Von Robert Jakob
Die Aktienmärkte sind im Moment deutlich überkauft. Die Stimmung an der Börse war im Januar und Februar besser als in der Wirtschaft. Ein rund 10-prozentiger Anstieg der Kurse nach dem Aderlass zum Jahresende mag Balsam auf der geschundenen Anlegerseele sein. Was am Ende des Jahres jedoch zählt, ist der Geschäftsgang. Hier signalisieren die Sentiment-Indikatoren nicht allzu viel Gutes vom fernen China bis zur nahen Schweiz. Der chinesische Einkaufsmanagerindex ist auch im Februar weiter gefallen und zeigt zum dritten Monat in Folge eine sich abschwächende Industrieproduktion an. Das Wirtschaftsbarometer der Schweizer konjunkturforschungsstelle KOF fiel von 96,2 auf 92,4. Das war sogar deutlich schwächer als von den Analysten erwartet. Nach einem schwachen Schlussquartal 2018 senkten auch die UBS-Ökonomen ihre Wachstumsprognose für 2019 von 1,5 auf 0,9%, und die Ökonomen des Konjunkturforschungsbüros BAK rechnen noch mit 1,1 statt 1,2%.
Gefahr für den DAX
Die Deutsche Industrie verzeichnet gerade eine Auftragsdelle. Dennoch haussiert die Börse. Der Dax ist auf Jahreshöchst. Allerdings ist diese Hausse fragil. Die zweimonatige Gegenbewegung, die auf den fast einjährigen Kurssturz folgte, ist gerade am 2. Fibonacci-Retracement angelangt. Hier sitzt eine charttechnisch bedeutende Widerstandsmarke. Viele Unternehmensdaten der letzen Tage waren wenig überzeugend. Der Abbau von Handelshemmnissen wird schon mal ausgiebig gefeiert, aber den blumigen Versprechungen der Politpopanze ist vernünftigerweise nicht zu trauen.
… und auch für die Schweizer Börse
Der Schweizer Einkaufsmanagerindex der Credit Suisse stieg im Februar um 1,1 Punkte auf 55,4 Zähler und ist damit weiter im positiven Terrain. Folgerichtig flirtet der Swiss Performance Index wieder einmal mit dem Allzeithoch. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Dass der SPI aus der eindeutigen M-Formation gerade jetzt nach oben ausbrechen kann, bleibt fraglich.
Bei vielen spezialisierten Schweizer Unternehmen sind die Auftragsbücher noch gut gefüllt, aber die Margen unter Druck (wie beispielsweise beim Anlagebauer Bobst, der gerade Zahlen präsentierte), was ein Anzeichen für Stress im Gesamtsystem ist. Der Raiffeisen KMU–Einkaufsmanagerindex fiel im Berichtsmonat Februar um 1,5 auf 51,4 Punkte und ist damit nur knapp über pari (siehe auch untenstehende Abbildung). Es wird gerade bei den kleinen und mittleren Unternehmen noch fleissig produziert, aber der Auftragsbestand schmilzt und die Lieferfristen werden kürzer. Hier kann sich die Trendwende ankündigen.
Symptomatisch ist der Geschäftsabschluss von Adecco. Im Schlussquartal ging der Umsatz in Europa zurück, lediglich die Schweiz wuchs auf dem alten Kontinent mit soliden sechs Prozent. In der Schweizer Industrie hat es noch einen grossen Bestellungsüberhang, aber er nimmt sichtbar ab. Anleger sollten sich nicht in Sicherheit wiegen. Die Kurse werden immer noch vom Anlagenotstand getragen. Aber falls die Unternehmensabschlüsse richtig schlecht werden, kommt eine neue Verkaufswelle.
Links: Raiffeisen KMU PMI Februar 2019 | rechts: Raiffeisen KMU PMI Subkomponenten. (Quelle: Raiffeisen)
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