Paul Laudicina, Entwickler des FDI Confidence Index und Chairman des A.T. Kearney Global Business Policy Council.
Zürich – Zwei Drittel der Unternehmen gehen davon aus, dass ihre ausländischen Direktinvestitionen (FDI) bis 2016 das gleiche Niveau erreichen werden wie vor der Finanzkrise. Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung A.T. Kearney nach Auswertung der Ergebnisse für den FDI Confidence Index® (FDICI) 2015. Die 15. Ausgabe des FDICI mit dem Titel „Connected Risks: Investing in a Divergent World“ zeigt, dass die Unternehmen die Suche nach globalen Wachstumschancen intensivieren.
„Investoren wollen die letzte Finanzkrise endgültig hinter sich lassen und sind auf der Suche nach neuen Investitionszielen“, kommentiert Paul Laudicina, Entwickler des FDI Confidence Index und Chairman des A.T. Kearney Global Business Policy Council. „Die anhaltende Volatilität und wirtschaftliche Unsicherheit führen in unserer vernetzten Welt immer wieder zu kurzfristigen Irritationen, doch die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass ausländische Direktinvestitionen wieder zunehmen. Für Investoren, die auf fundierte Strategien und Analysen setzen, bietet sich weltweit eine Fülle von Möglichkeiten.“
Detaillierter Einblick in Investitionsplanungen
Der FDI Confidence Index gibt einen detaillierten Einblick in die Investitionsplanungen der Führungsverantwortlichen von Unternehmen. Seit der ersten Ausgabe im Jahr 1998 hat die Studie der Experten für Zukunftsstrategien immer wieder Hinweise auf herausragende Chancen für ausländische Direktinvestitionen gegeben. Die im Index gelisteten FDI-Länder haben in der Regel etwa ein Jahr nach Veröffentlichung des Rankings den grössten Anteil ausländischer Investitionen erhalten.
Die aktuelle Studie hat ergeben, dass 66 Prozent der befragten Unternehmen mit ihren ausländischen Direktinvestitionen (FDI) bis 2016 das gleiche Niveau erreichen wollen wie vor der Finanzkrise, wobei asiatische Investoren den grössten Optimismus zeigen. Nahezu drei Viertel aller Länder unter den Top 25 gehören zu den entwickelten Volkswirtschaften, weil Investoren dort neue Chancen in einem gesicherten Umfeld sehen.
Die USA und China belegen im dritten Jahr in Folge den ersten und zweiten Platz im Ranking, während Grossbritannien seinen dreijährigen Aufwärtstrend fortsetzt und Platz drei erreicht. Die USA liegen auch bei den makroökonomischen Zukunftsaussichten ganz vorne. 46 Prozent der Befragten bewerteten die wirtschaftliche Entwicklung in den USA positiver als noch vor einem Jahr. 44 Prozent prognostizieren für das Land ein BIP-Wachstum von ca. 3,6 Prozentpunkten in den nächsten drei Jahren. Die befragten Führungskräfte gaben an, dass selbst der Stillstand im Kongress in Washington kein Grund dafür ist, ihre Investitionen einzuschränken.
Optimismus für Wachstumschancen in Nord- und Südamerika
Besonders optimistisch sehen asiatische Investoren die Wachstumschancen in Nord- und Südamerika. Sie haben die geringsten Bedenken angesichts der geopolitischen Instabilität und regulatorischer Vorgaben in den Zielländern und zeigen das grösste Interesse an den so genannten Frontier-Märkten (Grenzmärkten). Mehr als 80 Prozent der asiatischen Investoren gaben an, dass sie aktuell planen, Aktivitäten in diesen Ländern zu starten, fortzusetzen oder zu verstärken.
„Investoren in der ganzen Welt konzentrieren sich auf die entwickelten Volkswirtschaften unterschiedlichster Grösse, denn sie entscheiden sich vorwiegend für bewährte und sichere Investitionsziele“, erläutert Erik Peterson, Managing Director des Global Business Policy Council und Koautor der Studie. „Der 2015 FDI Confidence Index ermöglicht einen hervorragenden Einblick in die Handlungsweise der Führungsverantwortlichen globaler Unternehmen, die in diesem Jahr, das von stark divergierenden finanzpolitischen Strategien in den wirtschaftlich stärksten Regionen gekennzeichnet ist, für das Risikomanagement verantwortlich sind.“
Die Ergebnisse geben auch Aufschluss über Entwicklungen in jeder Region, die im Fokus des FDI Confidence Index interessante globale Zusammenhänge sichtbar machen. Viele der „Gewinner“ profitieren von einer grossen Stabilität im Anschluss an die wirtschaftlichen Turbulenzen der Post-Rezessionsphase.
