Neuer Horror-Verlust bei Royal Bank of Scotland

Ross McEwan

Ross McEwan, CEO Royal Bank of Scotland (RBS). (© The Royal Bank of Scotland Group plc / Ben Rice)

Ross McEwan, CEO Royal Bank of Scotland (RBS). (© The Royal Bank of Scotland Group plc / Ben Rice)

London – Der neue Sanierungsanlauf bei der britischen Grossbank Royal Bank of Scotland (RBS) hat zu einem weiteren Horror-Verlust geführt. Im vergangenen Jahr stand unter dem Strich ein Fehlbetrag von rund 9 Milliarden Pfund (10,9 Mrd Euro), wie das Institut am Donnerstag mitteilte. Es ist der grösste Verlust seit der Finanzkrise 2008, als die Bank vom Steuerzahler in einer gigantischen Rettungsaktion mit 45,5 Milliarden Pfund vor dem Aus bewahrt wurde. Seitdem gehört das Institut zu 81 Prozent dem Staat. Auf einen grünen Zweig ist es bislang nicht gekommen: In jedem Jahr schrieb die Bank Milliarden-Verluste, sie summieren sich inzwischen auf fast 46 Milliarden Pfund.

Dass die grösstenteils verstaatlichte Bank ihren Mitarbeitern trotzdem 576 Millionen Pfund als Boni zahlt, stösst in Grossbritannien auf harsche Kritik. «Sie können ihren Leuten zahlen, was sie wollen, wenn sie auf eigenen Füssen stehen – das tun sie im Moment nicht», sagte der stellvertretende Regierungschef Nick Clegg von die Liberaldemokraten. Auch der Labour-Opposition stossen die Boni übel auf. Das Finanzministerium wollte sich dazu nicht äussern.

«Emotionale Debatte»
Vorstandschef Ross McEwan nannte die Debatte «emotional». Er müsse seinen Mitarbeitern die Prämien zahlen, um sie zu halten. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Bonustopf um 15 Prozent kleiner geworden. Rund 40 Prozent der Boni gehen an die Investmentbanker des Hauses.

Skandalgeschüttelte Grossbank
Die RBS hatte vor der Finanzkrise in dem riskanten Geschäft ein grosses Rad gedreht und trägt bis heute schwer an den Folgen. Zudem hatte sich das Institut mit der Übernahme von Teile der niederländischen ABN Amro 2007 übernommen. Sie ist in zahlreiche Skandale wie die Manipulation von Zinssätzen oder die massenhafte Falschberatung von Kunden mit Kreditausfallversicherungen verwickelt. Die Kosten sind für die anhaltenden Verluste verantwortlich.

Abschreibungen und Rückstellungen über 12 Mrd Pfund
McEwan sucht nun mit einem harten Konzernumbau den Befreiungsschlag. Er hatte im vergangenen Jahr den glücklosen Stephen Hester abgelöst. Bei den Altlasten will McEwan nun radikal aufräumen. Die Vorbereitungen dafür kamen die Bank schon 2013 teuer zu stehen. Abschreibungen auf problematische Finanzanlagen sowie Rückstellungen für Rechtsfälle und Entschädigungszahlungen kosteten gut 12 Milliarden Pfund.

Mit einer schonungslosen Selbstanalyse begründete McEwan sein Vorgehen: «Wir sind in der Branche mit dem schlechtesten Ruf das Haus mit dem schlechtesten Ruf», sagte er. Das müsse sich ändern. «Wir müssen eine kleine, einfachere und intelligentere Bank werden.» Um das zu schaffen, will er aus sieben Sparten drei machen. Die Kosten sollen in den nächsten vier Jahren um 5 Milliarden Pfund sinken. Wie viele Arbeitsplätze dabei gestrichen werden, liess der Manager offen.

Reduktion der Risikopositionen um zwei Drittel
Die Risikopositionen in der Bilanz will McEwan bis 2020 um 50 Milliarden Pfund senken – das ist ein Drittel des aktuellen Bestandes. Dazu gründet das Institut auch eine eigene Bad Bank, die einen Grossteil der problematischen Finanz-Anlagen nun beschleunigt abbauen soll. Seit der Finanzkrise hat die RBS ihre Bilanzsumme bereits nahezu halbiert. Ende Dezember beschäftigte die Bank noch 118’600 Mitarbeiter, Ende 2008 waren es noch fast 200’000.

Einen Fortschritt konnte die Bank nun zumindest vermelden. Den letzten grossen Anteil am Versicherungsunternehmen Direct Line wurde sie jetzt los und erhielt dafür 1,1 Milliarden Pfund. Der Verkauf der früheren Tochter war eine Bedingung der Europäischen Union für die erhaltene Staatshilfe in der Krise.

Aktie auf Talfahrt
Derzeit ist der britische Steuerzahler weit davon entfernt, ohne Verluste aus dem Engagement bei der RBS herauszukommen. Dies wäre erst bei einem Aktienkurs von über 407 Pence der Fall. Am Donnerstag ging das Papier wieder auf Talfahrt und verlor bis zum Nachmittag gut 7,5 Prozent auf rund 327 Pence. Mehr Erfolg als bei der RBS hatte der britische Staat mit der Rettung der Grossbank Lloyds. Im vergangenen September verkaufte die Regierung einen ersten Teil ihrer Beteiligung – mit Gewinn. (awp/mc/upd/ps)

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