Schweiz bleibt Nummer Eins für internationale Vermögensverwaltung
Zürich – Die Schweiz bleibt die wichtigste Destination für die Vermögen internationaler Privatkundinnen und -kunden. Der Vorsprung vor Grossbritannien und den USA ist laut einer Studie aber nur noch äusserst knapp. Dazu haben die massiven Abflüsse wegen der CS-Krise beigetragen.
In der Schweiz waren im Jahr 2023 Vermögen von internationalen Kundinnen und Kunden im Umfang von 2174 Milliarden Dollar gebucht, wie das Beratungsunternehmen Deloitte in der am Mittwoch veröffentlichten Studie «International Wealth Management Centre Ranking» schreibt.
Die Schweiz verwaltete damit rund 21 Prozent der weltweit grenzüberschreitend verwalteten Vermögen.
Geschäftsmodell unter Druck
Noch vor vier Jahren hatte der Anteil der Schweiz bei 24 Prozent gelegen. «Das Geschäftsmodell der internationalen Vermögensverwaltung steht unter Druck», sagte Jean-François Lagassé, Leiter Wealth Management bei Deloitte Schweiz bei der Präsentation der Studie.
Nur noch minim weniger Vermögenswerte als die Schweiz wiesen laut Studie die internationalen Vermögensverwaltungszentren Grossbritannien (2166 Milliarden) sowie USA (2109 Milliarden) auf.
Mit einigem Abstand folgen Hongkong (1004 Milliarden) und Singapur (730 Milliarden). Auffällig geschrumpft ist die Bedeutung von Panama und der karibischen Finanzplätze.
Massive Geldabzüge wegen CS-Krise
Eine wichtige Rolle spielte dabei die CS-Krise mit der Übernahme der CS durch die UBS im Jahr 2023. Die massiven Vermögensabflüsse führten zum Rückgang der Guthaben internationaler Kunden bei Schweizer Banken zwischen Mitte 2022 und Mitte 2023 um rund 100 Milliarden Franken. Erst ab dem dritten Quartal 2023 kam es wieder zu einer Stabilisierung.
Als wenig vorteilhaft hat sich für die Schweiz wohl auch erwiesen, dass die internationalen Kundenvermögen vor allem aus Europa und dem Nahen Osten stammen. Das grosse Wachstum der Vermögen in den vergangenen Jahren fand aber in Nordamerika und Asien-Pazifik (APAC) statt. Kunden der APAC-Region buchten ihre Gelder in Hongkong oder in Grossbritannien, sagte Deloitte-Partner Patrik Spiller.
Lokales Banking wird wichtiger
Während die globalen Vermögen in den vergangenen Jahren generell gestiegen sind, hat die Bedeutung der internationalen Vermögensverwaltung abgenommen und das lokale Banking ist wichtiger geworden: Im vergangenen Jahr betrugen die internationalen Vermögen 10,1 Billionen Dollar oder noch 3,7 Prozent der Gesamtvermögen. Vor zehn Jahren lag ihr Anteil noch bei 5,3 Prozent.
Zu den Gründen für diese Entwicklung gehört laut den Studienverfassern sicherlich auch die in den vergangenen Jahren klar verschärfte Regulierung einschliesslich etwa des automatischen Informationsaustauschs zwischen den Steuerbehörden. Gleichzeitig seien auch die lokalen Finanzmärkte besser geworden, sagte Spiller.
Traditionelle Stärken
Die Schweiz kann laut der Studie auch weiterhin von ihren Stärken in «grundlegenden Bereichen» wie der Infrastruktur, der Garantie der Eigentumsrechte und einem guten Datenschutz profitieren. Entsprechend behauptet sie in der Deloitte-Studie ihren Spitzenplatz in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit vor dem vor allem mit Innovation punktenden Singapur.
Allerdings drohten die Folgen der CS-Krise wie auch steuerliche und regulatorische Anpassungen die Stellung der Schweiz weiter zu schwächen, mahnen die Deloitte-Experten. Sie empfehlen den Schweizer Behörden denn auch, internationale Vorschriften «pragmatisch umsetzen».
So stehe etwa auch die Neutralität der Schweiz als wichtiges Argument des Schweizer Finanzplatzes mit der Übernahme der meisten globalen Sanktionen auf dem Prüfstand. (awp/mc/pg)