Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Wa(h)re Inflation – Teil 3
Von Robert Jakob
Es gibt eine alternative Erklärung für die scheinbar fehlende Inflation trotz der Geldflut aus den Töpfen der Banken und Zentralbanken. Inflation wird weithin als Anstieg der Konsumentenpreise ausgewiesen. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Denn inflationierende Gelder fliessen nicht allein in den Konsum. Sie werden auch nicht allein in Sicht-, Spar- und Termineinlagen gesteckt, sondern in Immobilien und weitere Vermögenswerte wie Aktien, Gold oder Antiquitäten und Kunstwerke. Allerdings handelt es sich bei den erwähnten „Assets“ um Bestandsgrössen. Im Gegensatz zu Waren und Dienstleistungen werden diese nicht im Verlauf eines Wirtschaftsjahres neu produziert.
Die Vermögenswerte sind davongerauscht
Deutlich wird dies besonders bei Aktien. Steigen die Kurse, muss der Käufer mehr dafür bezahlen. Das freut den Verkäufer. Denn der erhält für die gleichen Titel mehr Geld. Ein Mehrwert wurde aber dadurch nicht produziert. Ähnlich sieht das bei Antiquitäten aus. Denn diese sind ja per Definition „alt“. Es wurden keine neuen Produkte oder Dienstleitungen geschaffen. Die Vermögenswerteinflation ist also ein Nullsummenspiel, auch wenn seit Beginn der 90er Jahre allein durch Aktien und Immobilien das Privatvermögen der Schweizer von einer halben Billion auf über 2 Billionen angestiegen ist, wie man den Statistiken der Eidgenössischen Steuerverwaltung entnehmen kann. Es gibt Bürger die viele Vermögenswerte besitzen, und es gibt Bürger, die wenige Vermögenswerte besitzen. Letztere haben es aber nun immer schwerer, Vermögen aufzubauen. Denn die nominalen Werte von Häusern, Wohnungen und Aktien sind abgerauscht.
Bei Immobilien gilt es aber zwischen Altbauten und Neubauten zu unterscheiden. Steigen die Immobilienpreise, so werden sich auch die Preise für Neubauten in die Höhe schwingen. Bei 50 Milliarden Franken pro Jahr liegt das Hochbauvolumen in der Schweiz (Quelle: Entwicklung Schweiz/Bern). Das sind gut 50% mehr als vor 15 Jahren und wiederspiegelt auch in etwa die Preissteigerungen bei Immobilien im Landesdurchschnitt seit Beginn der Rallye. 35 Milliarden davon ist Neubauvolumen (Quelle: Wüest&Partner). 1990 wurden in der Schweiz 1,3 Millionen Gebäude mit Wohnnutzung gezählt. 2017 waren es rund 30% mehr. Das meiste davon ist Stockwerkeigentum, besteht also aus zahlreichen Wohneinheiten.
Bei etwas unter 50’000 fertiggestellter Wohneinheiten pro Jahr, ergibt sich für Neubauten eine Preissteigerung von gut einem guten Drittel seit 1990. Integriert man diese Preisveränderungen über die Zeitachse, so kommt man bei den Neubauten auf eine kumulierte Preissteigerung von rund 150 Milliarden allein durch Vermögensinflation. Das erklärt zumindest die eine Hälfte der versteckten Inflation durch Geldmengenwachstum.
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224 Seiten
Format: 14 x 22; Klappenbroschur
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Aktualisierte Neuauflage