Run auf Börsen erreicht wieder Vorkrisen-Niveau

Symbolbild Kurstabelle

Zürich – Der Run auf die Börsen erreicht wieder Vorkrisenhöhe: Mit weltweit 588 Börsengängen und 117.7 Mrd. US-Dollar an aufgenommenem Kapital war die erste Hälfte des laufenden Jahres das beste erste Halbjahr seit sieben Jahren. Gegenüber der Vorjahresperiode stiegen Zahl und Volumen der IPOs um über 60 Prozent. Die US-Börsen verzeichneten das stärkste erste Halbjahr seit über zehn Jahren, die europäischen Handelsplätze haben weiter aufgeholt und die Schweizer Börse legte mit fünf IPOs eines ihrer stärksten Semester hin. Im Jahresverlauf 2014 gingen allerdings weltweit die Ersttagsgewinne der neu gelisteten Unternehmensaktien mehrheitlich zurück. Die Anleger werden angesichts des grossen Angebots wählerischer.

Gemäss der heute veröffentlichten Studie EY Global IPO Trends: 2014 Q2 setzte der globale Markt für Börsengänge seine starke Erholung bis zum Ende des ersten Halbjahrs fort. Alleine im zweiten Quartal 2014 wurden mit 333 Börsengängen insgesamt 70,7 Mrd. US-Dollar aufgenommen. Damit liegt die Zahl der abgeschlossenen Transaktionen 30,6 Prozent über dem Vorquartal bzw. 62,4 Prozent über dem gleichen Vorjahreszeitraum. Jedoch gingen die Ersttagsgewinne im zweiten Quartal 2014 gegenüber dem Vorquartal zurück. Die durchschnittlichen Gewinne fielen in den USA von 12,3 auf 9,8 Prozent, in Grossbritannien von 8,1 auf 3,0 Prozent sowie in Hongkong von 2,1 auf -0,6 Prozent. An vielen Handelsplätzen übertrafen jedoch die Ersttagsnotierungen die Aktienmärkte auch im zweiten Quartal 2014 erneut.

Die Aktivitäten verteilten sich weitgehend über die Sektoren. Das Gesundheitswesen war mit 103 Börsengängen in der ersten Jahreshälfte der aktivste Bereich und das Volumen hat sich gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Während sich die IPOs im Technologiesektor auf 78 verdoppelten, wurde im Energiebereich in den ersten sechs Monaten 2014 mit 17,6 Mrd. US-Dollar das meiste Kapital durch Börsengänge aufgenommen.

Roger Müller, IPO Leader bei EY Schweiz, sagte dazu: «Viele Indikatoren zeigen an, dass der Run auf die Börsen nachhaltig ist. Die Preise geraten zwar in einigen Märkten allmählich unter Druck. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Anleger Vorsicht walten lassen und nicht in überbewertete Börsengänge investieren: Selbst Unternehmen, die zur rechten Zeit und mit einem stimmigen Wachstumsmodell an den Markt gehen, werden Anleger nur begeistern, wenn der Preis stimmt.»

Europa und die Schweiz melden sich mit voller Kraft zurück
Die Schweiz Börse hat mit fünf Börsengängen und einem Volumen von 1,56 Mrd. US-Dollar eines der erfolgreichsten Halbjahre hingelegt. Ein höheres Volumen wurde seit 2004 einzig in der zweiten Jahreshälfte 2006 an die Schweizer Börse gebracht. «Die fünf Börsengänge im laufenden Jahr können als erfolgreich bezeichnet werden, einzig die Kurse des Internet-Reiseanbieters Bravofly sind seit dem Börsengang klar zurückgegangen. Das Klima in der Schweiz und in ganz Europa ist zurzeit gut und es ist auch für das Börsenfenster im Herbst mit Kandidaten zu rechnen, die sich in der Schweiz aufs Parkett wagen wollen. Das Thema Börsengang ist in vielen Schweizer Unternehmen inzwischen salonfähig geworden», erläutert Müller.

Neben Bravofly (296,3 Mio. US-Dollar) lösten auch der Maschinenbauer SFS Group (804,2 Mio. US-Dollar), die HIAG Immobilien Holding AG (217,6 Mio. US-Dollar), die Thurgauer Kantonalbank (180,4 Mio. US-Dollar) und die Glarner Kantonalbank (62,5 Mio. US-Dollar) bedeutende Summen an der Börse.

