Zürich – Die Schweizer Volkswirtschaft hat im zweiten Quartal 2020 erneut einen Milliardenüberschuss erzielt. Dieser fiel allerdings nur halb so hoch aus wie im Vorjahr.
Von April bis Juni nahm die Schweiz unter dem Strich fast 10 Milliarden Franken mehr ein, als sie ausgab. Im ersten Quartal lag dieser Leistungsbilanzüberschuss bei rund 15 Milliarden und im entsprechenden Vorjahreszeitraum bei knapp 21 Milliarden.
Massgebend für den Rückgang seien in erster Linie die tieferen Einnahmen aus Direktinvestitionen im Ausland gewesen, schreibt die Schweizerischen Nationalbank (SNB) am Montag in einer Mitteilung zu den Entwicklungen in der Leistungsbilanz.
Primäreinkommenssaldo negativ
Konkret erreichten die gesamten Einnahmen im Berichtszeitraum einen Wert von 146,8 Milliarden Franken, die Ausgaben lagen bei 136,9 Milliarden. Dies ergab einen Leistungsbilanzüberschuss von 9,9 Milliarden, wobei die Zahlen provisorisch sind und noch relativ stark ändern können.
Der Überschuss wiederum ergab sich aus einem positiven Saldo aus Waren und Dienstleistungen von 16,4 Milliarden auf der einen Seite. Auf der anderen Seite standen dem ein Minus bei den Primäreinkommen (Arbeits- und Kapitaleinkommen) von 3,2 Milliarden sowie ein Minus bei den Sekundäreinkommen (laufende Übertragungen) von ebenfalls 3,2 Milliarden gegenüber.
In der Leistungsbilanz werden alle Einnahmen und Ausgaben einer Volkswirtschaft erfasst, wobei neben dem reinen Warenhandel auch der Handel mit Dienstleistungen (Tourismus etc.), Arbeits- und Kapitaleinkommen sowie laufende Übertragungen dazu gezählt werden. Das Minus bei den Sekundäreinkommen ist typisch für die Schweiz und ist vor allem auf Geldübertragungen von ausländischen Personen in ihre Heimatländer zurückzuführen.
Kapitalbilanz mit Nettoabbau
Die SNB informierte zudem über die Kapitalbilanz – also über jene Geldströme, welche über die Grenze gehen. Dort resultierte ein Nettoabbau von 27,7 Milliarden Franken bei den Aktiven respektive von 36,0 Milliarden bei den Passiven.
Entscheidend seien dabei die Transaktionen ausländisch beherrschter Finanz- und Holdinggesellschaften gewesen, hiess es. Diese hätten konzerninterne Kredite und Beteiligungen im Ausland (Direktinvestitionen) abgebaut. Gleichzeitig zogen Muttergesellschaften im Ausland Beteiligungskapital aus ihren Tochterunternehmen in der Schweiz ab.
Dem Abbau auf der Aktivseite wirkten Devisenkäufe der Nationalbank (höhere Währungsreserven) entgegen. Auf der Passivseite hatten die Transaktionen der Geschäftsbanken im Inland den gleichen Effekt: Diese erhöhten ihre Verpflichtungen sowohl gegenüber Banken als auch gegenüber Kunden im Ausland.
Das Nettoauslandvermögen schrumpfte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 46,2 Milliarden auf 779,2 Milliarden Franken. (awp/mc/ps)