Rückläufige Schweizer M&A-Aktivität im ersten Quartal 2013

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Zürich – Nach einem verheissungsvollen Aufwärtstrend im vierten Quartal 2012 hat der Schweizer M&A-Markt im ersten Quartal 2013 eine relativ schwache Aktivität betreffend des Transaktionsvolumens und der Anzahl Transaktionen verzeichnet. Mit 132 Transaktionen im ersten Quartal 2013 nahm die Anzahl der Transaktionen im Vergleich zum Q4 2012 und Q1 2012 um 20 beziehungsweise 16 Prozent ab. Das veröffentlichte Transaktionsvolumen reduzierte sich im Vergleich zum Vorquartal um mehr als die Hälfte auf ca. CHF 4.7 Milliarden. Obwohl das Thema Wachstum jetzt wieder auf die Agenda der Entscheidungsträger zurückkehrt, wagen nur wenige den ersten Schritt.

Der Rückgang des Transaktionsvolumen um rund 54 Prozent im Vergleich zum Vorquartal ist mehrheitlich auf das Ausbleiben von grossen Transaktionen mit Schweizer Beteiligung zurückzuführen. Beat Dolder, Leiter Mergers & Acquisitions bei Ernst & Young Schweiz, sagt: «Im ersten Quartal 2013 verzeichnete die Schweizer M&A-Aktivität mit 132 angekündigten Transaktionen und einem Transaktionsvolumen von CH 4.7 Milliarden einen Rückgang. Wiederkehrende Diskussionen über die Zukunft des Euro und einschneidende Sparmassnahmen in einigen Europäischen Ländern hemmten die Schweizer M&A-Aktivität.»

Aktivster M&A-Sektor: «Industriegüter und Dienstleistungen»
Im ersten Quartal 2013 verzeichnete der Sektor «Industriegüter und Dienstleistungen» mit einem Anteil von rund 17 Prozent die höchste Aktivität in Bezug auf die Anzahl aller angekündigter Schweizer M&A-Transaktionen je Sektor. Auf dem zweiten und dritten Rang folgten die Sektoren «Handel und Konsumgüter» sowie «Medien, Technologie und Telekommunikation» mit Anteilen von 15 respektive 14 Prozent. Zusammengefasst machen diese drei Top-Industriesektoren knapp die Hälfte aller während des ersten Quartals 2013 angekündigten Transaktionen in der Schweiz aus.

Steigende Anzahl Transaktionen unter CHF 50 Millionen
Die Anzahl an Transaktionen mit einem Transaktionsvolumen von unter CHF 50 Millionen stieg von 30 Prozent im Q4 2012 auf 38 Prozent im ersten Quartal 2013, während Transaktionen mittlerer Grösse von 40 Prozent auf 37 Prozent leicht rückläufig waren. Auch Transaktionen mit einem Transaktionsvolumen von über CHF 250 Millionen sanken gegenüber dem vorangehenden Quartal um fünf Prozentpunkte auf 25 Prozent im ersten Quartal 2013. Von den angekündigten Transaktionen im Q1 2013 wurde bei ca. 18 Prozent das Transaktionsvolumen veröffentlicht.

Ausblick
Gemäss dem jüngsten Global Capital Confidence Barometer von Ernst & Young schätzen Führungskräfte die wirtschaftlichen Aussichten für ihre Unternehmen wieder positiver ein. Jedoch spiegeln sich diese Erwartungen heute noch nicht in vermehrten Investitionen oder in höherer M&A-Aktivität wider. Ein Anstieg globaler M&A-Aktivitäten wird von 72 Prozent der Befragten Führungskräfte erwartet, wobei nur 29 Prozent selbst in den nächsten 12 Monaten eine Transaktion planen.

Dies lässt sich als «Vertrauens-Paradox» oder «Ehrgeiz-Kluft» bezeichnen. Die Risikoaversion könnte somit zum eigentlichen Risiko werden: Unternehmen, welche den ersten Schritt wagen, können dadurch Marktanteile gewinnen; während die Strategie «Abwarten» letztlich zu höheren Akquisitionspreisen führen könnte.

Die niedrigen Wachstumsraten in den Europäischen Ländern einhergehend mit einem starken Schweizer Franken bestimmen mehrheitlich die M&A-Aktivitäten in der Schweiz. Louis Siegrist, Managing Partner, Leiter Transaction Advisory Services bei Ernst & Young Schweiz, meint dazu: «Trotz geringerer Transaktionsaktivität während des ersten Quartals 2013, können Schweizer Unternehmen für die restlichen Quartale in 2013 vermehrt M&A-Strategien verfolgen, um von den immer noch relativ stabilen Wachstumsmärkten in den Schwellenländern zu profitieren und für die niedrigen Wachstumsraten in Europa zu kompensieren.»

Konzentration auf Kernbereiche
Ein weiterer Faktor, welcher zu vermehrter M&A-Aktivität in der Schweiz führen könnte, ist die zunehmende Konzentration auf Kernbereiche und eine ausgewogene Geschäftsstrategie, was in der Vergangenheit zu mehreren Desinvestitionen bei Schweizer Industrieunternehmen führte. Beispielsweise hat OC Oerlikon Corporation AG, nach einigen herausfordernden Jahren, erfolgreich die Restrukturierung ihrer Geschäftsbereiche abgeschlossen. Die Technologiegruppe ist nun in der Position, strategische Investitionen tätigen zu können. AFG Arbonia-Foster-Holding AG ist momentan dabei Bereiche abzustossen, welche nicht zum Kernbereich gehören, um sich so als europaweiter Anbieter von Bauausrüstung zu positionieren.

Vorausgesetzt, dass sich die wirtschaftliche Lage in Europa erholt, ist ein Aufwärtstrend an Schweizer M&A-Aktivität für das verbleibende Jahr möglich. Das Vertrauen in die globalen Finanzmärkte scheint dabei ebenfalls einer der Haupttreiber für Transaktionen in der Schweiz sowie auch weltweit zu sein. (Ernst & Young Schweiz/mc/pg)

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