Von Robert Jakob
Der Titel ist nur auf den ersten Blick widersprüchlich. Für den deutschen Staat und letztlich den Steuerzahler ist es ein wahrer Segen, dass die Deutsche Bank die Commerzbank nicht übernimmt. Denn eine einzige Grossbank fürs Land kommt nicht gut. Ob jetzt die Commerzbank zuerst mit der Deutschen geflirtet hat oder umgekehrt, und wer von beiden als Erster Schluss gemacht hat, spielt keine Rolle. Dass sich beide auch noch über dieses Thema öffentlich zanken, sagt eigentlich schon alles.
Geldverbrennungsmaschine DB
Die Commerzbank und die Deutsche gehen nicht den Bund fürs Leben ein. Basta. Selten wurde die Absage von Hochzeitsvorbereitungen dermassen gefeiert. Denn was hätte das Zusammengehen von einem Blinden mit einer Lahmen gebracht? Blutleere Gewinne, vor allem vor dem Hintergrund der gewaltigen Kapitalverdünnung auf der einen Seite und Wackelkredite auf der anderen sind vielleicht nur für Visionen suchende Bankmanager gute Ergänzungen.
Beim Abbau fauler Kredite hat die Commerzbank seit Ende letzten Jahres Fortschritte gemacht. Der Grossteil der Schiffskredite wurde abgestossen. Das war im ohnehin wackeligen Kreditportfolio ein Klumpenrisiko. Jetzt liegt das eigene Schiff in ruhigerem Fahrwasser. Was man von der Deutschen Bank nicht sagen kann. Daher ist es kein Wunder, dass sich die Commerzbank-Aktie in den letzten Monaten besser als die Deutsche Bank entwickelt hat. Insgesamt drei Kapitalerhöhungen in diesem Jahrzehnt haben 26,7 Milliarden frisches Geld in den einstiegen stolzen Primus Deutsche Bank eingeschossen. Damit hat das stetig wechselnde Management, Kapitäne ohne Steuerruder, viel Unfug angestellt. Trotzdem lobt der x-te neue CEO Christian Sewing in schlechtem Business-English stets die angeblich so tollen „Fortschritte“. Hier steht ihm übrigens Crédit Suisse CEO Tidjane Thiam in nichts nach.
Die Deutsche Bank hat mehr Skandale und Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten zu verkraften, als die Commerzbank. Die ist jetzt rund 10 Milliarden Euro an der Börse wert. Die Deutsche, einst ein Vielfaches teurer, kommt noch auf 15 Milliarden. (Nur zum Vergleich: Die UBS aus der kleinen Schweiz ist 40 Milliarden wert.)
Das in diesem Jahrzehnt von der Deutschen Bank so grosszügig bei den Aktionären eingesackte frische Geld (26,7 Milliarden, sic) ist zum grössten Teil verbrannt. 2010 haben die Zeichner der ersten Kapitalerhöhung noch bei 33 Euro für die jungen Aktien zugegriffen. 2014 bezahlten sie nur noch 22,50 für die neue DB-Aktie. 2017 gab es sie sogar für schlappe 11,65 – immerhin alles ohne Courtage.
Gut möglich, dass die Übernahme auch daran scheiterte, dass die Deutsche Bank dafür eine weitere Kapitalerhöhung gebraucht hätte. Vermutlich zu 5 Euro. Das hätte dem Vertrauen der Anleger ins Management wohl den letzten Rest geben.
Auf der Suche nach der besten Schnapsidee
Im Umfeld der Fusionsbemühungen kochte die Gerüchteküche mal wieder über. Angeblich soll sogar die italienische Unicredit an der Commerzbank interessiert sein. Unicredit hat aber bereits mit der HypoVereinsbank eine deutsche Filiale. Die ist zudem auch noch hochprofitabel und zu Recht mit einem glänzenden Ruf ausgestattet ist. Was sollten die Italiener mit einem zweiten und noch dazu wackeligen, deutschen Standbein? Aufgrund des mittlerweile viel zu tiefen Buchwertes wäre sogar die deutsche “Nummer 1“ rein bilanziell ein interessantes Übernahmeziel. Man bekommt die Deutsche Bank heuer mit einem 50-prozentigen Preisnachlass, im Ausverkauf. Aber der Käufer muss dann das Investmentbanking wieder flott machen (oder verkaufen) und Privatkundenvertrauen wieder zurückgewinnen, sowie, und davor haben wohl die meisten Interessenten Angst, die IT-Infrastruktur auf Vordermann bringen.
Für den deutschen Steuerzahler ist die abgeblasene Hochzeit gut. Denn wegen der Too-big-to-fail-Problematik müsste er am Schluss zu 100% einspringen, wenn die einzige und damit definitiv systemrelevante Grossbank Deutschlands in Schieflage gerät. Eine noch grössere Schnapsidee als die Fusion Deutsche mit Commerzbank wäre nur noch, UBS mit Credit Suisse zu fusionieren.
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Aktualisierte Neuauflage