mit reduziertem Kaloriengehalt. S617, ein geschmacksverändernder Stoff von Senomyx, könnte 2014 die GRAS-Zulassung erhalten und eine Senkung des Zuckergehalts um rund 50% ermöglichen. Auch Givaudan arbeitet intensiv mit Lebensmittel- und Getränkekonzernen zusammen und hat Aromen entwickelt, die den leicht bitteren Geschmack von Stevia neutralisieren können.
«Gesundheit und Wohlbefinden sind wichtige Treiber des Konsums und werden weiter für Innovationen am Markt für natürliche und kalorienarme oder kalorienfreie Süssmittel sorgen.» (RobecoSAM/mc/ps)
[1] Welt-Gesundheitsorganisation WHO