Bern – Die Schweizer Volkswirtschaft hat im dritten Quartal 2022 einen hohen Leistungsbilanz-Überschuss erzielt. Er betrug rund 24 Milliarden Franken und fiel damit auch in der langfristigen Betrachtung sehr hoch aus.
Dies sei einerseits auf den hohen Überschuss des Warenhandels und andererseits auf die vergleichsweise geringen Defizite des Dienstleistungshandels und der Primäreinkommen zurückzuführen, teilte die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Donnerstag mit.
Der Saldo im Waren- und Dienstleistungshandel lag bei +29,1 Milliarden, wobei im Warenhandel ein Überschuss von 30,8 Milliarden und im Bereich der Dienstleistungen ein Minus von 1,6 Milliarden resultierte. Bei den Primäreinkommen (Grenzgänger-Einkommen, Einkommen aus Auslandvermögen etc.) resultierte insgesamt ein Minus von 1,8 Milliarden, bei den Sekundäreinkommen (Schenkungen ins Ausland etc.) beträgt der Minussaldo 3,3 Milliarden Franken.
Insgesamt ergibt dies für die Periode von Juli bis September 2022 einen Leistungsbilanzüberschuss von 24,1 Milliarden Franken. Gegenüber dem Vorjahresquartal (21,8 Mrd) fiel der Anstieg des Saldos aufgrund der ebenfalls hohen Vergleichsbasis moderat aus, gegenüber dem zweiten Quartal (13,6 Mrd) beträgt der Anstieg dagegen mehr als drei Viertel. Die Zahlen sind allerdings erst provisorisch und werden üblicherweise noch mehrmals revidiert.
In der Leistungsbilanz werden alle Einnahmen und Ausgaben einer Volkswirtschaft erfasst, wobei neben dem Warenhandel auch der Handel mit Dienstleistungen (Tourismus etc.), Arbeits- und Kapitaleinkommen (Primäreinkommen) sowie laufende Übertragungen (Sekundäreinkommen) dazu gezählt werden. Ein hoher Überschuss gilt als Zeichen der Stärke einer Volkswirtschaft.
Auslandvermögen gesunken
Die in der Kapitalbilanz ausgewiesenen Transaktionen zeigten laut SNB im Berichtsquartal sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite einen Nettoabbau (26 Mrd resp. 41 Mrd Fr.). Auf der Aktivseite reduzierte die Nationalbank ihre Forderungen gegenüber dem Ausland im Zusammenhang mit Repogeschäften (Reverse Repos), auf der Passivseite gingen die Verpflichtungen der Geschäftsbanken im Inland gegenüber Kunden im Ausland zurück. Der Saldo der Kapitalbilanz belief sich unter Berücksichtigung der Derivate auf +13 Milliarden Franken.
Ausgewiesen werden im Zusammenhang mit den neuesten Daten der Zahlungsbilanz jeweils auch die Auslandvermögen der Schweiz, wobei die Aktiven deutlich höher sind als die Passiven. Insgesamt nahm das Nettoauslandvermögen gemäss den SNB-Angaben gegenüber dem Vorquartal um 31 Milliarden auf 742 Milliarden Franken ab. Der Bestand der Aktiven fiel um 106 Milliarden, derjenige der Passiven um 74 Milliarden. Der Rückgang sei sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite insbesondere auf Bewertungsverluste bei Aktien und Obligationen zurückzuführen, so die Nationalbank. (awp/mc/ps)