Schweizer Altersvorsorge fällt laut Studie in Sachen Nachhaltigkeit zurück
Zürich – Das Altersvorsorgesystem in der Schweiz hat Nachholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit. Um die grössten Baustellen zu beheben, braucht es laut einer Studie des Beratungsunternehmens Mercer neben neuen Regeln zum Bezug von Altersleistungen als Rente vor allem die Streichung von Steuervergünstigungen auf Kapitalzahlungen und eine erhöhte Wohneigentumsquote.
Untersucht wurden die Altersvorsorge in 30 Ländern. Das Schweizer Vorsorgesystem erreichte dabei einen Gesamtindexwert von 67,6 und fiel damit im Ländervergleich 2017 mit einem Minus von 1,0 Indexpunkten von Rang 6 auf Rang 8 zurück, wie dem am Montag veröffentlichten «Melbourne Mercer Global Pension Index 2017» (MMGPI) zu entnehmen ist. International gesehen belegte Dänemark im sechsten Jahr in Folge den Spitzenplatz mit 78,9 von 100 Punkten, gefolgt von den Niederlanden mit nur 0,1 Punkten Rückstand sowie Australien.
Talfahrt gestoppt – Baustelle Nachhaltigkeit
Immerhin sei aber die rasante Talfahrt der Schweiz aus dem Vorjahr verlangsamt worden, heisst es. Damals schlug ein Minus 5,6 Punkten zu Buche. Die stärksten Verluste ergaben sich laut Mercer auch in diesem Jahr im Sub-Index Nachhaltigkeit. Hier verlor die Schweiz im Vergleich zum Vorjahr 2,6 Punkte und steht nun bei 64,7 Punkten. Der Grund hierfür sei vor allem im erstmals berücksichtigten realen Wirtschaftswachstums als Ranking-Faktor zu suchen, heisst es weiter.
Der Sub-Index Nachhaltigkeit untersucht anhand mehrerer Indikatoren, ob das aktuelle Vorsorgesystem über einen längeren Zeitraum tragfähig sei. Dabei stünden Faktoren wie Rückdeckung, Finanzierung, Demografie, Staatsverschuldung und – wie bereits erwähnt – erstmals auch das von der Weltbank gemessene reale Wirtschaftswachstum im Zentrum. Der Sub-Index Nachhaltigkeit wird den Angaben nach mit 35% gewichtet.
Aber auch die steigende Lebenserwartung bei gleichbleibendem Pensionierungsalter und die damit längere Rentenauszahlungsdauer hätten sich negativ auf Nachhaltigkeit ausgewirkt. Um die Tragfähigkeit über einen längeren Zeitraum zu verbessern, schlagen die Experten vor die Regelungen zum Bezug von Altersleistungen als Rente zu verschärfen und Steuervergünstigungen auf Kapitalzahlungen im Vergleich zu Renten aufzuheben. Zudem sei eine Steigerung der Wohneigentumsquote ratsam, heisst es dazu.
Der MMGPI wurde bereits zum neunten Mal in Kooperation mit dem Australian Centre for Financial Studies erstellt. Die Studie untersucht den Angaben nach die Altersversorgung verschiedener Länder hinsichtlich ihrer Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität. Dabei seien neben den staatlichen Rentensystemen und der betrieblichen Altersversorgung auch private Anlagen und Vorsorgemassnahmen berücksichtigt worden. (awp/mc/ps)