Patrick Odier, Präsident Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg)
Basel – Die Banken in der Schweiz sahen sich im vergangenen Jahr mit Unsicherheiten an den Finanzmärkten, zurückhaltenden Anlegern und regulatorischen Verschärfungen konfrontiert. Dies führte zu insgesamt rückläufigen Geschäftserfolgen, schreibt die Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) in einer Mitteilung, die am Dienstag veröffentlicht wurde.
So ging der Geschäftserfolg gemäss dem aktuellen Bankenbarometer um 3,8% auf 59,4 Mrd CHF zurück. Dabei erzielten die meisten Bankengruppen im vergangenen Jahr einen höheren Zinserfolg (+5,4%). Dieser Zunahme stehen allerdings Ertragsrückgänge im Handelsgeschäft (-26,4%) sowie im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft (-5,1%) gegenüber.
Bilanzsumme und Kreditlimiten stiegen
Die Bilanzsumme der Banken legte dagegen erneut zu: um 2,9% auf insgesamt 2,79 Mrd. Verantwortlich dafür waren insbesondere der markante Anstieg der flüssigen Mittel (+144%) und die weiterhin gestiegenen Hypothekarforderungen (+5,3%), so die Mitteilung.
Die gewährten Kreditlimiten stiegen um 5,1% wobei sich die beanspruchten Kredite um 4,3% auf 937 Mrd CHF erhöhten. Die Kreditlimiten seien damit mit 85,3% noch immer nicht ausgeschöpft worden, schreibt die SBVg weiter.
Den Personalbestand erhöhte sich 2011 um 0,1% auf 108’100 Mitarbeitende, wobei deren Zahl bei den Grossbanken um 0,4% und bei den Auslandsbanken um 2,5% abnahm. Die meisten anderen Bankengruppen bauten ihren Personalbestand aus.
Aussichten verhalten
Für das Jahr 2012 seien die Aussichten verhalten. So bleiben trotz der kurzfristig zuversichtlichen Stimmung auf den Finanzmärkten und steigender Wertschöpfung im Bankensektor im ersten Quartal 2012 die Risiken bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung bestehen.
Die eher verhaltenen Transaktionsvolumina an der Schweizer Börse widerspiegeln die nach wie vor hohe Unsicherheit der Anleger, heisst es. Dass eine weitere Verschärfung der Schuldenkrise verhindert werden könne, sei ein bedeutender Faktor für eine anhaltend positive Konjunkturentwicklung in der Schweiz.
Nachverhandlungen mit Deutschland abgelehnt
Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) erteilt Nachverhandlungen des Doppelbesteuerungsabkommens mit Deutschland eine deutliche Absage. «Wir haben immer betont, dass wir keine weiteren Zugeständnisse machen werden», sagte Verbandspräsident Patrick Odier anlässlich einer Medienkonferenz am Dienstag. Das Abkommen, aber auch jene mit Grossbritannien und Österreich, biete allen Beteiligten mehr Vor- als Nachteile und sei «daher fair und ausgewogen», sagte Odier. Der SBVg und mit ihr alle Banken in der Schweiz würden sich nachdrücklich zu den Steuerabkommen mit Deutschland, Grossbritannien und Österreich bekennen, so Odier weiter. Die Abkommen seien eine historische Chance und essentiell für die sogeanannte Weissgeldstrategie.
Er sei aber bezüglich einer Lösung mit Deutschland optimistisch. Spätestens Ende November oder Anfang Dezember bestehe die historische Chance, diese Jahrzehnte alte Baustelle definitiv zu schliessen, sagte Odier weiter.
USA müssen Schweiz entgegenkommen
Auch im Steuerstreit mit den USA müsse ein Lösung gefunden werden, sagte der SBVg-Präsident weiter. Die Schweiz sei den USA in den letzten Monaten in Fragen der Amtshilfe erheblich entgegengekommen. Nun sei es an den USA zu zeigen, dass sie an einer einvernehmlichen Verhandlungslösung interessiert seien.(awp/mc/cs)