Die Ergebnisse im Überblick
Nord-, Mittel- und Südamerika: Die USA führen im dritten Jahr in Folge die Rangliste an. Die US-Regierung hat die Studien der letzten beiden Jahre wiederholt als Beleg für die Erholung der amerikanischen Wirtschaft zitiert. Kanada bleibt mit dem vierten Platz unter den Top fünf. Brasilien führt auf dem sechsten Rang die lateinamerikanischen Länder an, belegte allerdings 2013 noch den dritten Platz. Trotz des schleppenden Wirtschaftswachstums bleibt Brasilien mit seinem grossen Marktvolumen, der wachsenden Mittelklasse und seinen Bodenschätzen für Investoren interessant. Mexiko rückt drei Plätze vor auf Rang neun. Die Reformen zeigen Wirkung und das Geschäftsklima im Land verbessert sich. Trotz des niedrigen Ölpreises plant das Land für 2015 umfassende Reformen des Energiesektors.
Europa: Mehr denn je lag der Fokus der befragten Manager in diesem Jahr auf dieser Region. Allein 15 Länder unter den Top 25 (aktuell 60% gegenüber 40% in 2014) kommen aus Europa. Diese Entwicklung ist teilweise auf die Entscheidung der Europäischen Zentralbank zurückzuführen, die von ihrem Sparkurs auf konjunkturfördernde geldpolitische Massnahmen wie die quantitative Lockerung umgeschwenkt ist. Zu den Aufsteigern der Region gehören Grossbritannien, das sich zum dritten Mal in Folge in der Rangliste verbessern konnte, sowie Deutschland auf dem fünften Rang, das als Basis für Stabilität und eine solide Wirtschaft in der Eurozone angesehen wird. Die Niederlande klettern um neun Plätze auf Rang 13. Neben der Initiative „Invest in Holland“ zur Förderung ausländischer Investitionen hat auch das Programm „StartupDelta“ für den Aufbau der am besten vernetzten und grössten Startup-Community in Europa zu dieser Entwicklung beigetragen. Frankreich verbessert sich um zwei Plätze auf Rang acht, nachdem die Regierung steuerliche Anreize sowie den Abbau von Bürokratie und investitionshemmenden Beschränkungen auf den Weg gebracht hatte.
Asien: China belegt weiterhin den zweiten Platz im Ranking. Die Befragten beobachten vor allem, ob das Land beim BIP-Wachstum den anvisierten Wert von 7,0 Prozent erreicht und sich weitere Anzeichen eines erfolgreichen Übergangs zu einer konsumgesteuerten Wirtschaft zeigen. Nach den „verlorenen Dekaden“ und der wirtschaftlichen „Stagflation“ konnte sich Japan von Rang 19 im Vorjahr auf Rang sieben verbessern. Diese beeindruckende Entwicklung könnte darauf hindeuten, dass die dritte Stufe (der „dritte Pfeil“) der Wachstumsstrategie von Shinzo Abes Regierung das Land für ausländische Investoren attraktiver macht. Die asiatischen Märkte, die das Ziel von mehr als 40 Prozent der gesamten Auslandsinvestitionen sind, werden weiterhin durch den Binnenkonsum angetrieben. Australien, das den zehnten Rang belegt, hat kürzlich die Verhandlungen zu drei bedeutenden Handelsabkommen abgeschlossen, darunter bilaterale Abkommen mit China, Korea und Japan. Indien folgt auf Rang elf und birgt möglicherweise Potenzial für einen weiteren schnellen Aufstieg, wenn die Regierung des neuen Premierministers Narendra Modi ihre Pläne zur Förderung des Wirtschaftswachstums erfolgreich umsetzen und die Bürokratie modernisieren kann. Dazu gehört auch die Initiative „Make in India“, die ausländischen Unternehmen geschäftliche Aktivitäten in Indien erleichtern und Eigenkapital-Obergrenzen für ausländische Investoren in verschiedenen Bereichen abschaffen oder anheben soll. (A.T. Kearney/mc/ps)
Der FDI Confidence Index® 2015