Von Robert Jakob
Im vierten Quartal kommt es immer ganz dick. Für die Dinosaurier unter den Versicherern geht es ans Eingemachte. Es ist Saison der Hurricane. Diese und andere Naturkatastrophen verhageln den Unternehmen oft die Bilanz. Allerdings nur vorübergehend.
Rückversicherer versichern die richtig massiven Schäden, die auf dieser Welt auftreten können, wie Flutkatastrophen, Sturm, Lawinen, Waldbrände und Erdbeben. Sie nehmen solche Grossrisiken in ihre Bücher. Das ist ihr eigentliches Geschäftsmodell. Je mehr Risiko, desto besser. Rückversicherer leben vom Risiko und ziehen dieses an, wie die Motten das Licht. Hat es also ordentlich gekracht, verbessert sich die Geschäftsgrundlage. Zwar müssen Munich und Swiss Re, Hannover Rück und Berkshire Hathaway oder die französische Scor (die BIG FIVE) erst einmal ordentlich blechen, aber dafür können sie bei der nächsten Vertragserneuerungsrunde die Versicherungsprämien erhöhen und finden darüber hinaus weitere verängstigte Kunden, die sich nur zu gerne bei ihnen gegen gefährliche Grossrisiken absichern. Somit führt der Schaden zu noch mehr Gewinn – allerdings mit einem Jahr Verzögerung.
Herbststürme locken immer wieder zum Einstieg
Auch heuer hat sich im Q4 dasselbe Spiel wiederholt. Schaut man sich die Abschlüsse an, fällt auf, dass selbst die im Vergleich zu den beiden Giganten Swiss Re und Munich Re deutlich kleinere Hannover Rück trotz mehr Schäden als geplant (im vierten Quartal haben allein die verheerenden Waldbrände in Kalifornien die Hannoveraner einen dreistelligen Millionen-Dollar-Betrag gekostet) das Prämienvolumen bereinigt um Wechselkurse um 15,4 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro ausgeweitet hat. Zu regulierende Grossschäden machten übers Jahr gerechnet über 800 Millionen Euro aus.
Die zwei mit Abstand bedeutendsten Rückversicherungsunternehmen der Welt sind die Münchner Rückversicherung und die Schweizer Rückversicherung. Die Münchner Rück als Nummer eins hat eine Bilanzsumme von über einer Viertel Billion (nicht Milliarde) Euro! Im gerade vergangenen Jahr kosteten der Taifun «Jebi» in Japan und die Waldbrände in Kalifornien im November zusammen rund 870 Millionen Euro. In der Summe fielen sämtliche Grossschäden bei Munich Re mit 2,15 Milliarden Euro aber nur halb so hoch aus wie 2017 und gleichzeitig wird die Sachversicherungstochter Ergo immer profitabler und sorgt für eine zusätzliche Risikodiversifizierung. Für die Erneuerungsrunden im April und Juli bei der Rückversicherung erwartet die Munich Re einen deutlichen Preisanstieg für die kassierten Prämien.
Gewinneinbruch bei Swiss Re
Die Swiss Re konnte in den letzten beiden Jahren nur dreistellige Millionengewinne ausweisen, nach Milliardengewinnen in den Jahren zuvor. Dennoch steigerte der Schweizer Versicherungsgigant im Januar 2019 bereits das Prämienvolumen um 19 Prozent. Das zeigt, dass die Branche weiter an eine goldene Zukunft glaubt, trotz scharfer Konkurrenz untereinander.
Wenn die Herbststürme wüten, führen die darauffolgenden Schadensmeldungen regelmässig zu einer übertriebenen Verkaufswelle bei den Rückversicherern. So war es auch diesmal. Die Anleger haben Angst, dass die Schäden, die von den Versicherungen bezahlt werden, teuer zu stehen kommen. Und es ist tatsächlich so. Oft müssen die Rückversicherer in der Hurricane-Saison Milliarden zahlen. Vor allem dann, wenn ein tropischer Sturm auf die Ostküste der Vereinigten Staaten prallt, wird es richtig teuer. Dann holt der Finanzchef den Taschenrechner raus. Für die Versicherungen ist das überhaupt kein Beinbruch. Sie holen sich das Geld über höhere Prämien früher oder später wieder herein. Da ist es nur logisch, dass beispielsweise die drei erwähnten deutschsprachigen Rückversicherer locker eine Dividendenrendite von rund 5% auszahlen können. Das ist besser als jede Anleihe.
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Aktualisierte Neuauflage