Zürich – Neue Funktionen wie kontaktloses oder mobiles Bezahlen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, wie der aktuelle Swiss Payment Monitor der ZHAW und der Universität St. Gallen zeigt. Den klassischen Zahlungsmitteln vertrauen Schweizerinnen und Schweizer derzeit aber noch mehr.
Das beliebteste Zahlungsmittel bei den Schweizerinnen und Schweizern ist – wie bereits im Vorjahr – die Debitkarte (Maestro-Karte, PostFinance Card, V PAY). Zu diesem Ergebnis kommt der zum zweiten Mal durchgeführte Swiss Payment Monitor der ZHAW School of Management and Law und der Universität St. Gallen. Zwar wird in der Schweiz noch immer häufiger mit Bargeld bezahlt als mit der Karte, gemessen am Umsatz liegt die Debitkarte jedoch mit 29 Prozent der Gesamtausgaben vor Bargeld (27 Prozent), Kreditkarte (22 Prozent) oder Mobile Payment (knapp 2 Prozent).
Zusätzlich wird die Debitkarte als praktischer, attraktiver, schneller und zukunftsweisender eingeschätzt als Bargeld, dies zeigt die repräsentative Studie, bei der 2018 über 1000 Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren aus allen drei Landesteilen der Schweiz befragt wurden. Gemäss Tobias Trütsch, Zahlungsökonom der Universität St. Gallen, ist diese Beliebtheit nicht zuletzt auf die Einführung der Kontaktlosfunktion zurückzuführen, die insbesondere bei jüngerem Publikum grossen Anklang findet. Laut Selbsteinschätzung der Befragten nutzen inzwischen bereits über 50 Prozent das kontaktlose Bezahlen mittels Debitkarte. Damit bewegt sich das kontaktlose Bezahlen mit der Debitkarte anteilsmässig im Bereich des kontaktlosen Bezahlens mit der Kreditkarte.
Mobiles Bezahlen ist auf dem Vormarsch
Nebst den traditionellen Zahlungsmitteln ist der Schweizer Bevölkerung mittlerweile auch das sogenannte Mobile Payment geläufig. Über 90 Prozent kennen mobile Bezahlverfahren. «Trotzdem», stellt ZHAW-Zahlungsmittelexpertin Bettina Gehring fest, «existiert in der Öffentlichkeit derzeit noch kein einheitliches Verständnis von Mobile Payment.» Am stärksten assoziiert werde der Begriff mit Zahlungen in einer App mit integrierter Bezahlfunktion (sog. «In‐App»‐Zahlungen), Bezahlen mit dem Mobiltelefon vor Ort in einem Geschäft bzw. an der Verkaufsstelle sowie Bezahlen mit dem Mobiltelefon im Internet bzw. in einem Onlineshop. Gegenüber 2018 hat diesbezüglich in der Wahrnehmung eine Verlagerung von mobilem Bezahlen als «Bezahlen vor Ort» (POS-Zahlungen) in Richtung «Remote Payments», wie bspw. Zahlung im Onlineshop, stattgefunden.
Neuere Bezahlmethoden wie kontaktloses oder mobiles Bezahlen werden aufgrund verschiedener Sicherheitsbedenken in der Tendenz zwar negativer wahrgenommen als die klassischen Zahlungsmittel Bargeld, Debitkarte und Kreditkarte. In der Wahrnehmung der Befragten zeichnet sich diesbezüglich allerdings allmählich ein Wandel ab. Derzeit am wenigsten Anklang findet das mobile Bezahlen an einem stationären Verkaufspunkt, welches als «unnötig», «langsam» und «nicht verlässlich» kritisiert wird. Generell fallen die Bewertungen bei den Nichtnutzern dieser Zahlungsmittel wesentlich schlechter aus als bei den Nutzern.
Kontaktlose und mobile Bezahlverfahren haben Potenzial
Das Potenzial neuerer Bezahlverfahren ist noch lange nicht ausgeschöpft. Entsprechend könnten sich drei von fünf Personen vorstellen, kontaktloses Bezahlen innerhalb der nächsten drei Jahre entweder zu nutzen oder noch häufiger zu nutzen. Vergleichsweise höher liegt die Nutzungsabsicht beim mobilen Bezahlen. Das höchste Potenzial (65 Prozent) wird dabei dem mobilen Bezahlen im Internet zugeschrieben, dicht gefolgt von «In‐App»‐Lösungen (60 Prozent). Wie schnell und in welchem Ausmass das Zahlungsverhalten sich in den nächsten Jahren weiterentwickelt, ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer abschätzbar. Es wird aber immer deutlicher, dass in Zukunft das Bargeld vom bargeldlosen Bezahlen zunehmend verdrängt wird. (ZHAW/mc/pg)
Swiss Payment Monitor
Das Swiss Payment Research Center (SPRC) der ZHAW sowie die Executive School of Management, Technology and Law (ES-HSG) der Universität St. Gallen beschäftigen sich seit Jahren unabhängig voneinander mit Fragestellungen rund ums Thema Bezahlen. Gemeinsam haben sie letztes Jahr erstmals den Swiss Payment Monitor durchgeführt. Dies war die erste jährliche Schweizer Zahlungsstudie, welche Konsumentenperspektive und makroökonomische Sicht verbindet. Durch Kombination von Onlinebefragung und Tagebuch-Erhebung sowie durch Verknüpfung mit öffentlichen Daten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) kann der tägliche Einsatz der Zahlungsmittel realitätsgetreu abgebildet werden. Insgesamt wurden über 1000 Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren aus allen drei Landesteilen der Schweiz repräsentativ befragt. Die Studie wird finanziert durch die beiden Forschungsinstitutionen, die Swiss Payment Association (Branchenorganisation aller grossen Schweizer Herausgeber von Kreditkarten der internationalen Kartenorganisationen) sowie die Industriepartner Concardis und SIX Payment Services.