Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank. (Foto: Saxo Bank)
Kopenhagen – „Wir waren sehr lange skeptisch hinsichtlich des Potentials der chinesischen Wirtschaft, was sich auch in unserem aktuellen Quartalsausblick niederschlägt“, sagt Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank. Nachdem nun das Chaos auf dem chinesischen Aktienmarkt ausgebrochen ist, scheint eines klar zu sein: „Die chinesische Wirtschaft muss sich mehr an das westliche nachfragegetriebene Wirtschaftssystem anpassen, da sich die Volksrepublik nicht mehr länger auf ein rein investmentgetriebenes Wachstum verlassen kann“, sagt Hansen.
Die Rendite in China sei zu stark gesunken und zunehmend mehr Schulden – sowohl privat als auch öffentlich – seien notwendig, um das staatlich vorgeschriebene Wachstum zu generieren. „Unsere grösste Sorge gilt der Tatsache, dass die Transformation der chinesischen Wirtschaft hin zu einer konsumgetriebenen Ökonomie zu langsam verläuft“, sagt Hansen. Die Konsequenzen aus diesen schuldenfinanzierten Investments in einen sich aufblähenden Aktienmarkt werden jetzt auf dramatische Weise gespürt. Nicht nur in China, wo Millionen von Investoren gerade versuchen ihre Verluste zu minimieren und ihre Aktien zu verkaufen. „Dieser Ausverkauf, der sich zu einer panischen Flucht entwickelt hat, hätte durch ein Eingreifen der chinesischen Regierung am vergangenen Wochenende verhindert werden können. Inzwischen hat die Börse von Shanghai innerhalb der letzten drei Wochen einen Verlust von 33 Prozent eingefahren“, sagt Hansen.
Vom Finanzproblem zum politischen Problem für Chinas Mächtige?
Nun spüren mehr als 80 Millionen chinesische Investoren den direkten Einfluss dieser Korrektur. Doch auch für die übrige Welt seien die Folgen deutlich. „Griechenland ist für die EU ein langsam brennendes Feuer, wo das Risiko einer Ausbreitung besteht. In China ist das Risiko direkter und stellt eine eindeutige Gefahr für Australien und andere Volkswirtschaften dar, die stark auf den Rohstoffexport nach China angewiesen sind“, sagt Hansen. Jegliche Risiken für Chinas Stabilität könnten also viel schneller gespürt werden und die ohnehin schon fallenden Rohstoffpreise noch zusätzlich unter Druck setzen. „Eisenerz, das insbesondere stark auf das chinesische Wirtschaftswachstum angewiesen ist, hat allein gestern rund zehn Prozent eingebüsst“, sagt Hansen.
Bisher seien die Massnahmen der Chinesischen Volksbank erfolglos geblieben. „Das lässt uns zum Schluss kommen, dass noch mehrere Versuche nötig sind, um diesen Kurs zu stoppen, bevor aus einem Finanzproblem ein politisches Problem für die Herrscher in Peking wird“, sagt Hansen abschliessend. (Saxo Bank/mc/ps)