Von Robert Jakob
“Send lawyers, guns, and money” sang Warren Zevon, einer der besten amerikanischen Singer-Songwriter. Es ist eine der ironischsten Verherrlichungen Amerikas. Die amerikanische Auffassung von Recht ist eine brachiale. Die Rekordstrafe im dritten Anti-Bayer-Prozess über mehr als 2 Milliarden Dollar legt davon beeindruckend Zeugnis ab. Natürlich ist der Schaden, den das krebserkrankte Ehepaar davontrug nie auch nur annähernd so hoch, aber hinter der Milliardenforderung steckt auch eine Busse, die ein Vielfaches der Entschädigung an die Opfer ausmacht.
Recht wird in Amerika in den letzten Jahren inflationär politisch missbraucht. So geschehen im Falle des in Nordkorea misshandelten und kurz darauf verstorbenen amerikanischen Studenten Otto Warmbier. Das US-Bundesgericht verurteilte Nordkorea Ende letzten Jahres zu Schadenersatz in Höhe einer halben Milliarde Dollar wegen „Folter, Geiselnahme und Tötung“. Die Begründung ist richtig, aber natürlich ist die Strafe absurd. Sie ist rein politisch bedingt, aber praktisch nicht eintreibbar. Auch bei Bayer gilt für das Strafmass: Vollkommen absurd, aber mit Methode.
Mit der Kanone unter der Nase
In den USA gibt es einen Trend zu enorm hohen Wiedergutmachungsurteilen von Laienrichtern – in erster Instanz. Das hat Signalwirkung und soll heissen: „Nehmt euch in Acht. Mit uns ist nicht zu spassen.“ Meistens werden die drakonischen Strafen in Berufungsverfahren extrem reduziert. Sie bleiben dennoch hoch. Aber die Aufmerksamkeit im Gerichtssaal nützt den Anwälten. Diese werden zu Stars in Hollywood-Manier. In späteren Fällen steigt ihre Gage, pardon Tantiemen, pardon Honorar.
Bayer macht für die Krebserkrankungen der beiden Kläger umfangreiche Vorerkrankungen verantwortlich und kündigte an, in Berufung zu gehen. Das geschah bereits bei den beiden früheren Urteilen über eine Gesamtstrafe von 159 Millionen Dollar. In den Berufungsverfahren entscheiden die Richter, nicht die Geschworenen. Das heisst aber nicht, dass sie die Urteile kassieren müssen. Bayers Strategie, die den Mangel an wissenschaftlichen Beweisen für die Verantwortung von Glyphosat als Krankmacher in den Vordergrund stellt, ist halsbrecherisch. Zuletzt war der Konzern in den Vereinigten Staaten nach eigenen Angaben mit rund 13’400 Klagen wegen des Unkrautvernichters Roundup konfrontiert. Es wird unmöglich sein, jeden einzelnen Fall abzuschmettern.
Bei so viel Material bleibt immer etwas hängen
„Schnappt sie Euch“ hatte der Anwalt Brent Wisner aus Los Angeles der Jury in seinem Plädoyer zugerufen. Im Gerichtssaal ging es zu wie in Hollywood. Nicht umsonst hiess der ehemalige Monsanto-CEO Hugh Grant. Nein, es ist nicht der britische Schauspieler, aber in den Monsanto-Prozessen bietet Brent Wisner – er vertritt mittlerweile rund 1000 von insgesamt 13’400 Klägern – gerne Hollywood-Grössen als Zuschauer auf wie Oliver Stone, Daryl Hannah inklusive deren Ehepartner Singer-Songwriter Neil Young. Das bringt automatisch PR.
Wisner rührt immer mit grosser Kelle an und treibt seine Gegner mit allen nur erdenklichen faulen Tricks in die Enge. So ist ihm die Aufmerksamkeit gewiss, und es gelingt ihm immer aufs Neue, die öffentliche Meinung zu seinen Gunsten zu beeinflussen.
Es geht um viel Geld
Da Bayer unmöglich 13’400 Gerichtsverfahren durchstehen kann, wird es zu teuren Vergleichen kommen. Recht haben und Recht bekommen sind leider ein ungleiches Paar Stiefel. Vor allem vor amerikanischen Gerichten. Dass der deutsche Chemieriese ja selbst gar nichts für allfällige Verfehlungen der Monsanto-Manager kann, ist da kein Trost. Die amerikanischen Juristen werden die Suppe kontinuierlich heiss kochen, um das Maximum an Ertrag herauszuholen. Und die Richter scheinen sie dabei nach Kräften zu unterstützen, gehen doch die gesprochenen Strafmasse über die von den Anwälten geforderten Summen deutlich hinaus.
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