UBS-Sitz in London.
Zürich – Die Schweizer Banken geben sich am Freitag unmittelbar nach dem britischen Votum zum EU-Austritt zurückhaltend über die Konsequenzen des Entscheids für ihr Geschäft. Verwiesen wird bei den Instituten auf die zweijährige Übergangsfrist für den Austritt Grossbritanniens aus der EU. Entsprechend werden die in Grossbritannien engagierten Banken zunächst einmal abwarten, wie sich das Verhältnis zwischen EU und Grossbritannien weiter entwickelt.
Die offiziellen Reaktionen von Bankenseite am Freitagmorgen sind entsprechend von Zurückhaltung geprägt. Man sei es sich gewohnt, das Geschäft auf Veränderungen vorzubereiten, wie es dem «demokratischen Willen der Öffentlichkeit entspricht», teilte die UBS mit. Man sei nun am Anfang eines mehrjährigen Prozesses und werde «so damit umgehen, wie wir das in unserem Heimmarkt tun würden».
Unmittelbar habe das Votum zum EU-Austritt keine «rechtlichen Implikationen» für Kunden wie auch für die Mitarbeitenden in Grossbritannien, liess die CS auf Anfrage wissen. Denn das Abstimmungsresultat führe ja nicht automatisch zu einer Änderung der rechtlichen Beziehungen Grossbritanniens mit der Europäischen Union.
Warten auf künftige Abkommen
Für Grossbritannien dürfte es nun nach dem Entscheid zum EU-Austritt darum gehen, wie sich der Marktzugang zur Europäischen Union künftig entwickeln wird, betont auch die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg). Entsprechend werden die nun folgenden Diskussionen des Königreichs mit der EU von den Schweizer Bankinstituten «genau verfolgt». Vor allem wird es für die künftige Positionierung darauf ankommen, wie ein künftiges Abkommen zwischen der EU und Grossbritannien über den Zugang zu Finanzdienstleistungen aussehen wird.
Nicht nur für die Banken gilt derweil, dass der Entscheid für den EU-Austritt eine «grosse Unsicherheit für alle Unternehmen» nach sich zieht – was sich mindestens kurzfristig negativ insbesondere auf Investitionen auswirken werde, so die Bankiervereinigung. Ob aber Schweizer Banken mittelfristig aus London in Richtung von EU-Finanzplätzen wie Paris oder Frankfurt wegziehen werden, darüber lässt sich nur spekulieren. Zumindest von Grossbankenseite heisst es allerdings, dass man bereits heute in der EU gut aufgestellt sei.
Beide Grossbanken sind in London stark vertreten. Die UBS beschäftigt derzeit in London rund 5’500 ihrer weltweit rund 60’000 Angestellten. Die CS hatte unabhängig vom Brexit-Votum bereits vergangenen Herbst angekündigt, in London etwa 2’000 ihrer rund 6’600 Arbeitsplätze abzubauen – insgesamt zählt die Credit Suisse weltweit gut 48’000 Angestellte.
Konjunkturelle Auswirkungen
An den Finanzmärkten beschäftigen sich die Analysten derweil eher mit den Auswirkungen eines sich verschlechternden ökonomischen Umfelds auf die Schweizer Bankinstitute. Die Schwäche des britischen Pfunds zum Franken könnte unmittelbar die Gewinnzahlen der Banken belasten, meint etwa der Bankenanalyst der UBS. Typischerweise fielen für Schweizer Banken ja 60 bis 70% ihrer Kosten in Franken an und nur 20 bis 30% der Erträge. Solange sich die heftige Abschwächung allerdings auf das Pfund beschränke, sei der Einfluss auf die Gewinne zumindest noch limitiert.
Die Banken sehen sich zudem nun mit einem Umfeld konfrontiert, das von anhaltend tiefen Zinsen und von stark gestiegenen konjunkturellen Unsicherheiten geprägt ist, bemerken die Analysten der ZKB. Relevant für die Finanzinstitute dürften zudem die steigenden Risikoprämien an Märkten mit schlechterer Bonität sein. (awp/mc/ps)