Schwaches Jahr für IPOs

Schwaches Jahr für IPOs

Facebook zeichnete für den grössten Börsengang des Jahres verantwortlich.

Zürich – Im Vergleich zu 2010 und 2011 fällt die weltweite Bilanz für die ersten elf Monate des Jahres 2012 schwach aus – die Zahl der Börsengänge liegt in diesem Jahr um 32 Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum 2011 und um 36 Prozent niedriger als in den ersten elf Monaten des Jahres 2010. Den Ergebnissen des weltweiten IPO-Barometers des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens Ernst & Young zufolge, lassen die jüngsten Börsenkotierungen allerdings auf eine Bewegung im Markt in den kommenden Monaten schliessen.

Seit Jahresbeginn fanden weltweit 768 Börsengänge statt, bei denen insgesamt 119 Mrd Dollar erlöst wurden – im Vorjahr waren im gleichen Zeitraum noch 1’126 Börsengänge mit einem Volumen von 156 Mrd Dollar gezählt worden.

Schweiz: Börsengänge von DKSH und EFG Financial Products
In der Schweiz fällt die Jahresbilanz relativ gut aus. Bislang wurden in diesem Jahr vier Börsengänge durchgeführt. Das IPO-Volumen erhöhte sich 2012 dank der beiden Börsengänge von DKSH und EFG Financial Products auf 1,1 Mrd Dollar, verglichen mit 45 Millionen im Vorjahr. Angesichts der guten Entwicklung des Aktienmarkts in der Schweiz und der erwarteten relativ stabilen Konjunkturaussichten dürfte sich diese positive Entwicklung im kommenden Jahr fortsetzen. Roger Müller, Partner, Financial Accounting Advisory Services bei Ernst & Young Schweiz sagt: «In den vergangenen drei Monaten waren die IPO-Aktivitäten gering. Zudem wurden einige Börsenkotierungen in diesem Quartal verschoben. In Anbetracht einiger zu erwartenden Börsengänge hoffen wir allerdings, dass das Anlegervertrauen bald zurückkehren wird.»

Für das kommende Jahr sieht Roger Müller gute Chancen für einen weiteren Aufschwung auf dem Schweizer IPO-Markt. «Das Geschäft belebt sich. Die Unternehmen kommen langsam wieder auf den Geschmack und sehen zunehmend wieder die Chancen, die ein erfolgreicher Börsengang bietet», so Roger Müller. Voraussetzung für ein gutes IPO-Jahr 2013 sei allerdings, «dass einige Kandidaten über ihren Schatten springen und stärker als bislang bereit sind, Kompromisse einzugehen».

Zurückhaltung auch in China
In allen wichtigen IPO-Märkten wagten weniger Börsenneulinge den Sprung aufs Parkett als im Vorjahr – auch in China, das jahrelang Hauptmotor des weltweiten IPO-Marktes war. 2010 waren in China noch 502 Börsengänge gezählt worden, 2011 waren es immerhin noch 381. In diesem Jahr gab es bislang nur 228 IPOs im Reich der Mitte. Das Gesamt-Emissionsvolumen verringerte sich von 131 Milliarden Dollar in 2010, über 72 Milliarden Dollar in 2011 auf 26 Milliarden Dollar in diesem Jahr. Peter Dauwalder, Partner, Transaction Advisory Services bei Ernst & Young, führt diesen Rückgang zum einen auf die deutlich gestiegene Zurückhaltung der Investoren in China zurück, die mit Investitionen in Börsenneulinge nicht nur gute Erfahrungen gemacht hätten. «Zudem ebbt der Strom von Börsengängen grosser Staatsunternehmen ab. Dennoch war China 2012 der mit Abstand wichtigste IPO-Markt weltweit – und dürfte diese Position auch im kommenden Jahr innehaben.»

Rückgang in Europa am stärksten
Ebenfalls rückläufig war die Zahl der IPOs in Nordamerika – nach 172 Transaktionen im Vorjahr wurden im Jahr 2012 bislang nur 152 Börsengänge in den USA und Kanada gezählt. Das Emissionsvolumen stieg hingegen dank des Facebook-IPOs, der 16 Mrd Dollar einbrachte, um 8 Prozent auf 41,5 Mrd Dollar. Am stärksten geschrumpft ist vor allem aber der europäische IPO-Markt: Die Zahl der IPOs europäischer Unternehmen ging um 47 Prozent von 260 auf 139 zurück. Das Emissionsvolumen reduzierte sich um 64 Prozent von 33 auf 12 Milliarden Euro. «Die europäische Schuldenkrise, die inzwischen auch eine Konjunkturkrise ist, hat die IPO-Aktivitäten europaweit deutlich gebremst», sagt Peter Dauwalder.

Grösster IPO des Jahres: Facebook
Der grösste Börsengang des Jahres war die Erstnotiz von Facebook, die 16 Mrd Dollar einbrachte. Auf dem zweiten Platz folgt der IPO von Japan Airlines mit einem Emissionserlös von 8,5 Mrd Dollar vor dem Börsengang der mexikanischen Grupo Financiero Santander Mexico (4 Mrd Dollar). Gemessen an der Zahl der Erstnotierungen liegt im Jahr 2012 bislang die chinesische Börse Shenzhen (129 IPOs) an erster Stelle, gefolgt von der New York Stock Exchange (75). (Ernst & Young/mc/pg)

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