Zürich – Immer mehr Forschungspublikationen zeigen, dass nur eine geringe Zahl börsennotierte Aktien für den langfristig am Aktienmarkt geschaffenen Shareholder Value verantwortlich ist. Wie aber können Anleger sicherstellen, dass sie tatsächlich auf diese kleine Gruppe langfristiger Gewinner fokussiert sind? Wir sind der Ansicht, dass ein Investmentansatz auf Grundlage von Trends und Themen dabei helfen kann.
In den USA beispielsweise umfasste die kleine Gruppe aus Aktien, die für den Grossteil der Wertschöpfung in den letzten Jahrzehnten stehen, bekannte Titel wie Apple, Microsoft und Amazon, die von strukturellen Verschiebungen wie der Digitalisierung oder dem Aufkommen des E-Commerce profitieren konnten. Aktien von Unternehmen ausserhalb der Vereinigten Staaten, die eine überproportionale Wertschöpfung zustande gebracht haben, sind Tencent, Nestlé und Samsung.
Die Armen (Branchen) bleiben arm, die Reichen werden reicher
Auf übergeordneter Ebene entwickelt sich die relative Profitabilität in den meisten Branchen über lange Zeiträume tendenziell stabil. Prosperierende Branchen bleiben meist prosperierend, während sich schwertuende Wirtschaftszweige sich weiterhin schwertun, auch wenn neue Trends oder disruptive Innovationen einzelnen Sektoren mitunter langfristigen Schub verleihen oder sie hemmen können.
Des Weiteren sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren tendenziell umso grösser, je länger der betrachtete Zeitraum ist. Anhand von Daten, die den Zeitraum von 1926-2019 abdecken, haben wir festgestellt, dass die Softwarebranche seit ihrer Entstehung in den 1960er Jahren bis heute für Anleger eine Wertschöpfung von 4,1 Billionen US-Dollar erbracht hat. Dem steht ein Verlust an Wertschöpfung in der Edelmetallbranche in Höhe von 17 Milliarden Dollar gegenüber.
Abbildung 1: Wertschöpfung nach Branchen in den USA von 1926-2019. Quelle: CRSP, Robeco. Betrachtete Region: USA. Zeitraum: 1926-2019
Trend- und Themenstrategien zielen darauf ab, von den grundlegenden Veränderungen zu profitieren, die unser sozioökonomisches Umfeld laufend neu gestalten. Dieser Wandel umfasst Veränderungen in Bezug auf Technologie (technologiegetriebener Wandel), Regulierung (politisch getriebener Wandel) sowie Kultur und Demographie (soziokultureller und demographischer Wandel).
Mit trend- und themenbezogenen Ansätzen geht typischerweise der Verzicht auf strenge regionale oder sektorbezogene Klassifizierungen einher, die häufig wenig Mehrwert bieten, was die Evaluierung des Wachstumspotentials von Unternehmen und die Möglichkeit der Risikoverringerung durch Diversifikation angeht. Daher können sie Anlegern dabei helfen, ihre Analyse auf diejenigen Unternehmen zu fokussieren, die voraussichtlich von strukturellen Trends und Themen profitieren.
„Die Identifikation spezifischer Trends und Themen als erster Schritt im Investmentprozess ermöglicht einen effizienteren Einsatz von Ressourcen“
Die Identifikation spezifischer Trends und Themen als erster Schritt im Investmentprozess ermöglicht einen effizienteren Einsatz von Ressourcen. Anstatt alle Regionen, Sektoren und Einzelaktien abzudecken, was angesichts einer Zahl von mehr als 53.000 börsennotierten Unternehmen weltweit sehr teuer und ineffizient ist, kann man sich bei einem identifizierten und investierbaren Trend oder Thema auf alle damit in Verbindung stehenden Wertpapiere konzentrieren.
Bei einem an Trends und Themen anknüpfenden Ansatz können Anleger außerdem einen analytischen Vorteil erlangen, wenn sie die Dynamik und Prozesse verstehen, die mit langfristigem Wandel einhergehen, und die makro- bzw. mikroökonomischen Implikationen dieser Veränderungen begreifen. In dem sie die Finanzmärkte aus einer Trend- und Themenperspektive betrachten, können Anleger einen klaren Kurs in einem Meer aus Informationen verfolgen und sich darauf fokussieren, was auf lange Sicht wirklich entscheidend ist. (Robeco/mc/ps)