Zürich – Schweizer Banken fallen im globalen Digitalisierungsrennen laut einer Untersuchung weiter zurück. So ist etwa eine Kontoeröffnung ohne Videoanruf oder gar Filialbesuch immer noch kaum möglich.
Konkret fielen die hiesigen Retailbanken im globalen Digitalranking von Platz 18 im Jahr 2020 auf Platz 27 zurück, wie das Beratungsunternehmen Deloitte in der am Donnerstag veröffentlichten Studie «Digital Banking Maturity» schreibt. Bei der ersten Untersuchung 2018 hätte es die Schweiz in dem Ranking noch in die Top 5 geschafft. Während andere Märkte ihre digitalen Angebote ausgebaut hätten, seien die Schweizer Banken jetzt aber über die Jahre immer weiter zurück gefallen.
Gemäss der Untersuchung erreichten die hiesigen Banken im Durchschnitt einen «digitalen Reifegrad» von 39 Punkten. Das liege unter dem globalen Durchschnitt (41) – und weit hinter den digitalen Vorreitern (60+), unter denen keine Schweizer Bank sei, heisst es. «Während Echtzeit-Benachrichtigungen, KI-gestützte Spartools und digitale Versicherungen international längst Standard sind, fehlen diese Services bei vielen Schweizer Banken», so Deloitte.
Mehrere Tage bis Kontoeröffnung
Immerhin gebe es Fortschritte beim «digitalen Konto-Onboarding»: Alle ausser einer der untersuchten Schweizer Banken bieten mittlerweile eine digitale Kontoeröffnung an. Wartezeiten von mehreren Stunden oder Tagen sind hierzulande allerdings keine Seltenheit. Dabei ermöglichten internationale Digitalbanken Kontoeröffnungen mit KI-gestützten Echtzeit-Prüfungen in Sekunden. In der Schweiz hingegen bleiben oft ein Videoanruf oder gar ein Filialbesuch erforderlich.
«Schweizer Banken haben bei digitalen Kontoeröffnungen kleine Fortschritte gemacht, doch im Vergleich mit ausländischen Banken ist der Prozess nach wie vor vergleichsweise kompliziert und langsam», lässt sich Cyrill Kiefer, Banking Consulting Lead bei Deloitte Schweiz, in der Mitteilung zitieren. In Ländern wie Grossbritannien reiche ein Selfie und ein Ausweis-Scan für die Kontoeröffnung.
Auch etabliere sich im Ausland das Smartphone als primärer Zugangskanal für Bankgeschäfte: ein Beispiel hierfür seien Echtzeit-Benachrichtigungen zu Ausgaben. Doch lediglich rund ein Drittel der hiesigen Banken würden diese Funktion anbieten. Auch fehle es Schweizer Mobile-Banking-Apps oft an Basisfunktionen, welche Interaktionen und die Kundenbindung fördern würden, so Deloitte.
Das Beratungsunternehmen hat für die Studie mit der so genannten «Mystery Shopping»-Methode über 1000 digitale Bankfunktionen bei 349 Banken in 44 Ländern analysiert, darunter 12 hiesige Retailbanken mit zusammen über 80 Prozent Marktabdeckung. Dazu gehören Schweizer Universal-, Kantonal-, Genossenschafts- und Digitalbanken aus allen Sprachregionen. Damit sei die Branchenübersicht repräsentativ. (awp/mc/ps)