Schlechtes Jahr für die Schweizer Pensionskassen
Zürich – 2022 war für die Schweizer Pensionskassen wegen der Entwicklung an den Finanzmärkten ein schlechtes Jahr. Die Mehrheit der Institutionen bleibt aber solide aufgestellt.
Im Durchschnitt erzielten die Pensionskassen 2022 eine Nettorendite von -8,8 Prozent, wie es in einer von der ZKB-Tochter Swisscanto am Mittwoch veröffentlichten Pensionskassenstudie heisst. Dies sei das zweitschlechteste Ergebnis seit dem Studienbeginn im Jahr 2000. 2021 lag die Durchschnittsrendite noch bei rekordhohen +8,4 Prozent.
Grosse Unterschiede zwischen den Kassen
«Die Fitness der Pensionskassen hängt wesentlich von der Anlagestrategie ab», sagte Iwan Deplazes, Leiter Asset Management bei der ZKB, bei der Präsentation der Studienergebnisse. Dadurch liessen sich etwa die grossen Unterschiede bei der Performance und der Verzinsung zwischen den Kassen erklären.
Die tiefste Rendite der untersuchten Pensionskassen lag bei -16,2 Prozent. Am schwächsten performt haben Institutionen mit einem hohen Anteil an Obligationen. Diese würden gemäss Deplazes tendenziell zu wenige Risiken eingehen.
Die besten Kassen setzten dagegen auf nicht traditionelle Anlageklassen wie Immobilien und alternative Anlagen. Damit kamen sie im letzten Jahr mit einer Minusrendite von einem Prozent davon. Laut Swisscanto ist die Bandbreite von -16 bis -1 Prozent die breiteste Streuung seit der Finanzkrise von 2008.
Zinswende stärkt Deckungssituation
Unter Einbezug der hohen Teuerung kam es dabei erstmals seit Studienbeginn im Jahr 2000 zu einer negativen Realverzinsung auf den Alterssparkapitalien der Versicherten. Langfristig seien durch steigende Zinsen aber Leistungsverbesserungen für Einzahlende möglich.
«Die Zinswende ist eine gute Botschaft für die Deckungssituation», ordnete Heini Dändliker, Leiter Key Account Management und Firmenkunden Markt Schweiz bei der ZKB, die Studienergebnisse ein. Der stetige Rückgang des Umwandlungssatzes während der letzten Jahre dürfte langsam abflauen. Aktuell steht dieser bei Männern und Frauen bei einem Minimum von 4,1 und einem Maximum von 7,2 Prozent.
Zwar fielen die Deckungsgrade im vergangenen Jahr durchschnittlich um 10 Prozentpunkte. Rund ein Drittel der privatrechtlichen Pensionskassen weist damit aber noch einen Deckungsgrad von über 115 Prozent auf. Die Mehrheit der Pensionskassen bleibe also durch die hohen Renditen der letzten Jahre solide aufgestellt, so Dändliker.
Mehr Generationengerechtigkeit in Sicht
Positiv entwickelte sich der Studie zufolge auch das Verhältnis zwischen den Einzahlenden und den Rentebeziehenden. Die «systemfremde» Umverteilung der letzten Jahrzehnte habe sich entschärft. Dies sei eine Voraussetzung für die Generationengerechtigkeit.
Die Verlierer der Inflation sind hingegen die Neurentnerinnen und -rentner: Diese seien 2022 von der Teuerung von 2,8 Prozent betroffen gewesen, die Renten hätten sich aber nicht erhöht. «Man kann nur verteilen, was man hat», sagte Dändliker an der Präsentation. Rentner müssten sich bis zu einem Teuerungsausgleich wohl noch einige Jahre gedulden.
An der Pensionskassenstudie 2022 nahmen 472 Vorsorgeeinrichtungen teil. Das erfasste Vermögen der Teilnehmer belief sich auf 738 Milliarden Franken. Gesamthaft sind damit knapp 4 Millionen Versicherte repräsentiert. (awp/mc/pg)