Schuldenstreit: Argentinien berät mit Schlichter
Argentiniens Wirtschaftsminister Axel Kicillof.
Buenos Aires – Die drohende Staatspleite vor Augen hat eine argentinische Regierungsdelegation erste Gespräche in den USA aufgenommen. Die Gruppe unter Führung von Wirtschaftsminister Axel Kicillof traf sich in New York mit einem gerichtlich bestellten Schlichter, der in dem Schuldenstreit zwischen dem Land und US-Hedgefonds vermitteln soll.
Das mehrstündige Gespräch sei mit «Offenheit» geführt worden, erklärte der Vermittler Daniel Pollack anschliessend in einer kurzen Mitteilung. Er sei Ende vergangener Woche auch mit den Vertretern der Hedgefonds zusammengekommen. Die wichtigsten Themen seien erkannt worden, und beide Seiten hätten sich bereiterklärt, weiter an den Gesprächen teilzunehmen.
Kläger fordern 1,5 Mrd Dollar
Der Hedgefonds NML Capital und andere Kläger fordern von Argentinien die Zahlung von 1,5 Milliarden Dollar an Anleihen, die nicht in die Umschuldungen der argentinischen Staatspleite von 2001 eingegangen sind. Der ganze Fall spielt sich vor einem US-Gericht ab, weil Argentinien seine Schuldpapiere nach US-Recht ausgegeben hatte und die Zahlungen über eine New Yorker Bank laufen.
Urteil für Argentinien so nicht umsetzbar
Kicillof habe Pollack klargemacht, dass das Urteil des New Yorker Richters Thomas Griesa in seiner aktuellen Auslegung für Argentinien nicht ausführbar sei, hiess es am Montagabend (Ortszeit) in einer Mitteilung des Wirtschaftsministeriums in Buenos Aires. Es sei notwendig, die von dem Richter blockierten Überweisungen an die Gläubiger der argentinischen Umschuldungen freizugeben, um unter gerechten Bedingungen den Dialog fortführen zu können.
Wenn das Geld nicht bis Ende Juli bei diesen Gläubigern ist, könnten die grossen Ratingagenturen dies als Zahlungsausfall werten. Argentinien würde als Pleitestaat gelten, obwohl die Regierung über genügend Mittel verfügt, ihre Schulden zu begleichen.
Hedgefonds signalisieren Verhandlungsbereitschaft
«Unser Unternehmen könnte davon überzeugt werden, Argentinien mehr Zeit zu gewähren», schrieb Hedgefonds-Manager Jay Newman in einem Gastbeitrag für die «Financial Times». Die Regierung müsse aber «konkrete und ernsthafte Schritte unternehmen, um ihre rechtlichen Verpflichtungen zu erfüllen», schränkte er ein. Als Bezahlung würde sein Hedgefonds Elliott, zu dem auch NML Capital gehört, auch neue Anleihen und andere Finanzinstrumente akzeptieren.
Die Auseinandersetzung ist für Argentinien gefährlich, weil auch andere Gläubiger höhere Forderungen geltend machen könnten als im Schuldenschnitt der Jahre 2005 und 2010 vereinbart. Die Regierung in Buenos Aires fürchtet dann die tatsächliche Zahlungsunfähigkeit. Nach Angaben der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg wollten andere Besitzer argentinischer Anleihen am Montag diskutieren, ob sie kooperieren sollten.
Die Börse in Buenos Aires reagierte gelassen auf den Beginn der Gespräche in New York. Der Merval -Index stieg am Montag marginal um 0,12 Prozent. (awp/mc/pg)