Insgesamt wagten sich im bisherigen Jahresverlauf in Europa 162 Unternehmen auf das Börsenparkett und erlösten dabei 44,5 Mrd. US-Dollar. Im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum erhöhte sich die Zahl der Börsengänge somit um 131 Prozent, während das aufgenommene Kapital sogar um 351 Prozent zulegte. Zudem war es das beste Halbjahr seit 2007. Von den Börsenplätzen führte London mit Abstand das Feld an, doch neben Zürich verzeichneten auch Märkte wie Euronext, Mailand oder Madrid starke Aktivitäten. Roger Müller äussert sich dazu: «Der europäische IPO-Markt ist 2014 mit voller Kraft zurückgekehrt. Dank des zunehmend positiven wirtschaftlichen Umfelds und einer unterstützenden Geldpolitik der Zentralbanken bleibt das IPO-Fenster weit geöffnet.»

US-Börsen mit Zehn-Jahres-Hoch
Zum ersten Mal seit über zehn Jahren verbuchten die US-Börsen wieder drei Quartale in Folge mit jeweils mehr als 70 Börsengängen. Die ersten sechs Monate 2014 waren somit ein Rekordhalbjahr. Die NYSE und die NASDAQ zeichneten in der ersten Jahreshälfte insgesamt für 162 IPOs mit einem Volumen von 35,0 Mrd. US-Dollar verantwortlich. Darunter befanden sich sieben IPOs mit Erlösen oberhalb der Marke von 1 Mrd. US-Dollar.

«Angesichts der anhaltenden Rekordjagd an den Aktienmärkten und der niedrigsten Volatilität seit der Finanzkrise strebt eine noch nie da gewesene Anzahl von Unternehmen an den US-Markt», kommentierte Roger Müller. Die durchschnittlichen Ersttagsgewinne der neu gelisteten Firmen sanken im zweiten Quartal jedoch von 12,3 auf 9,8 Prozent. Darüber hinaus fielen auch die Bewertungen weniger günstig aus. «Dies zeigt, dass die Anleger unsicher sind, ob der aktuelle Aufwärtstrend an den Aktienmärkten so weitergehen wird.»
Asien-Pazifik beim Volumen führend

Die Region Asien-Pazifik verzeichnete in der ersten Jahreshälfte 2014 die meisten Börsengänge aller Regionen. In 217 IPOs wurden 33,7 Mrd. US-Dollar erlöst – gegenüber dem ersten Halbjahr 2013 ein Plus von 64 bzw. 45 Prozent. Vier der zwanzig grössten Börsengänge der ersten Jahreshälfte 2014 erfolgten an asiatischen Märkten, wobei Hongkong drei IPOs  und die Börse Tokio einen IPO verbuchte. Allerdings schwächten sich die Aktivitäten im zweiten Quartal 2014 gegenüber dem Vorquartal ab.

Freundliche Aussichten für die zweite Jahreshälfte 2014  
«Der weltweite IPO-Markt dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte 2014 normalisieren und das Wachstumstempo sich allenfalls abschwächen», so Roger Müller. Aber wenn sich die wirtschaftliche Erholung in vielen Märkten fortsetzt, die Börsenindizes weiter vor Kraft strotzen und die Volatilität abwärts tendiert, ist ein fundamentales Umfeld gegeben für eine länger anhaltende Periode mit vielen Börsengängen.

Erst vor Kurzem an die Börse gegangene Unternehmen entwickelten sich im Vergleich zum weiter gefassten Aktienmarkt relativ gut, was das Vertrauen der Anleger stützte. Die solide Pipeline von Unternehmen, die für einen IPO bereit sind, wird den Preisdruck erhöhen, weil die Anleger allzu optimistischen Bewertungen misstrauen werden. «Wir erwarten für das zweite Halbjahr 2014 weltweite eine Zunahme der Börsengänge in den Sektoren Finanzen, Immobilien, Technologie sowie Konsumentenprodukte und -dienstleistungen, weil diese Bereiche von dem aufgehellten Verbrauchervertrauen profitieren dürften», fasst Roger Müller die Prognose zusammen.

Die Studie umfasst alle bis Anfang Juni erfolgten Börsengänge sowie IPOs, die nach Ansicht von EY bis zum Monatsende noch durchgeführt werden. Stichtag der von Dealogic erhobenen Daten ist der 17. Juni 2014. Bei den Daten für die Schweiz wurde der Börsengang der Glarner Kantonalbank vom 24. Juni hinzugefügt. (EY/mc/ps)

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