Zürich – Trotz einer starken Bilanzsaison, die sie in Relation zu US-Aktien attraktiver gemacht hat, sind europäische Aktien erstaunlich unbeliebt, sagt Lukas Daalder, CIO von Robeco Investment Solutions.
Das wichtigste in Kürze:
- Europäische Unternehmen haben ihre Gewinne im 1. Quartal um durchschnittlich 26% gesteigert
- Anders als in den USA sind europäische Aktienindizes aber nicht im selben Mass gestiegen
- Wegen des Brexits und einer möglichen Wachstumsverlangsamung bestehen weiterhin Risiken
Europäische Aktien haben mit dem Anstieg der Unternehmensgewinne im ersten Quartal 2017 nicht Schritt gehalten und Anleger stellten vermehrt unerfreuliche und negative Themen in den Vordergrund. „Bei den im STOXX Europe 600 enthaltenen Unternehmen dürfte sich der Gewinn je Aktie im Vorjahresvergleich um 26 % erhöht haben, während die Aktienkurse ‚nur’ um 13 % gestiegen sind.“ In den USA sei das Gegenteil der Fall, da dort die Aktienmärkte stärker gestiegen sind, als dies aufgrund der zugrundeliegenden Unternehmensgewinne gerechtfertigt wäre, erklärt Lukas Daalder.
So entstehe je nach Bewertungsmassstab und -grundlage eine Diskrepanz von 5% Überbewertung bis zu 48% Unterbewertung (vgl. Tabelle). „Unser bevorzugter langfristiger Bewertungsmassstab, das reale, zyklisch bereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis (CAPE), weist auf einen Kursabschlag von 48 % hin. Während der US-Aktienmarkt anscheinend ‚für Perfektion bepreist ist’, sind europäische Aktien ‚für Depression bepreist’.”
Quelle: Robeco, Bloomberg, MSCI
Trotzdem sollte man sich davon nicht mitreissen lassen, denn Bewertung sei nie ein guter Indikator für das richtige Timing, sagt Daalder. Es sprechen derzeit aber mehrere Faktoren für Europa. „Die Wirtschaft der Eurozone wächst seit mehr als zwei Jahren genauso schnell wie US-Wirtschaft. Europa hat sogar ein höheres Pro-Kopf-BIP-Wachstum, da seine Bevölkerung langsamer wächst als die der USA“, meint Daalder weiter.
„Es sieht auch ganz danach aus, dass das erste Vierteljahr in Bezug auf das Umsatzwachstum das stärkste Quartal seit mehr als fünf Jahren war und Europa möglicherweise sogar ein zweistelliges Umsatzwachstum melden kann.“
Ausserdem habe sich die politische Lage nach Macrons Erdrutschsieg bei seiner Wahl zum Präsidenten Frankreichs ein wenig erholt. Dennoch gebe es noch so einige potenzielle Spielverderber wie die Wahlen in Italien, eine Verschärfung der Geldpolitik der EZB oder dass die konjunkturelle Dynamik bald ihren Höhepunkt erreicht haben wird, sowie die Brexit-Verhandlungen, der für beide Seiten schmerzhaft sein dürfte. (Robeco/mc/ps)
Über Robeco
Robeco ist ein führender Anbieter von Asset-Management-Dienstleistungen mit Hauptsitz in den Niederlanden. Als einer der ersten der Branche hat Robeco in nennenswertem Umfang in Schwellenländern investiert. Ebenfalls führend ist das Unternehmen bei der der Verwendung fortschrittlicher quantitativer Research-Techniken. In der Schweiz wird Robeco durch den 1995 gegründeten Investmentspezialisten RobecoSAM, mit Hauptsitz in Zürich, vertreten. RobecoSAM ist ein Vermögensverwalter mit exklusivem Fokus auf Sustainability Investing.
Weitere Informationen: robeco.com, robecosam.com