Rothschild & Co: Ranking der Volkswirtschaften 2011 – 2022: Rothschild & Co hat anhand von öffentlich verfügbaren Daten ein makroökonomisches Ranking von Ländern erstellt. Unter der Berücksichtigung von Wohlstand, Beständigkeit und Gerechtigkeit belegt die Schweiz den ersten Platz. Auf Platz zwei folgt Schweden vor Deutschland.
Kevin Gardiner, Global Investment Strategist und Managing Director bei Rothschild & Co, Wealth Management
Die Pandemie, Finanzkrisen, Populismus und der Krieg zeigen uns: Wir leben in unsicheren Zeiten. Bei der Flut von negativen Nachrichten machen sich die Menschen Sorgen um ihre Zukunft und tendieren dazu, die Welt, in der sie leben, schlechter zu beurteilen, als sie eigentlich ist.
Rothschild & Co hat ein makroökonomisches Ranking anhand von 19 öffentlich verfügbaren Variablen erstellt. Diese wiederum wurden in drei Unterkategorien unterteilt: Wohlstand, dazu gehören Wachstum und materieller Lebensstandard, Beständigkeit (Finanzen, Umwelt) und Gerechtigkeit.
Mit makroökonomischen Faktoren lassen sich nicht alle Aspekte der Wirtschaftsleistung erklären, gleichzeitig sind sie nicht alle gleich wichtig. Was sie aber können: Sie filtern ein klares wirtschaftliches Signal aus dem oftmals polemischen Hintergrundlärm heraus.
Schweiz besticht vor allem durch Beständigkeit
Die Schweiz steht im Zeitraum 2011 – 2022 in Bezug auf Beständigkeit an der Spitze. Beim Wohlstand ist sie Nummer fünf, bei der Gerechtigkeit belegt sie den dritten Platz. Dies macht sie zur Gesamtsiegerin. Auf den weiteren Plätzen folgen Schweden, Deutschland und die Niederlande.
Am anderen Ende der Tabelle steht zuunterst Brasilien, hinter Italien und Spanien, das den drittletzten Platz belegt. Die am besten bewertete Volkswirtschaft der G7-Staaten ist Deutschland auf Platz drei, gefolgt von Kanada und den USA auf den Plätzen sechs und sieben. Das am schlechtesten bewertete G7-Mitglied ist Italien, das zweitschlechteste Japan auf dem elften Platz.
Überraschungen und erfüllte Erwartungen
Wie erwartet: Schweden führt die Kategorie Gerechtigkeit ziemlich konstant an. Die USA schnei-den beim Wohlstand sehr gut ab. Aber es gibt auch einige unerwartete Platzierungen.
In der Kategorie Wohlstand flossen in das Ranking sowohl das Niveau als auch die Wachstumsraten ein. Für das BIP-Wachstum verwendete Rothschild & Co einen gleitender Dreijahresdurchschnitt, um störende jährliche Schwankungen zu glätten.
Japan steht in Bezug auf den Wohlstand schlecht da: Der hohe Lebensstandard des Landes stagniert und die Bevölkerung altert. Indien schneidet dagegen sehr gut ab, was überrascht, wenn man bedenkt, dass in dieser Kategorie neben dem Bevölkerungswachstum auch die Wachstumsraten und das BIP-Niveau berücksichtigt werden. Die derzeitigen Einkommen mögen niedrig sein, dafür sind die Steigerungsraten hoch.
China – eine grosse Volkswirtschaft, die jedoch nicht zur Gruppe der entwickelten G7-Staaten gehört – schneidet unauffällig ab, mit guten Ergebnissen in puncto Wohlstand, aber weniger guten in anderen Bereichen. Das Vereinigte Königreich, oft dominiert von harscher Selbstkritik und Fatalismus, rangiert bei den G7-Staaten insgesamt noch vor Japan und Italien.
Nüchterner Blick auf die Realitäten
Gerade bei den grossen Volkswirtschaften, die auf den hinteren Plätzen rangieren, ist zu beden-ken, dass es sich immer noch um hochentwickelte, industrialisierte Volkswirtschaften handelt und dass ihre niedrigen Werte in der Rangliste nicht zwangsläufig auf eine schlechte volkswirtschaftliche Leistung schliessen lassen.
Wenn diese Rankings dazu beitragen, einige falsche Vorstellungen zu zerstreuen, leisten sie einen Dienst, indem sie einen Teil des Hintergrundrauschens reduzieren und es den Anlegern ermöglichen, einige der fantastischeren Geschichten zu ignorieren, die erzählt werden. (Rothschildt/mc)