Zürich – Welche Richtungen die Aktienmärkte einschlagen, war auch im Dezember noch nicht klar. Sie verharrten innerhalb ihrer seit August bestehenden breiten Handelsspanne. In der nächsten Zeit sind von den Konjunktur- und Gewinndaten keine eindeutig positiven Impulse zu erwarten und die Stimmung der Anleger ist weiterhin recht gedämpft.
Vieles hängt mittlerweile von politischen Entscheidungen ab. Sollten beispielsweise Massnahmen getroffen werden, die effektiv zu einer Bewältigung der Krise in der Eurozone beitragen, könnte es durchaus zu einer sehr starken Aktienrally kommen. Wir wären daher nicht überrascht, wenn es infolge der jüngsten Massnahmen der EZB und weiterer positiver Überraschungen bei den Wirtschaftsdaten in den nächsten Wochen zu einer starken Erholungsrally bei Aktien käme.
Die reichlich vorhandene Liquidität und die zurzeit defensive Positionierung der Anleger könnten den Aufwärtstrend verstärken. Trotz allem bezweifeln wir, dass eine solche Rally von Dauer sein würde und ein positiver Ausgang ist keineswegs sicher. Wir halten es daher für angebracht, bei einer recht geringen Aktienallokation zu bleiben und nach anderen Möglichkeiten zu suchen, um von einer kurzfristigen Erholung der Märkte zu profitieren, z. B. durch den Kauf von Call-Optionen. Im Rahmen unserer Aktienallokation setzen wir weiterhin auf solide Unternehmen mit starken Bilanzen und einem hohen freien Cashflow. In Finanzwerten sind wir in nur sehr geringem Umfang investiert.
Attraktive Bewertungen, aber instabile Wirtschaftslage
Die aktuellen Bewertungen an den Aktienmärkten erscheinen angemessen bis attraktiv und unseren Modellen zufolge sind die Aktien der Eurozone, der Schwellenländer und der Schweiz unterbewertet. Dies legt nahe, dass sich Aktien langfristig gut entwickeln sollten und derartige Bewertungen veranlassen uns normalerweise zu einer zumindest neutralen Gewichtung der Anlageklasse.
Allerdings könnten die instabile Finanzlage und die mässigen Aussichten auf ein Wirtschaftswachstum dazu führen, dass sich die Bewertungskennzahlen weiter verschlechtern und sich über die nächsten 18 Monaten wohl auch kaum merklich verbessern werden. Darüber hinaus gehen die derzeitigen Konsensprognosen für 2012 von einem globalen Anstieg der Gewinne um 11 Prozent aus: Die Messlatte liegt somit hoch und es besteht grosses Potenzial für Enttäuschungen. Schlechte Nachrichtenlage belastet Schwellenmarktaktien. Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den Schwellenländern haben grösstenteils enttäuscht. Schwache Zahlen aus Indien und die allgemein mässige Wirtschaftstätigkeit in China schüren die Angst vor einer „harten Landung“. Trotz der Aussichten auf eine Lockerung der Geldpolitik haben sich chinesische Aktien in letzter Zeit besonders schlecht entwickelt. Dies lässt eventuell darauf schliessen, welche Entwicklung der chinesischen Wirtschaft künftig erwartet wird.
Generell sind die Volkswirtschaften der Schwellenländer bei Weitem nicht vor der Krise in Europa gefeit. In den kommenden Monaten werden ihnen nicht nur die rückläufige Exportnachfrage und Kreditvergabe europäischer Banken zu schaffen machen, sondern auch die möglichen negativen Auswirkungen, die die Krise auf die globale Anlegerstimmung hat. Schwellenmarktaktien werden voraussichtlich weiter Probleme haben, solange die Finanzmärkte volatil bleiben. (Rothschild/mc/hfu)