Zürich – Die Aktien des Bankensoftwarespezialisten Temenos vollziehen am Mittwoch im frühen Handel einen kräftigen Kurssprung. Die Aktie legt im Zuge von Übernahmespekulationen stark zu.
Temenos gewannen bis Börsenschluss 8,3 Prozent auf 132,95 Franken, zwischenzeitlich legte die Aktie sogar im zweistelligen Prozentbereich zu. Allerdings sind die Titel im laufenden Jahr unterdurchschnittlich unterwegs. Bis zum Dienstagabend standen sie 0,7 Prozent im Minus, während der Gesamtmarkt 2021 gemessen am SPI um 17 Prozent im Plus stand. 2020 verloren Temenos bereits 19 Prozent.
Die schwedische Investorengruppe EQT erwägt laut Bloomberg ein Kaufangebot für Temenos. EQT AB prüfe eine mögliche Akquisition, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Prüfung befinde sich in einem frühen Stadium, und es sei daher nicht sicher, ob es tatsächlich zu einer Übernahme komme. Sowohl Temenos als auch EQT wollten den Bericht nicht kommentieren.
EQT-Angebot würde Sinn machen
Die Gespräche scheinen – falls sie denn wirklich stattfinden – noch nicht sehr ausgereift zu sein, und könnten also zu einem Übernahmeangebot führen oder auch nicht, heisst es bei Bryan, Garnier & Co. Ein solches Angebot würde aber Sinn ergeben, da das Aktienkapital nicht mehr von einem Ankeraktionär kontrolliert ist.
Gründer George Koukis hat seinen Anteil vor langer Zeit verkauft. Der Investor Martin Ebner hält über seine Gesellschaft Patinex gut 10 Prozent, und die restlichen identifizierten Aktionäre sind Banken und institutionelle Investoren wie Blackrock oder UBS Fund Management.
Aktienkurs 30% unter Allzeithoch
Der Aktienkurs sei immer noch 30 Prozent unter dem Allzeithoch von Mitte 2019 (zum Schlusskurs vom Dienstag bei 122,80 Fr.), kommentiert die Investmentbank weiter. Allerdings habe EQT noch nie so eine grosse Akquisition im Softwarebereich gemacht. Die Analysten verweisen dabei auf die Marktkapitalisierung von 9,2 Milliarden US-Dollar. Vor einigen Jahren sei etwa das deutsche Unternehmen SUSE für 2,5 Milliarden Dollar gekauft worden.
Der Temenos-Verwaltungsrat um Präsident Andreas Andreades sei sehr «pekuniär» interessiert, und der Verwaltungsrat würde sich nicht gegen ein gutes Angebot stemmen, heisst es am Markt. Andreades ziele in Richtung 180 Franken je Temenos-Aktie, schreibt das Finanzportal «The Market» unter Verweis auf «Quellen».
«Inwieweit EQT es ernst meint mit einer Übernahme, bleibt unklar», kommentiert die ZKB den Medienbericht. EQT dürfte mit einer allfälligen fremdfinanzierten Übernahme vor allem an den wiederkehrenden – weil stabilen – Umsätzen von Temenos interessiert sein. Im Vergleich zu anderen Softwarehäusern habe das Schweizer Unternehmen allerdings einen mit 53 Prozent noch vergleichsweise tiefen Anteil an wiederkehrenden Umsätzen.
In der vergangenen Woche hatte es bereits Übernahmespekulationen gegeben, nachdem die Temenos-Aktie nach enttäuschenden Drittquartalszahlen prozentual zweistellige Kursverluste einstecken musste. Ein Analyst von Julius Bär hatte geschrieben, seines Erachtens könnte die Gesellschaft nach dem Kursrücksetzer zum Ziel einer Übernahme durch einen deutlich grösseren ausländischen Softwarekonzern werden.
In den vergangenen Jahren wurden am Markt Namen wie die deutsche SAP oder der US-Softwaregigant Microsoft als finanzkräftige potenzielle Käufer ins Spiel gebracht. Auch die amerikanischen Unternehmen Oracle und Salesforce werden genannt. (awp/mc/pg)